Frauenfußball

Ein neuer Lebensabschnitt

Die 18-jährige Altheimerin Franziska Herrmann, die für den VfL Sindelfingen die Kickstiefel geschnürt hat, muss aufgrund von Verletzungen ihre Karriere beenden.

29.06.2017

Von Milos Kuhn

Franziska Herrmann muss ihre Fußball-Karriere im Alter von nur 18 Jahren beenden. Privatbild

Franziska Herrmann muss ihre Fußball-Karriere im Alter von nur 18 Jahren beenden. Privatbild

Ihr Ziel war einst, für die Frauen-Auswahl des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) zu spielen. Die Altheimerin Franziska Herrmann galt als eines der größten Abwehrtalente, lief für die Zweite Mannschaft des VfL Sindelfingen in der Oberliga Baden-Württemberg auf, der Sprung in die Erste Mannschaft und damit in die 2. Frauen-Bundesliga Süd schien nur eine Frage der Zeit. Doch nun wurde das Leben des 18-jährige Abwehrtalents auf den Kopf gestellt: Herrmann muss ihre Profikarriere beenden, bevor diese richtig los gegangen ist.

2014 sprach Herrmann davon, dass viele der ehemaligen Mitspielerinnen irgendwann einfach aufgehört haben zu spielen. Nun muss sie es selbst tun. Nicht etwa, weil ihr die Lust und der Ehrgeiz verloren gegangen ist oder die 100 Kilometer, die zwischen Altheim und Sindelfingen liegen, zu viel geworden sind.

Nein, in den letzten drei Jahren hat sie bereits mehr Verletzungen gehabt als viele Profifußballer und Rentner zusammen. Ihre Krankenliste liest sich wie die eines Stuntmans. Dies ist der Grund dafür, weshalb die 18-Jährige ihren Traum, einmal in der Bundesliga oben mitzuspielen und vom Deutschen Fußball Bund (DFB) berufen zu werden, begraben muss.

Verletzung kurz nach dem „Go“

Im Frühjahr 2015 fing ihre persönliche Odyssee an: Der erste Kreuzbandriss und eine daraus resultierende neunmonatige Zwangspause. Kaum war sie danach wieder auf dem Platz, zog sie sich einen erneuten Kreuzband- und gar Meniskusriss zu. Die Folge: Zwei weitere Operationen und ein weiteres Jahr ohne ihren geliebten Sport. Gegen Ende des Jahres 2016 war es dann soweit: Das Abwehrtalent aus Altheim bekam von den Ärzten das „Go!“, um wieder auf dem Platz stehen zu können.

Doch nach einem im wahrsten Sinne des Wortes beinharten Zweikampf kam der alles entscheidende Rückschlag: Das Knie der nunmehr ehemaligen Profifußballerin hatte sich so arg verdreht, dass Herrmann nicht mehr auf hohem, professionellem Niveau Fußball spielen kann. Sie muss ihre Karriere im Alter von 18 Jahren beenden. „Es ist natürlich traurig, aber an sich geht es mir jetzt relativ gut. Ich habe mit mir gekämpft, aber war es schon nach den ersten Verletzungen gewohnt, auf der Bank zu sitzen“, sagt Herrmann.

Von daher sei es keine große Umstellung, nicht mehr auf dem Platz stehen zu können. Natürlich fehle ihr der Fußball, „es ist einfach ein tolles Gefühl gewesen“, erklärt sie. Doch nicht in allen Bereichen sei die Verletzung negativ gewesen: „Ich hatte mehr Zeit für meine Freunde und konnte mich sehr gut für das Abitur vorbereiten“, sagt sie. Letzteres lief in der Folge erwartungsgemäß gut.

Vom Fußball zum Produktdesign

Zudem verbrachte sie nach den Verletzungen viel Zeit in der Physiotherapie, um mit einem möglichst geringen Schaden davonzukommen. Denn: Ihr fußballerisches Potenzial will Herrmann trotz allem nicht ganz aufgeben. „Ich kann zwar nicht mehr vier bis fünf Mal in der Woche trainieren, aber hobbymäßig werde ich auf alle Fälle noch spielen.“

Trotz der Invalidität sowie der großen Entfernung nach Sindelfingen konnte die 18-Jährige den Kontakt zu ihrem Team aufrecht erhalten und weiterhin bei jedem Spiel zuschaut. „Ich stehe der Mannschaft mental bei und helfe da, wo es geht“, sagt sie stolz. Dadurch fiele ihr immerhin der Abschied vom Rasen leichter. Die Unterstützung können ihre Mitspielerinnen natürlich vor allem in der nächsten Saison gut gebrauchen, um wieder im oberen Tabellendrittel mitspielen zu können.

Mit dem Schulabschluss in der Tasche ist es nun Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. „Ich werde eine Ausbildung als Technische Produktdesignerin machen“, verrät die Altheimerin. Damit bleibt Franziska Herrmann auch weiterhin mit ihrem ehemaligen Verein und fußballerischem Umfeld erhalten – die Ausbildung absolviert sie nämlich in Sindelfingen.

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Erstellt:
29.06.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.06.2017, 01:00 Uhr

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