Literatur

Mysteriöser Schädel im Zucchinibeet

Herbert Noack legt den zweiten Band „Albtraum Jakobsweg“ vor. Der Vöhringer Autor erzählt vom Spaß am Schreiben und dem Austausch mit Experten.

07.11.2017

Von Cristina Priotto

Wegmarken hat Herbert Noack auf dem Jakobsweg etliche hinter sich gebracht. Viele der Schilderungen in „Albtraum Jakobsweg. Mord auf der Via Podiensis“ erlebte der 57-Jährige in 15 Jahren Pilgern selbst– allerdings zum Glück keine Kriminal- oder Unglücksfälle.Bild: Priotto

Wegmarken hat Herbert Noack auf dem Jakobsweg etliche hinter sich gebracht. Viele der Schilderungen in „Albtraum Jakobsweg. Mord auf der Via Podiensis“ erlebte der 57-Jährige in 15 Jahren Pilgern selbst – allerdings zum Glück keine Kriminal- oder Unglücksfälle.Bild: Priotto

Den ersten Krimi schrieb Noack vor zwei Jahren. Auf die Verkaufszahlen – „im vierstelligen Bereich“ – ist der Hobby-Schriftsteller durchaus ein bisschen stolz.

Schon damals hatte der Wahl-Vöhringer eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen. Mit „Mord auf der Via Podiensis“ lässt der 57-Jährige den Ankündigungen nun Taten folgen und präsentiert einen Folgeband zu „Albtraum Jakobsweg“. Der Untertitel bezieht sich auf das latinisierte Le Puy-en-Velay, den Ausgangspunkt eines von vier Jakobswegen in Frankreich in der Auvergne, der von Le Puy über Moissac bis Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen führt.

Die Figuren im zweiten Buch (geplant ist übrigens eine Trilogie) sind dieselben wie in Noacks Erstling: Als Protagonisten pilgern Franz und Sarah Herzog auf dem Jakobsweg. Das Ehepaar trägt Züge des Autors und seiner Gattin, Noack betont jedoch: „Die Charaktere sind frei erfunden“. Dass mit Anna Herzog, der Tochter der Herzogs, eine junge Archäologie-Studentin eine Rolle spielt, hat ebenfalls familiäre Wurzeln: Herbert Noacks Tochter promoviert derzeit in Archäologie und war dem Vater eine gute Quelle für fachliche Nachfragen.

Denn im zweiten Werk des gebürtigen Bautzeners müssen Professor Böhmer, Direktor des Archäologischen Landesmuseums in Konstanz, und die Studentin dem Abt des Klosters Beuron bei der Untersuchung eines Schädels helfen. Die Überreste eines unbekannten Toten wurden ausgerechnet im Zucchinibeet der Abtei gefunden, doch Abt Servatius möchte Aufsehen vermeiden.

Als paralleler Handlungsstrang muss das Ehepaar Herzog auf der Via Podiensis kurz nach dem Ausgangspunkt in Le Puy feststellen, dass jemand die Wegweiser vertauscht hat – offensichtlich sollten die Pilger daran gehindert werden, den richtigen Weg zu finden. Dank eines Einheimischen können Sarah und Franz die Tour zwar fortsetzen, doch im kargen Hochplateau des Aubrac beschleichen das Paar angesichts der Warnungen vor Banditen und Mördern Zweifel ob der Richtigkeit dieser Entscheidung – vor allem, als ein grausamer Mord passiert.

Wie Herbert Noack die Forschung über die Leiche im Gemüsebeet und die makabren Erlebnisse der Herzog-Pilger zusammenführt und Band 2 so überraschend und düster endet, sei an dieser Stelle nicht verraten.

Wenn Noack über den Jakobsweg schreibt, kann der Mittfünfziger dabei auf viele eigene Erlebnisse zurückgreifen: Gemeinsam mit der Ehefrau startete der inzwischen in Vöhringen lebende Hobby-Autor 2002 von Rosenfeld aus. Ende September dieses Jahres erreichte das Paar, nach einer dreiwöchigen Schlussetappe mit 400 Kilometern Länge, schließlich Santiago de Compostela.

Ein Jahr an Buch geschrieben

Morde erlebte Herbert Noack unterwegs glücklicherweise nicht. „Die Pilgeratmosphäre und die Landschaftsbeschreibungen sind aber authentisch“, betont der Verfasser, der rund ein Jahr lang an dem Buch schrieb – „fast jeden Abend etwa drei Stunden“. Die spannende Geschichte und einige Personen erfand der Krimi-Schreiber dazu.

Für die Veröffentlichung entschied der gelernte Industriemechaniker sich erneut gegen einen Verlag und wählte stattdessen die Option, das Werk als „Book on demand“ zu publizieren. Das bedeutet, dass das 304 Seiten dicke Buch nur auf Nachfrage gedruckt wird.

Geschrieben hat der 57-Jährige schon als Jugendlicher gerne, viele Geschichten blieben jedoch unveröffentlicht. Drei Bücher mit dem Titel „Albtraum Jakobsweg“ seien ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, verrät Noack im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. „Eigentlich wollte ich nur unsere Erlebnisse für unsere Kinder aufschreiben“, erzählt der Vater einer Tochter und eines Sohns. Das Notieren verselbstständigte sich irgendwann, heraus kam eine Annäherung an die Schönheit des Pilgerns des Jakobswegs von einer anderen Seite her.

Was man bei der Lektüre rasch herausliest, ist Noacks Faible für Geschichte und Archäologie. Für die historischen Fakten und den Fachjargon aus Archäologie und Toxikologie bemühte der Vöhringer zahlreiche Experten, etwa von den Universitäten in Tübingen oder Konstanz. Deren Bereitschaft, einen weitgehend unbekannten Schriftsteller zu unterstützen, hat Herbert Noack überrascht. „Für ein Buch mit diesem Anspruch brauchte ich Fachleute“, begründet der Perfektionist.

15 Jahre lang als Pilger auf Tour

Trotz des stellenweise überlaufenen Jakobswegs – „teils kommt man sich vor wie bei einer Volkswanderung, teils ist man fast allein“ – möchte der Wanderfreudige die Pilgerreise in Etappen innerhalb der vergangenen 15 Jahre nicht missen: „Wer spirituell veranlagt ist, sieht mehr auf dem Jakobsweg“, findet der Katholik.

Zwar ist noch ein drittes Buch über den „Albtraum Jakobsweg“ geplant, doch für Noack endete mit der Ankunft in Santiago de Compostela ein Lebensabschnitt.

Das Schreiben von Kriminal-Romanen stellt für den Wahl-Vöhringer einen guten Ausgleich zum Beruf dar. Doch der Hobby-Autor versichert: „Ich bin froh, dass ich nicht davon leben muss und ohne Verlag schreiben kann, ohne in Zwängen zu sein“.

Die erste Lesung in Sigmaringen steht am morgigen Mittwoch an, eine Woche drauf stellt der Verfasser „Mord auf der Via Podiensis“ dann in Sulz vor. Für nächstes Jahr plant der 57-Jährige etwa 15 Lese-Termine. Der Pilger und Autor trägt dabei nicht nur Auszüge aus dem aktuellen Krimi vor, auch die Präsentation von 50 bis 60 selbst aufgenommen Fotos gehört zur Buchvorstellung. Besonders freut sich Noack auf die Gespräche mit den Zuhörern, zumal oft Pilger darunter sind.

Der Titel „Albtraum“ in Kombination mit dem Jakobsweg klingt irritierend, denn für Herbert Noack stellten die Reisen die Erfüllung eines Lebenstraums dar.

Zu Buch und Lesung:

Das Buch „Albtraum Jakobsweg. Mord auf der Via Podiensis“ von

Herbert Noack ist bei Books on

Demand in Norderstedt erschienen und für 14,99 Euro erhältlich.

Eine Lesung mit Herbert Noack

findet am Freitag, 17. November, um 19.30 Uhr in der „Blass-Erlebniswelt“ in der Bahnhofstraße 40 statt.

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Erstellt:
07.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 46sec
zuletzt aktualisiert: 07.11.2017, 01:00 Uhr

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