Das Mittwochs-Interview

„Habe noch nie so viel geschwitzt“

Läufer Timo Benitz von der LG farbtex Nordschwarzwald spricht mit der SÜDWEST PRESSE über Erlebnisse in China und Doping.

06.09.2017

Von Sascha Eggebrecht

„Stellt mich sehr zufrieden“ – Läufer Timo Benitz blickt auf eine gelungene Saison zurück.Bild: Ulmer

„Stellt mich sehr zufrieden“ – Läufer Timo Benitz blickt auf eine gelungene Saison zurück.Bild: Ulmer

SÜDWEST PRESSE: Herr Benitz, der Gewinn des Titels bei den Olympischen Spielen der Studenten in Taipeh liegt nun schon ein paar Tage zurück. Haben Sie die Goldmedaille ausgiebig gefeiert?

Timo Benitz: Natürlich. Ich war mit sechs anderen Athleten in einem Club richtig feiern. Da ich ja nun meine Bahnsaison beendet habe, konnte ich mir auch ein paar Drinks gönnen. Im Club haben wir dann auch noch andere Sportler getroffen, sodass es eine große Party wurde.

Sie sagten, dass die Wetterverhältnisse vor Ort brutal gewesen seien. Hat Ihnen vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen gemacht?

Ja, die Luftfeuchtigkeit war brutal dort. Wir hatten Temperaturen von 35 Grad und die Luftfeuchtigkeit haben mir die Schuhe ausgezogen. Vor dem Vorlauf hatte es geregnet und die Luftfeuchtigkeit war bei 99 Prozent. Das war schon pervers. Ich hatte schon während des Warmmachens ein ganzes Handtuch mit meinem Schweiß klitschnass gemacht. Ich habe daher fast nur Salze gegessen und enorm viel getrunken.

Was haben Sie noch unternommen, um besser mit den Wetterverhältnissen klarzukommen?

Ich habe mich konsequent draußen aufgehalten. Es bringt ja nichts, wenn ich mich in klimatisierten Räumen aufhalte und draußen erwartet mich dann der Hammer. So konnte sich mein Körper schon etwas besser auf die klimatischen Verhältnisse einstellen. Dennoch habe ich in meinem Leben noch nie so viel geschwitzt. Ich habe mich in meinen eigenen Klamotten geekelt.

Ihr Wettbewerb war sehr früh, danach hatten Sie noch genügend Freizeit in Taiwan. Wie haben Sie die Zeit dort genutzt?

Ich habe an Ausflugsprogrammen teilgenommen, war am Meer und bei einem Nachtmarkt. Zudem habe ich mir natürlich intensiv die Stadt angesehen. Ich wäre gern länger geblieben und war schon etwas traurig, als es wieder zurück nach Deutschland ging.

Welchen Stellenwert hat dieser Titel für Sie?

Für mich einen Großen. Ich weiß zwar, dass der Titel in Deutschland keinen großen Stellenwert hat. Vor allem deshalb, weil der Verband ja nichts davon hat, weil wir für die Universität starten, aber dem Bund scheint es wenigstens nicht ganz unwichtig zu sein. Denn wir haben die Reise komplett bezahlt gekriegt. Dies war bei anderen Sportlern aus anderen Ländern anders, die mussten einen Teil der Kosten selbst tragen.

War der Gewinn der Medaille auch eine Entschädigung für das verpasste WM-Finale in London?

Ja, auf jeden Fall. Obwohl ich im WM-Finale nichts zu melden gehabt hätte. Ich habe mir das Video vom Endlauf nochmals angesehen und muss sagen, dass das Niveau dort schon der Wahnsinn war. Daher hat die Medaille für mich einen größeren Wert als im Finallauf schwindlig gelaufen zu werden. Das Gold hat aber auch dafür gesorgt, dass ich nun zufrieden meine Bahnsaison beenden kann. Hätte ich dort keine Medaille geholt, hätte ich die Enttäuschung bis in den Herbst mitreingenommen. Ich bin da sehr nachtragend.

Sie haben in dieser Saison den DM-Titel über die 1500 Meter geholt, zudem nun Gold bei den Olympischen Spielen der Studenten und auch noch das WM-Halbfinale erreicht. Sie haben ja schon gesagt, dass Sie sehr zufrieden waren. Wie sehr?

Die Platzierungen bei den wichtigen Wettkämpfen waren gut und sind die eine Seite der Medaille. Die andere ist aber, dass ich bei den Rennen konstante Zeiten gelaufen bin. Das zeugt von einer guten Stabilität und das stellt mich sehr zufrieden.

Bald steht der Winter wieder vor der Tür. Werden Sie im Crosslauf richtig angreifen?

Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Will ich auch nicht. Ich will nun vier Wochen nichts von der Leichtathletik wissen und einfach nur entspannen. Ich werde etwas radfahren und meinen Körper runterfahren. Er wird es mir danken.

Kommen wir noch kurz zu einem anderen Thema: Doping. Nach einer neuen Studie sollen bei der WM 2011 in Südkorea rund 40 Prozent der Athleten gedopt gewesen sein. Was sagen Sie dazu?

Die Zahl ist noch zu niedrig. Viele Sportler nehmen Sachen ein, die gar nicht auf der Liste stehen, die aber trotzdem leistungssteigernd sind.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Viele nehmen das Schilddrüsenhormon Thyroxin ein. Dadurch nimmt der Sportler schneller ab und regeneriert viel schneller. Dieses Präparat steht auf keiner Liste. Ich habe mich auch mal mit einem australischen Athleten unterhalten. Er sagte mir, Doping ist es nur dann, wenn das Mittel auch auf der verbotenen Liste steht. Das sagt doch alles.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 soll nun ein neues Testverfahren eingeführt werden. Der Test soll Gen-Marker im Blut erkennen, die produziert werden, wenn der Athlet verbotene Substanzen eingenommen hat. Ist das der richtige Schritt im Kampf gegen das Doping?

Es ist ein guter Ansatz. Das Doping kann aber nur konsequent bekämpft werden, wenn alle medizinischen Konzerne einen Marker in jedes Medikament einbauen Dann kann alles nachgewiesen werden.

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Erstellt:
06.09.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 29sec
zuletzt aktualisiert: 06.09.2017, 01:00 Uhr

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