Verständnis für den Lärm

Erdhügel türmen sich neben den Gleisen, die Novembersonne senkt sich langsam über die Wipfel der kahlen Bäume und beleuchtet die auf den ersten Blick chaotisch anmutende Szenerie vor dem Sulzer Bahnhofsgebäude. Zwischen den aufgeworfenen Bergen aus Stein, Schutt und Erde bewegen sich orangefarbene Oberkörper, die geschäftig Schaufeln, Schubkarren und anderes von A nach B schaffen. Die Bauarbeiter scheinen einen der letzten sonnigen Tage im Jahr 2017 auf ihre Art zu genießen – indem sie noch zielstrebiger dazu beitragen, dass der Sulzer Bahnhof wieder ein ansehnliches – und barrierefreies – Gesicht bekommt.

Sturz führte zur Sanierung

Seit dem 10. Oktober laufen die Bauarbeiten am Sulzer Bahnhof. Nach langem Hin und Her zwischen Stadt, Bahn und Land wurde lediglich der Einbau von zwei Aufzügen am Bahnhofsvorplatz und am Mittelsteig als förderfähig eingestuft. Entsprechend bezuschusst der Bund das Projekt mit 550 000 Euro. Neben den Liften soll auch der Mittelbahnsteig auf einer Länge von 210 Metern auf 76 Zentimeter erhöht werden. Grund: Die Türen der Fernverkehrszüge liegen exakt auf dieser Höhe. Den Anstoß zur Diskussion um eine Bahnhofssanierung gab nämlich 2010 eine Frau, die beim Einsteigen in einen Zug stürzte und sich verletzte. Hinzu kommen Wetterschutzanlagen, Beleuchtung und die Wegeleitung mit einem taktilen Blindenleitstreifen.

Es geht zügig voran

Dieser Tage wird nun der Bahnsteig zu Gleis 2 auf die passende Höhe gebaut, wie ein Bahnsprecher auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE mitteilt. Die Arbeiten verliefen derzeit planmäßig. „Wir haben Sie in zwei Abschnitte unterteilt: Bis Anfang Dezember soll der Bahnsteig zur Hälfte fertiggestellt werden, damit der neue InterCity 2 dort halten kann“, erklärt der Sprecher. Im Sommer des kommenden Jahres sollen dieser Arbeiten komplett abgeschlossen werden, das heißt der Mittelbahnsteig wird auf 210 Metern Länge die notwendige Höhe haben. Die Fertigstellung der Aufzüge soll etwa zur gleichen Zeit erfolgen. Hartmut Walter, Hauptamtsleiter der Stadt Sulz, ist zufrieden mit den Fortschritten: „Ich kenne zwar den genauen Zeitplan nicht, aber wie ich es wahrnehme, geht es sehr zügig voran. Ich komme hin und wieder vorbei und es sieht gut aus. Derzeit haben wir natürlich auch Glück mit dem Wetter.“

Doch die Arbeiten sind mit einer hohen Lärmbelastung für die Anwohner verbunden. Die zeigen jedoch Verständnis, wie Hartmut Walter erzählt: „Viele haben, wie die Verwaltung, auf den neuen Bahnsteig gewartet. Die Stadt trägt ja auch einen guten finanziellen Teil bei. Die Arbeiten sind natürlich laut, daher freut mich das Verständnis von relativ vielen Anwohnern.“ Die Auswirkungen der Arbeiten seien immerhin nicht nur 50 Meter um den Bahnhof herum zu spüren. „Daher möchte ich mich für das Verständnis bedanken und gleich um noch mehr bitten: Denn es wird leider noch lauter“, kündigt Walter an.

Seit dem vergangenen Montag werden nämlich die Spundwände für die Baugrube der Aufzugsanlage eingebracht. Eine Baumaßnahme, die nur abends und nachts erfolgen kann. „Die Nachtarbeiten sind aus betrieblichen Gründen erforderlich, da wir tagsüber den Zug- und Güterverkehr zu stark einschränken würden“, erklärt die Deutsche Bahn auf Anfrage. Diese Arbeiten werden bis voraussichtlich kommenden Freitag, 1. Dezember, andauern. Doch die Sulzer scheinen zu wissen, dass es nicht anders geht. „Es gab eine Anfrage, was los sei, aber keinerlei Beschwerden“, erzählt ein hörbar erleichterter Hartmut Walter.

Aufzugs-Einbau ohne Lärm?

Einen Lichtblick gibt es zudem: „Beim Bau der Aufzüge sind nur geringe Beeinträchtigungen für die Bahnkunden zu erwarten. Gegebenenfalls eine Absperrung am neuen Aufzugschacht“, kündigt der Bahnsprecher an. Dann könnte also im kommenden Sommer beim abendlichen Grillen wieder Ruhe einkehren. Wenn alles glatt läuft.