Handwerk

Ein „Sympathieträger“ fürs Handwerk

Der Weitinger Kevin Schwab wurde als dritter Sieger der Handwerkskammer Reutlingen ausgezeichnet. Damit ist der 21-Jährige ein gutes Beispiel dafür, dass die Branche trotz großer Konkurrenz und widrigen Arbeitsverhältnissen noch immer junge, engagierte Leute anziehen kann.

21.10.2017

Von Hermann Nesch

Kevin Schwab (Mitte) wurde beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2017 als dritter Sieger der Handwerkskammer Reutlingen ausgezeichnet. Unser bild zeigt ihn zusammen mit seinem Meister und „Döte“ Berthold Schmid und dessen Ehefrau und „Dote“ Elisabeth. Bild: Nesch

Kevin Schwab (Mitte) wurde beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2017 als dritter Sieger der Handwerkskammer Reutlingen ausgezeichnet. Unser bild zeigt ihn zusammen mit seinem Meister und „Döte“ Berthold Schmid und dessen Ehefrau und „Dote“ Elisabeth. Bild: Nesch

Handwerk hat goldenen Boden“, heißt ein altes Sprichwort und Sprichwörtern liegen einschlägige Erfahrungen zugrunde. Viele junge Leute haben aber nicht unbedingt einen Handwerksberuf in ihrer Lebensplanung. Die Branche leidet darunter und beklagt sich über den Mangel an Auszubildenden, mit der Folge auch an Fachkräften.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Das zeigt sich bei vielen Betrieben in der Umgebung, die immer wieder sehr willige und engagierte, gute und – im buchstäblichen Sinne – sogar „ausgezeichnete“ Gesellen und Meister hervorbringen. Dies gilt aktuell auch für den Sanitärtechnik-Betrieb von Berthold Schmid in Ergenzingen und seinen frischgebackenen Gesellen Kevin Schwab aus Weitingen.

Der 21-Jährige wurde beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2017 als dritter Kammersieger ermittelt und kürzlich bei der Lossprechung am 13. Oktober entsprechend gewürdigt. Die Handwerkskammer Reutlingen mit ihren über 13 000 Mitgliedsbetrieben und rund 80 000 Beschäftigten umfasst die fünf Landkreise Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb. Am 6. Dezember folgt die offizielle Auszeichnung bei einem großen Festakt in Albstadt.

Im Gespräch mit unserer Zeitung nahm Berthold Schmid, der selbst aus Weitingen stammt und in Ergenzingen verheiratet ist, das gute Abschneiden zum Anlass, ein Plädoyer für das Handwerk zu halten, das insgesamt der größte Arbeitgeber im Land ist. Er sei stolz auf das gesamte Handwerk, dessen qualitative Anforderungen und Aufgaben heutzutage bei vielen
Jugendlichen wenig geschätzt werden. Entweder gebe es sehr gute Leute oder solche, die
aus Mangel an Alternativen nichts anderes finden würden. Es fehle momentan das breite solide Mittelfeld.

Konkurrenz durch Großindustrie

Alle wollten gute Handwerker haben, wenn man selbst Bedarf habe, aber wenige nur wollten es werden. Deshalb müssten weitere Anreize geschaffen werden. Dabei seien in vielen Berufen inzwischen rechte hohe Ansprüche und interessante technische Herausforderungen verbunden. Der Handwerker müsse Gewerke übergreifend denken, planen und handeln können.

Hinzu kämen menschliche Qualitäten, die sprachliche Gewandtheit, Probleme zu benennen und zu beschreiben, sowie Tugenden wie Zuverlässigkeit und Sauberkeit. Diese „Sympathieträger“ und „Botschafter der Betriebe“ seien bei der Kundschaft hoch geschätzt. Es könnten nicht alle in die Großindustrie gehen, wo möglicherweise durch den vermehrten Einsatz von Robotern künftig durchaus Arbeitsplätze wegfallen werden. Der Handwerker vor Ort sei immer notwendig, somit das „Handwerk die Wirtschaftskraft von nebenan“, wie es die Branche insgesamt ausdrückt.

Deshalb sei es unverständlich, dass selbst einfachere Arbeiten in der Großindustrie besser bezahlt würden, obwohl Handwerker vielfach Wind und Wetter und höheren körperlichen Belastungen ausgesetzt seien. Aber vielleicht sei es gerade das, was viele junge Leute abschrecke. Ein guter Handwerker aber könne ebenfalls Erfüllung in seiner Arbeit finden und gutes Geld verdienen.

Berthold Schmid und auch seine Frau Elisabeth, die das Büro leitet, zeigten sich stolz über ihr gemeinsames Patenkind. Der Sanitärtechnik-Meister erkannte das technische Interesse schon sehr früh an seinem jetzigen Gesellen. So schenkte er ihm zur Erstkommunion bereits einen „echten“ Werkzeugkoffer, das „richtige Geschenk für das begeisterte Büble“.

Dieses „Büble“ sei schon vor dem erfolgreichen Besuch der Realschule Horb von selber auf ihn zugekommen, um im Ergenzinger Betrieb vom September 2013 bis Februar 2017 eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik zu absolvieren. Das neue Ziel heißt nun, in spätestens zwei Jahren mit dem Sammeln weiterer beruflicher Erfahrung die Meisterschule zu besuchen, wobei sein Chef und „Döte“ ihn danach auch halten und mit ihm planen will.

Ruhe, Zuverlässigkeit und Engagement zeichnen Kevin Schwab auch in seiner Weitinger Vereinstätigkeit aus. So ist er Ausschussmitglied des Narrenvereins und Co-Gruppenführer der „Blotzer“-Maskengruppe, aktiver Luftgewehrschütze und Jugendleiter im Schützenverein sowie Mitglied der Weitinger Feuerwehrabteilung und dort Mitbetreuer der
Jugendwehr.

Auch bei einem Arbeitseinsatz in den österreichischen Alpen bei der Modernisierung und Sicherstellung der Energieversorgung der 2100 Meter hoch gelegenen Kaltenberghütte machte Schwab mit, um sein schon vorhandenes Fachwissen einzubringen. „Solche Leute sollte man klonen können“, meinte sodann auch Co-Chefin und „Dote“ Elisabeth Schmid.

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Erstellt:
21.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 21.10.2017, 01:00 Uhr

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