Messe

„Eigentlich tut es nicht weh“

Ein buntgemischtes Publikum bevölkerte am Wochenende die erste Horber Tattoo-Convention. Die SÜDWEST PRESSE hat sich umgeschaut – und einen Tattoo-Neuling entdeckt.

25.09.2017

Von Fabian Schäfer

Wer keine eigene Idee hatte, konnte sich bei jedem Stand Muster und Vorlagen anschauen – und optional direkt für eines entscheiden. Das durchdringende Surren der Nadeln erschwerte das jedoch sichtlich oft.Bilder: Wagner

Wer keine eigene Idee hatte, konnte sich bei jedem Stand Muster und Vorlagen anschauen – und optional direkt für eines entscheiden. Das durchdringende Surren der Nadeln erschwerte das jedoch sichtlich oft.Bilder: Wagner

Eigentlich tut es nicht weh“ – die Worte der jungen Frau wirken wie ein Widerspruch zu ihrem angespannten Gesicht. Immer wieder schließt Corinna kurz die Augen, einmal zuckt sie ein wenig. Michael Dudas vom Horber Tattoo-Studio „Soulgallery Tattoo“ beugt sich mit konzentrierter, aber entspannter Miene über den Oberkörper der Salzstetterin. Knapp unterhalb des linken Schlüsselbeins setzt er die Nadel an.

Für Corinna ist es das erste Tattoo ihres Lebens. Es wird ein verziertes Herz mit den Namen ihrer Kinder. Gemeinsam mit ihrer Freundin Doreen hat sie sich vorgenommen, sich auf der Horber Convention ihr erstes Tattoo stechen zu lassen. „Ich habe am Freitag vorgelegt und mir meinen Mädchennamen stechen lassen. Heute ist sie dran“, berichtet Doreen, die sich ein kleines Grinsen ob des Gesichtsausdrucks ihrer Freundin nicht verkneifen kann.

Einen T-Rex auf die Wade

Deutlich gelassener lässt Vivien aus Nagold die Prozedur über sich ergehen. Allerdings hat sie auch schon Erfahrung: Auf ihren Beinen prangen bereits Schmetterlinge, Falter und Blätter. Heute soll ein Tyrannosaurus-Rex auf der linken Wade dazukommen – mit Schleifchen auf dem Kopf. „Ein Mädchen-T-Rex“, erklärt Vivien lächelnd. Die Vorlage für das Motiv hat sie selbst mitgebracht und sich auch frühzeitig einen Termin beim Studio „Bold as love“ aus Stuttgart besorgt. „Ich habe schon mehrere von ihm, daher war meine Wahl klar“, erklärt die junge Frau.

Fünf Stunden für einen Schwan

Es ist deutlich voller in den Gängen der Tattoo-Convention als noch beim Auftakt am Freitag. Wie von den Veranstaltern angekündigt, treiben sich auch viele Familien im „Quartier 77“ herum. Neben weiteren Schaulustigen sind auch immer noch viele Hardcore-Tattoo-Fans in Horb, die sich nach weiteren Motiven für die – oftmals wenigen – verbleibenden untätowierten Körperstellen umschauen. Auf reges Interesse stößt auch der Nagolder Barbershop „Klaus“, der klassische Haar- und Bartschnitte anbietet.

Vor dem Eingang genießen viele Besucher die in jüngster Zeit rar gewordenen Sonnenstrahlen. Einige haben ein Stück Plastikfolie über dem Schenkel, dem Arm oder der Schulter – bei großen Tattoos brauchen Kunde wie Tätowierer zwischendurch auch mal eine kleine Pause. Das gilt auch für Alexandra aus Horb, die sich – wie einer echten Neckarstädterin würdig – einen Schwan auf den Oberarm tätowieren lässt. Viereinhalb bis fünf Stunden hat ihr Tätowierer für das Werk anberaumt. Die Stelle knapp unterhalb der Schulter sei jedoch „angenehm“, erzählt Alexandra. „Ich konnte schon vorab einen Termin bei einem Tätowierer machen, der sonst für mich nicht greifbar ist“, erzählt sie. „Tattoo Perspektiv“, an dessen Stand die Horberin sitzt, kommt aus Budapest.

Sitzen kann Messe-Organisator Johannes Kiefer dagegen eher nicht. Der „Kulisse“- und „Quartier 77“-Betreiber ist ständig in den Gängen unterwegs und lässt es sich auch nicht nehmen, den Tätowierern bei der Arbeit Getränke zu bringen. „Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen. Es waren querbeet alle da, von Tattoo-Verrückten bis Familien“, erzählt Kiefer.

Ein Gast sei ihm aufgefallen, der extra aus Schweden angereist sei und sich bis Sonntagmittag drei Tattoos stechen ließ. „Heute habe ich ihn noch nicht gesehen, aber er ist sicher da“, sagt Kiefer grinsend. Einmal sind die Messe-Organisatoren am Wochenende ins Schwitzen gekommen: Am Samstag gab es für kurze Zeit kein Wasser auf dem gesamten Kasernen-Areal. Ansonsten lief alles wie – nun ja – geritzt.

Corinna aus Nagold ließ sich am Sonntagmittag ihr erstes Tattoo stechen - eine leichte Nervosität war da.

Corinna aus Nagold ließ sich am Sonntagmittag ihr erstes Tattoo stechen - eine leichte Nervosität war da.

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Erstellt:
25.09.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec
zuletzt aktualisiert: 25.09.2017, 01:00 Uhr

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