B 32-Sperrung

Tag 1 – Start der Stau-Ferien

Seit gestern gibt es von Horb nach Nordstetten kein Durchkommen mehr. Für Unternehmen im Heiligenfeld bedeutet das ein großes Problem.

27.07.2017

Von Benjamin Breitmaier

Ein Wurm aus roten Bremslichtern wälzt sich in die Innenstadt.

Ein Wurm aus roten Bremslichtern wälzt sich in die Innenstadt. 1

Er steht bis nach draußen vor der Abzweigung zum Horber Feuerwehrhaus. Ein Wurm aus roten Bremslichtern wälzt sich träge in seinem Stop-and-Go-Takt gen Zentrum. Sie ist da: die Vollsperrung der B 32. Die ersten Auswirkungen waren gestern schon zu spüren. Zu Stoßzeiten – etwa um 17 Uhr – sind acht bis zehn Ampelphasen normal, bis ein Autofahrer in die Neckarstraße einbiegen kann. Einige Horber berichten, dass Fahrzeuge in der anderen Richtung fast bis Ihlingen im Stau standen.

Die Ferien sind da. Doch nicht allen steht es frei, einfach in den Urlaub zu fliegen, während Bauarbeiter in der Heimat die Straßen richten. Manche sitzen hinter dem Steuer eines 40 Tonnen schweren Lastkraftwagens und quälen sich um enge Kurven und falsch parkende Autos, bis sie endlich auf den Zubringer zur A 81 gelangen.

„Es ist eine Katastrophe, was hier passiert“, sagt Markus Rettenmeier. Er ist Geschäftsführer der Rettenmeier-Mühle mit Sitz im Industriegebiet Heiligenfeld. Für ihn und seine Fahrer wird der Sommer 2017 teurer und riskanter. Ab dem 7. August sitzen die zwölf Lastwagen seiner Flotte praktisch in der Falle. Ab diesem Datum wird zusätzlich zur B 32 von Horb nach Nordstetten, die B 14 zwischen Eutingen und Ergenzingen gesperrt. Er kann sich damit also aussuchen, ob er die 7000 Tonnen Getreide, die sein Unternehmen im Monat bezieht und in Mehlform ausliefert, mit seinen 25 Tonnen schweren Lastwagen durch die Ortsdurchfahrten von Rohrdorf, Weitingen und Ergenzingen schickt – hier warten einige Schikanen. Oder er lässt seine Fahrer die Horber Umleitung nehmen. Das wird spätestens an der Weinhandlung Dörr spannend, bei einer Rotphase, die maximal vier Personenwagen über die Grenze lässt. Das Bild eines 40 Tonners, der innerhalb von etwa zehn Sekunden die Kurve nimmt scheint unrealistisch. Danach muss er sich an den Falschparkern in der Mühlener Straße vorbeischlängeln, bevor die 90-Grad-Kurve bei der Brücke vor Mühlen den Kurbelarm beim Lenken anschwellen lässt.

Von den beiden Sperrungen hat Unternehmer Rettenmeier aus der Zeitung erfahren. Vier Wochen dauert die Überschneidung der beiden Baustellen. Die B 32 soll im Oktober fertig werden, die B 14 Anfang September. „Ich verstehe die Argumente der Stadtverwaltung“, sagt Rettenmeier. Es sei klar, dass Straßenbaumaßnahmen vordringlich in den Sommerferien gemacht werden müssen. Er kritisiert eine misslungene Kommunikation. „Wir sind weder gefragt, noch informiert worden“, erklärt er im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. „Wenn man dann etwas davon mitbekommt, ist es schon zu spät.“ Während für Pendler und andere Autofahrer die paar Minuten Umweg vielleicht etwas nervig sind, verliert Rettenmeier einen ordentlichen Batzen Geld. Bei 600 Lastwagenfahrten reißen der höhere Benzinverbrauch, die längeren Fahrt- und Arbeitszeiten ein spürbares Loch in die Bilanz.

„Ich habe das Gefühl, dass wir hier im Industriegebiet komplett abgehängt sind“, erklärt er. „Ich bedauere es, dass wir hier sind. Wir hätten gleich in Ergenzingen oder Empfingen bauen sollen, dann hätten wir das Desaster nicht, weil die Autobahn schnell zugänglich wäre.“

Gefahr bei Festivalverkehr

Die Situation wird sich allerdings nicht nur für die Lastwagenfahrer verschärfen. In der kommenden Woche wird Horbs größte Musik-Veranstaltung – das Mini-Rock-Festival – stattfinden. Die Parkplätze des Geländes liegen an der Umleitungsstrecke.

Bei normaler Auslastung fahren auf der B 32 nach Zahlen der Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg aus dem Jahr 2015 an einem Tag 12 500 Fahrzeuge. Auf der L 370 zwischen Mühlen und Horb sind es noch einmal 2500. Durch die Ferienzeit dürften die Zahlen zwar weit unter diesem Wert liegen, jedoch muss ab dem kommenden Donnerstag immer noch eine beträchtliche Anzahl an Fahrzeugen durch die 20er-Zone hindurchfahren, die für den Festivalbetrieb ab dem ASV-Heim eingerichtet wird.

Hinzu kommen täglich 5000 Besucher, von denen ein bedeutender Teil ebenfalls mit dem Auto anreist. In Kooperation mit der Stadtverwaltung Horb reagieren die Mini-Rocker auf die Situation. „Das THW wird helfen, die Straße besser auszuleuchten, da vor allem nachts damit zu rechnen ist, dass sich nicht jeder an die 20er-Zone hält“, erklärt Stefan Lazar, Vorstandsmitglied und Technischer Leiter des Mini-Rock-Vereins. Außerdem werde man zusätzliche Ordner bereitstellen, die den Parkverkehr regeln. „Ziel ist es, den Kreuzungsfußverkehr auf ein Mindestmaß zu beschränken“, erklärt Lazar.

Von Seiten der Stadt wird während der Zeit des Festivals, also von Donnerstag bis Sonntag, in Mühlen ein Hinweisschild für Autofahrer aufgestellt, dass es aufgrund des Festival-Verkehrs zu Verzögerungen kommen kann. Über Mühlen und Bildechingen könne man ausweichen.

Viele sehen das Problem darin, dass die Ampelschaltung in der Innenstadt nicht anders geregelt wurde. Die Stadtverwaltung wollte indes keinen weiteren Kommentar zur Situation abgeben.

Vor allem Lastwagenfahrer stellt die Umleitungsstrecke vor Herausforderungen.Bilder: Breitmaier

Vor allem Lastwagenfahrer stellt die Umleitungsstrecke vor Herausforderungen.Bilder: Breitmaier

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Erstellt:
27.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 21sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2017, 01:00 Uhr

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