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Ein Horber im Exil: Dr. Schach hält Sprechstunde im Herzen Afrikas

Rainer Schach betreibt seit Anfang März in Bujumbura eine Arztpraxis. Täglich behandelt er zehn bis 15 Patientinnen und Patienten. Der NECKAR-CHRONIK schickte er einen ersten Bericht.

28.03.2024

Von Rainer Schach

Rainer Schach in seiner Praxis in Bujumbura. Bilder: Privat

Rainer Schach in seiner Praxis in Bujumbura. Bilder: Privat

Schon sind über drei Monate vergangen, seit der Altheimer Arzt Rainer Schach in Burundis größter Stadt Bujumbura angekommen ist. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte er dort am 1. März seine Praxis eröffnen.

Acquilina Schach ist mit den beiden Hunden des Ehepaars bereits seit August vergangenen Jahr vor Ort. Eigentlich hätte nichts dagegen sprechen sollen, schon am 1. Januar die Praxis zu eröffnen, die Räumlichkeiten waren schon renoviert und eingerichtet. Doch die dortige Bürokratie machte Schach einen Strich durch die Rechnung.

„Es gestaltete sich sehr mühsam, meine Zulassung als Arzt zu erlangen“, erklärt Schach. Über zehn Besuche beim Gesundheitsministerium erbrachten zum Schluss die Auskunft, dass er sämtliche Papiere zur Bestätigung beim Bildungsministerium vorlegen müsse. Gesagt, getan: Auch hier folgten, Schach zufolge, mindestens zehn Besuche, jeweils mit dem entsprechenden „Eintrittsgeld“, wie er es beschreibt. Dort wurde ihm mitgeteilt, dass alle Papiere ins Französische übersetzt werden müssten. Schach erzählt: „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und uns mit viel Sport über Wasser und fit gehalten. Doch eigentlich wollten wir auch noch ärztlich tätig sein.“

Durch frühere Projekte mit der Stiftung Entwicklung und Zusammenarbeit, die ein Büro in Bujumbura betreibt, und mit dem Staatsministerium Baden-Württembergs wurde Schach in Projekte, die das Bundesland unterstützt, eingebunden. So assistierte er dem burundischen Roten Kreuz, gab Sprachkurse an der Universität und verteilte Beatmungsgeräte zusammen mit dem deutschen Botschafter Carsten Hölscher.

Bluthochdruck bereitet Probleme

„Nach sechs Wochen nahm dann nach Intervention des Außenministeriums das Projekt Praxis langsam Fahrt auf“, berichtet Schach. Am 1. März konnte er die Türen seiner Praxis schließlich öffnen. Nachdem er übers Internet eine kurze Bekanntgabe veröffentlichte, konnten sie sich in den ersten Tagen vor Terminwünschen kaum retten, wie er erzählt.

Nach drei Wochen seien sie immer noch dabei, diese abzuarbeiten. Sie versuchen, täglich zehn bis 15 Patientinnen und Patienten zu behandeln. Die meisten haben schon fortgeschrittene Erkrankungen. Der Schwerpunkt sind dabei Bluthochdruck mit Folgeerkrankungen, Diabetes, Herzschwächen, Kinder mit angeborenen Herzfehlern und Rhythmusstörungen. Wenn der Patientenstau abgearbeitet ist, plant Schach, noch Sprechstunden an einem Wochentag in einem Krankenhaus an der Grenze zum Kongo sowie an seinem alten Krankenhaus in Songa abzuhalten.

Über die Lage in Burundi berichtet er, dass seit vergangenem Jahr die Lebensmittelpreise drastisch gestiegen sind. Derzeit betrügen sie etwa das Doppelte wie vor einem Jahr.

Ein großes Problem für das Land sei auch die hohe Arbeitslosigkeit junger Menschen nach abgeschlossenem Studium. Falls jemand Arbeit findet, sei das Gehalt so niedrig, dass es kaum zum Leben reiche. Ein Arzt verdiene beispielsweise etwa 500 US-Dollar pro Monat. Gleichzeitig sehe er eine deutlich erhöhte Bautätigkeit, vor allem Privathäuser würden sehr üppig gebaut werden. „Die Schere arm-reich klafft zunehmend auseinander“, eröffnet der Arzt.

Weiter beschreibt er, dass die Versorgung mit Kraftstoff, ob Benzin oder Diesel, seit Anfang Dezember einen neuen Tiefstand erreicht habe. Er sagt: „Wenn eine der zahlreichen Tankstellen beliefert wird, bilden sich sofort lange Schlangen. Die Fahrer warten meist die ganze Nacht auf die Betankung.“ Aufgrund der Knappheit fahren wenig Taxis, auch der Busverkehr sei empfindlich gestört.

Mit wenig Mitteln viel erreichen

„Für uns bedeutet das, viel mehr zu Fuß zu erledigen“, erklärt Schach. Fahrten ins Landesinnere, zum Beispiel in die Hauptstadt Songa-Gitega, haben sie bisher nicht unternommen, da dort die Versorgung mit Benzin noch schlechter sei. „Das hört sich alles etwas pessimistisch an“, gesteht Schach. Sie hoffen, dass sich die Lage in nächster Zeit entspannt und die Grenzen zu Ruanda , die derzeit geschlossen sind, wieder geöffnet werden und dadurch auch die Preise weniger steigen.

„Wir selbst sind zufrieden. Wir können mit wenigen Mitteln viel erreichen“, so der Arzt. Vor allem auf die medikamentöse Therapie der Herz/Kreislauferkrankungen sei er stolz. Mit Unterstützung durch den Rotary-Club Horb/Oberer Neckar, der ihm die Geräte zukommen ließ, können sie demnächst 24-Stunden-EKGs und 24-Stunden-Blutdruckmessungen anbieten.

Rainer Schach (links) bei der Übergabe der Beatmungsgeräte mit Botschafter Carsten Hölscher. Bild: Privat

Rainer Schach (links) bei der Übergabe der Beatmungsgeräte mit Botschafter Carsten Hölscher. Bild: Privat

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Erstellt:
28.03.2024, 18:48 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 28.03.2024, 18:48 Uhr

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