Ein weiterer Syrer findet Arbeit

Eutinger Baugeschäft Seele hat Flüchtling eingestellt / Ein Beitrag zur Integration

Seit August 2015 wohnt Mohamad Kurmo in Eutingen, genauer gesagt: im Eutinger Bahnhof, der zum Ortstteil Rohrdorf gehört. Zuvor kam er über die den Balkan nach Deutschland und hier ins Erstaufnahmelager Ellwangen an der Jagst. Seit Juni hat er nun Arbeit gefunden, auf dem Bau bei der Firma Seele in Eutingen.

26.07.2016

Von HERMANN NESCH

Mohamad Kurmo (Mitte) hat bei der Baufirma Seele in Eutingen einen Arbeitsplatz gefunden. Unser Bild zeigt ihn mit Firmenchef Wolfgang Seele (rechts) und den frisch gebackenen Polier Jan Schmid aus Weitingen (links), der den Syrer in seiner Kolonne unter den Fittichen hat.Bild: hn

Mohamad Kurmo (Mitte) hat bei der Baufirma Seele in Eutingen einen Arbeitsplatz gefunden. Unser Bild zeigt ihn mit Firmenchef Wolfgang Seele (rechts) und den frisch gebackenen Polier Jan Schmid aus Weitingen (links), der den Syrer in seiner Kolonne unter den Fittichen hat.Bild: hn

Eutingen. Der Bau ist auch die berufliche Heimat des 30-Jährigen, der aus seiner Heimat Syrien aus politischen Gründen geflüchtet ist. Lange Zeit hat er im Libanon gearbeitet, ehe er den Weg nach Deutschland gesucht hat. Sein Heimatdorf liegt in der Nähe von Idlib, der 1,8 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Nordwesten Syriens an der Grenze zur Türkei.

Obwohl der belebte Markt der Millionenstadt von russischen und syrischen Kampfjets bombardiert worden ist – mindestens 21 Menschen, darunter viele Kinder kamen ums Leben –, ist seine Frau mit drei Kindern aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Türkei noch recht sicher. Dass sie nachkommen sollen, ist Kurmos größter Wunsch. Doch Geduld ist hier gefragt, wie bei vielen anderen seiner Landsleute auch. Und Geduld hat er. Das bestätigen sein Arbeitgeber Wolfgang Seele und auch sein „Kapo“, der Weitinger Jan Schmid. Doch nicht nur das, sondern auch unbedingten Willen, arbeiten zu wollen.

„Er stellt sich gut und sehr geschickt an, ist sehr engagiert und willig“, erklären Seele und Schmid übereinstimmend. Er wolle lernen und sich stetig weiter verbessern.

Sprachlich hapert es zwar noch ein wenig, aber auch das gebe sich mit der Zeit. Die Verständigung klappt trotzdem. Man rede halt mit Händen und Füßen. Nach dem Sprachkurs am Hermann-Hesse-Kolleg in Horb folgt bald der Integrationskurs.

Bis dieser startet, arbeitet Mohamad Kurmo in Vollzeit bei der Baufirma Seele. Begonnen hatte der Job im Juni mit einem dreiwöchigen Praktikum, das ihm vom Jobcenter in Horb vermittelt wurde. „Es hat gepasst“, erklärt Wolfgang Seele. Er stellte seinen Praktikanten in Vollzeit ein. Den Lohn auf der Basis des Mindestlohns beim „Bau Hauptgewerbe“ – der etwas höher ist als der Durchschnitt – teilen sich das Jobcenter und die Firma je zur Hälfte.

„Wenn er sich so weiterentwickelt“, meint Wolfgang Seele, „kann er bald auch den Maschinenführerschein erwerben“. Er ist froh über seinen syrischen Mitarbeiter, beklagt die Baubranche doch den Fachkräftemangel. Jan Schmid, der den Kollegen in seiner Kolonne ebenfalls über den grünen Klee lobt, kann dies nur bestätigen. Das sei, neben dem Erlernen der Sprache als wichtiger Voraussetzung, die beste Möglichkeit sich zu integrieren.

Mohamad Kurmo fühlt sich nach eigenen Angaben in der zwölfköpfigen Firma sehr wohl, ist froh und dankbar, dass er die Stelle bekommen hat und arbeiten kann. Er will die Chance und Hilfe nutzen, die er von seinem Chef und allen Kollegen gewährt und angeboten bekommt.

Seine Chance genutzt hat zuvor auch Jan Schmid, der in neunwöchiger Ausbildung in Vollzeit die Ausbildung zum Polier erfolgreich in Sigmaringen abgeschlossen hat. Der Weitinger hat den Mann aus Syrien auf der Baustelle unter seinen Fittichen.

Der Staat, so Jan Schmid und Wolfgang Seele, kann den Rahmen für die Integration schaffen. Es ist aber vor allem die Leistung der Menschen selbst, die sich ein Leben hier aufbauen wollen. Sie trauen dies Mohamad Kurmo zu und wollen ihren Anteil dazu beitragen. Mit Arbeitsplätzen, die den Boden bereiten, „schafft man das“.

Einige weitere im Eutinger Bahnhof und in Weitingen wohnende syrische Flüchtlinge haben ebenfalls schon Teilzeitarbeitsplätze und können Berufspraktika absolvieren.

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Erstellt:
26.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 26.07.2016, 01:00 Uhr

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