Schulen

Große Ehre für kleine Weltretter

Linda Ullmann vom Albeck-Gymnasium hat den ersten Lehrerpreis beim „Zeit Leo“- Wettbewerb für ein Rollstuhlbett-Projekt mit der Klasse 6b erhalten.

31.03.2017

Von Cristina Priotto

Grund zum Jubeln haben Schüler der Klasse 6b des Albeck-Gymnasiums: Für das Projekt „Schlafen auf zwei Rädern“ hat Lehrerin Linda Ullmann (Mitte) am Dienstag in Hamburg den Lehrerpreis des von „Zeit Leo“ ausgelobten Weltretter-Wettbewerbs entgegennehmen dürfen. Bild: Priotto

Grund zum Jubeln haben Schüler der Klasse 6b des Albeck-Gymnasiums: Für das Projekt „Schlafen auf zwei Rädern“ hat Lehrerin Linda Ullmann (Mitte) am Dienstag in Hamburg den Lehrerpreis des von „Zeit Leo“ ausgelobten Weltretter-Wettbewerbs entgegennehmen dürfen. Bild: Priotto

Einen Lehrerpreis am Alb-eck-Gymnasium? Schulleiterin Katharina Lucke überlegt: „Nein, das hat es zuvor noch nie gegeben“.

Ruhm und Ehre für Sulz und das Albeck-Gymnasium hat jetzt Linda Ullmann von der Elbe an den Neckar gebracht: Die 38-jährige Gymnasiallehrerin bekam dort am Dienstag den ersten Lehrerpreis beim „Zeit Leo“-Weltretter-Wettbewerb. Damit zeichneten der Verlag und die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ das soziale Projekt „Schlafen auf zwei Rädern“ aus, das die Pädagogin mit der Klasse 6b eingereicht hatte.

Zwei Tage nach der Verleihung, zu Besuch bei den quirligen Sechstklässlern: „Wir wollten die Welt für andere verbessern“, erklärt ein Schüler. Die Jungen und Mädchen sammelten viele Ideen, die meisten waren aber ein paar Nummern zu groß. Ausschlaggebend für das umgesetzte Projekt war die Mithilfe bei der Gartenarbeit bei einer Frau, die im Rollstuhl sitzt. „Wir haben die Frau gefragt, was ihr Leben verbessern würde“, erzählt ein Junge. Die Dame formulierte folgenden Wunsch: „Selbst bestimmen, wann ich aufstehe und ins Bett gehe und nicht auf die Zeiten des Pflegediensts angewiesen sein“.

In den nächsten Wochen war kräftiges Tüfteln angesagt: Luftkissen wurden bestellt, Decken genäht und Holzbretter zurechtgesägt. „Es ging nicht um ein fertiges Produkt, sondern darum, Lösungen zu finden, die nachhaltig zur Weltverbesserung beitragen“, erklärt Linda Ullmann, die Deutsch und Kunst unterrichtet.

Besonders aufregend für die Kinder war, dass nicht nur Ullmann die Entwicklung des Projekts in einem 18-minütigen Video dokumentierte, sondern auch ein professionelles Filmteam nach Sulz ans Albeck-Gymnasium kam, um die Kinder für die Präsentation des Projekts „Schlafen auf zwei Rädern“ zu filmen. „Das war cool“, erzählt ein Mädchen strahlend. „Wir haben uns erstgenommen gefühlt“, fügt ein anderer der jungen Weltverbesserer hinzu.

Linda Ullmann erfuhr erst vor etwa zwei Wochen, dass das Projekt der Sulzer Klasse 6b es aus über 60 Beiträgen in die Endauswahl geschafft hatte. Die Urkunde durfte die 38-Jährige am Dienstag beim „Zeit“-Kongress „Unterwegs nach morgen: Visionen für eine nachhaltige Mobilität“ im Hamburger „Emporio Tower“ entgegennehmen.

Mit der Auszeichnung verbunden ist für die Pädagogin ein Tag am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Darauf freut sich Ullmann schon sehr: „Man sieht daran, dass Lehrer fächerverbindend Kreativität anregen können“, stellt die Lehrerin fest, die seit 2007 am Albeck-Gymnasium unterrichtet.

Rektorin Katharina Lucke ist sehr stolz auf die junge Kollegin: „Das Vorgehen von Frau Ullmann ist idealer Unterricht“, spart die Schulleiterin nicht mit Lob.

Durch das Zusammentreffen mit einer persönlich Betroffenen arbeiteten die Schüler mit hoher Motivation an dem Rollstuhlbett-Projekt. „Die Freude am Entwickeln und Forschen war den Kindern anzumerken“, bestätigt die betreuende Pädagogin. So wurden das Interesse für moderne Technik geweckt und die selbstständige Recherche gefördert.

Nicht nur die Welt haben die Sechstklässler verbessert, auch Empathie, Selbstbewusstsein und der Zusammenhalt in der 6b sind jetzt deutlich ausgeprägter.

Die Frau, deren Wunsch den Ausschlag für die kleinen Weltverbesserer gab, wusste bis gestern noch nicht, dass ihr Anliegen und dessen Lösung in Hamburg mit einem Preis ausgezeichnet worden sind. Die Sechstklässler hatten nur während der Entwicklung in einem Brief ihr Bemühen um eine Verbesserung ihrer Selbstständigkeit geschildert.

Ein nachhaltiges pädagogisches Ziel hätte die Auszeichnung erreicht, wenn der Forscherdrang der Schüler angesichts der preisgekrönten Lehrerin anhielte.

Mit diesem Modell eines Rollstuhlbetts möchte die Klasse 6b einer betroffenen Frau zu mehr Selbstständigkeit verhelfen.

Mit diesem Modell eines Rollstuhlbetts möchte die Klasse 6b einer betroffenen Frau zu mehr Selbstständigkeit verhelfen.

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Erstellt:
31.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 31.03.2017, 01:00 Uhr

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