Empfingen · Soziales

Familie Poppe ist dankbar für all die Unterstützung

Rund 45000 von benötigten 180000 Euro sind für den Aufzug für Bastian Poppe aus Empfingen gesammelt. Die ersten Bauarbeiten beginnen bald.

15.04.2024

Von Mira Bültel

Die Familie Poppe (von links): Mutter Nadine, Max, Vater Marc und Bastian. Privatbild: Poppe

Die Familie Poppe (von links): Mutter Nadine, Max, Vater Marc und Bastian. Privatbild: Poppe

Marc Poppe ist voller Dankbarkeit: für Vereine, Einrichtungen, Bürgerinnen und Bürger, Gruppen – jeden und jeder, der oder die bereits für seine Familie gespendet und ihnen Solidarität, Hilfe und Unterstützung angeboten hat. Vom Kuchenverkauf über Auto-Charityfahrten bis hin zu Benefiz-Konzerten – 18 Aktionen wurden seit Herbst 2023 ins Leben gerufen, um die Familie aus Empfingen zu unterstützen. Die ersten Bauarbeiten für den benötigten Fahrstuhl sollen noch dieses Jahr beginnen.

Der zwölfjährige Bastian Poppe hat die seltene und unheilbare Erkrankung Muskeldystrophie Duchenne, eine fortschreitende Muskelerkrankung, die mit zunehmendem Muskelschwund bis hin zur vollständigen Bewegungslosigkeit einhergeht. Inzwischen ist der Junge auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Eltern Marc und Nadine haben das Haus in Empfingen, in dem die Familie wohnt, in Eigenleistung kernsaniert und behindertengerecht eingerichtet.

Grundstein für das Projekt

Damit Bastian zukünftig vom Erdgeschoss, wo sich Eingangstür und Therapiezimmer befinden, in den ersten Stock zu den Zimmern von ihm, seinen Eltern und seines Bruders Max sowie Wohn- und Esszimmer und Badezimmer gelangen kann, braucht die Familie Poppe einen Aufzug. Dieser kann nur an der Außenwand angebracht werden, mit Zugängen im Haus. 180000 Euro kostet das Projekt. Diese Kosten kann die Familie nicht mehr alleine stemmen und startete daher im November 2023 einen Spendenaufruf auf der Plattform „GoFundMe“ (wir berichteten).

„Bis zu den 180000 Euro ist es noch ein weiter Schritt“, sagt Poppe. Knapp 45000 Euro an Spenden sind inzwischen zusammengekommen. „Das ist der Grundstein. Wir sind mehr als zwei Jahre an dem Thema dran, wir müssen jetzt optisch etwas sehen, es muss vorangehen sonst verlieren wir die Hoffnung“, sagt Poppe.

Deswegen steht als Erstes der Schacht für den Aufzug an. Statik und Architektur seien bereits durch, „der Bauantrag ist auf dem Weg zu uns“, informiert Poppe. Sobald dieser da ist, kann die beauftragte Firma Kleindienst aus Empfingen mit dem Bau des Schachts beginnen. „Spätestens im Sommer müssen wir mit den Arbeiten anfangen, weil im Winter muss das Haus wieder zu sein“, erklärt der Vater.

Erst einmal kann nur der Schacht gemacht werden. Die Firma, die den Aufzug herstellen wird, habe bereits die Maße dafür erhalten. Sobald wieder mehr Geld vorhanden ist, folgen Elektrik und der Aufzug. „Step by step“, so Poppe.

Viel Zuspruch und Unterstützung

Seitdem die Familie mit dem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit gegangen ist, bekommen sie viel Zuspruch und Unterstützung von den Menschen. Sie können nicht jede Veranstaltung besuchen, bei der Spenden für den Aufzug gesammelt werden. „Es wird Bastian alles zu viel“, sagt der Vater. Außerdem hat Bastian in letzter Zeit „schlimm abgebaut“, berichtet sein Vater. „Er will extrem viel machen, weil er merkt, dass er es nicht mehr lange kann.“

Deshalb geht die vierköpfige Familie zu den Aktionen, die dem Zwölfjährigen besonders gefallen – also alles, was mit Autos und lauten Motoren zu tun hat wie das US-Car-Treffen in Empfingen am Ostermontag. „Wir sind froh und allen so dankbar“, sagt Poppe. „Die Menschen gehen richtig herzlich mit den beiden Kindern um. Bastian fühlt sich auf den Auto-Veranstaltungen wohl und er wird behandelt wie ein normales Kind“, freut sich Poppe. „Es geht nicht mehr nur ums Spendensammeln, sondern darum, Max und Bastian eine Freude zu machen. Was hängen bleibt, ist die Erinnerung.“

Ferraris bei Autotreffen

Teilweise sind die Veranstaltungen sogar untereinander verknüpft, eines führt zum anderen. So meinte Bastian im Januar bei der Spendenübergabe der katholischen Spitalstiftung Horb, er würde gerne einmal einen roten Ferrari F40 sehen. Daraufhin habe sich jemand vom Automobilclub Horb bei Familie Poppe gemeldet. Sie haben zwar nicht den F40, dafür jedoch andere Ferraris. Nun organisiert der Automobilclub eine Autotreffen-Charityveranstaltung am 8. Juni mit Tuning- und Sportwagen. Die Organisatoren suchen derzeit noch nach einem Standort in Horb oder Empfingen.

Vor rund einer Woche veranstaltete Bernd Rausch, Betreiber des Kö23 in Horb, ein Benefiz-Konzert mit Alex Vees in der Gaststätte. Zuvor sei Rausch bereits zusammen mit seinen Harley-Kollegen bei Familie Poppe zu Besuch gewesen, um den in Fahrzeuge vernarrten Bastian und seinem Bruder Max eine Freude zu machen. Für die Benefiz-Veranstaltung arbeitete das Personal kostenlos und auch die Lieferanten machten mit. Zusätzlich lief der Betreiber mit einer Spendenkasse rum. „Bernd Rausch und ich kannten uns vorher nicht“, sagt Marc Poppe, immer noch sichtlich gerührt von der Aktion.

Im Dezember 2023 schrieb der Patenonkel von Bastian einen Rundbrief mit Spendenaufruf an seine Geschäftskunden, von denen einige auch spendeten. Und die neunjährige Tochter vom Geschäftspartner des Patenonkels, die das Klavierspielen lernt, habe auf dem Weihnachtsmarkt in Rottenburg vorgespielt, um Geld für Bastian zu sammeln. Das Mädchen hörte erst auf zu spielen, als ihre Finger zu steif und kalt wurden, berichtet Poppe. „Es gibt so viele herzliche Menschen.“

Familie will auch anderen helfen

Marc Poppe und seine Frau versuchen, einen Überblick über die Aktionen zu behalten und sich bei jedem einzelnen Spender zu bedanken. Auch aus Empfingen bekomme die Familie viel Unterstützung: die „Lebende Krippe“ des Kleintierzuchtvereins, Weihnachtsumtrunk der Weihnachtselfen, Weihnachtsfeier des Schulkollegiums der Grundschule, Weihnachtsessen von allein lebenden in der Gemeinde. Die Musikschule Empfingen gibt am 20. April ein Benefiz-Konzert für Bastian Poppe. Auch vom Bürgermeister Ferdinand Truffner erhält die Familie Unterstützung. „Es ist unglaublich, was die Leute hier leisten“, sagt Poppe. „Durch die ganze Hilfsbereitschaft bekommt man ein anderes Bild von der Umgebung.“

Im Gegenzug möchte die Familie Poppe sich revanchieren und anderen helfen. „Wir wollen etwas zurückgeben und den Vereinen helfen, beim Aufbau für ein Fest oder mal einen Kuchen vorbeibringen“, sagt Poppe und berichtet weiter: „Ich möchte außerdem bei der Organisation der Wheel-Soccer-Veranstaltungen mithelfen.“ Er und seine Frau sind mit der Familie Klein-Wiele, die das Event ins Leben gerufen hat, befreundet. Marc Poppe und seine Frau Nadine sammeln außerdem bei der Aktion „Black Forest Ladybug“ Kronkorken für den guten Zweck. „Wir zwacken dafür mehr Zeit ab, weil es gibt auch andere, die Hilfe brauchen. Wenn wir schon nicht mit Geld helfen können, dann mit Taten.“

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Erstellt:
15.04.2024, 20:01 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 08sec
zuletzt aktualisiert: 15.04.2024, 20:01 Uhr

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