64 Jahre aktiver Baritonspieler

Vor 70 Jahren war Mühlheims Gottlob Stein einer der Mitbegründer des Posaunenchores

Der Mühlheimer Posaunenchor feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. Einer, der bei der Gründung schon dabei gewesen ist und danach insgesamt 64 Jahre aktiv Bariton spielte, ist Gottlob Stein.

30.06.2016

Von Uli Bernhard

Gottlob Stein - Geburtsjahr 1927 mit seinem Bariton, Baujahr 1924. Stein hat 1946 den Posaunenchor Mühlheim mitgegründet, danach 64 Jahre aktiv dort gespielt.Bild: ube

Gottlob Stein - Geburtsjahr 1927 mit seinem Bariton, Baujahr 1924. Stein hat 1946 den Posaunenchor Mühlheim mitgegründet, danach 64 Jahre aktiv dort gespielt.Bild: ube

Mühlheim. Über die Anfänge des Posaunenchors zu sprechen fällt dem 88-Jährigen nicht schwer. Offensichtlich wusste Gottlob Stein als er als knapp 20-Jähriger den Posaunenchor mitbegründete, dass es später einmal von Bedeutung wäre, wie das alles abgelaufen ist. Stein hat nämlich alles fein säuberlich notiert: Alle Daten, alle Auftritte, selbst alle Lieder, die irgendwann einmal gespielt wurden, sind festgehalten. Insgesamt füllen 18 Ordner sein persönliches Posaunenchorarchiv.

Ein erster Posaunenchor in Mühlheim ist schon nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1924 entstanden. Von den damals Musizierenden haben allerdings nur zwei Personen, Alfred und Heinrich Strobel, den Zweiten Weltkrieg überlebt. Nach Ende des Krieges haben die beiden jeweils an Sonntagen nach dem Gottesdienst einige Choräle auf dem „Tuchberg“ hinter dem Pfarrhaus gespielt. Den Leuten im Ort hat es gefallen.

Christian Strobel spielte eine zentrale Rolle bei der Entstehung

„Ond ihr Jonge gucket, dass es wieder an Posaunenchor gibt“, habe Steins Nachbar, der Schreinermeister Christian Strobel, dazu animiert, dass der Chor unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu gegründet wurde. Die Besetzung: Alfred Strobel, Heinrich Strobel (beide Piston), Gottlob Stein (Bariton), Willi Siegel (Flügelhorn), Helmut Wezel und Gerhard Stocker (beide Tenorhorn). Kurze Zeit danach kamen Walter Dannecker und Willi Kopp dazu. Beide spielten Flügelhorn – mit geliehenen Instrumenten aus Sulz.

Geprobt hat der Mühlheimer Posaunenchor anfangs im so genannten „Säle“ neben dem Pfarrhaus. „Die Akustik dort war aber gleich null“, blickt der 88-Jährige zurück. Die junge Burschen des Posaunenchors schafften aber Abhilfe. Das während des Kriegs teilweise demolierte Jugendheim wurde in Eigenregie zum Proberaum ausgebaut. Wieder spielte Gottlob Steins Nachbar, Schreinermeister Christian Strobel, eine ganz wichtige Rolle. Er spendete alles Holz und stand jederzeit mit fachlichem Rat zur Seite.

Die Nachfrage nach

Musik war nach dem Krieg hoch

„Weil wir gleich nach dem Krieg schon viel früher wieder Musik gemacht haben als alle anderen, haben wir überall in der Gegend Auftritte gehabt“, sagt Stein. Die Instrumente stammten alle von den verstorbenen Mitgliedern des 1924 gegründeten ersten Mühlheimer Posaunenchores. Im März 1946 war die erste Probe. Bereits zum Jahresende gab es an Weihnachten und Silvester Auftritte in der Mühlheimer Kilianskirche. „Den Leuten hat’s richtig gut gefallen“, erinnert sich Gottlob Stein. Der Verein hat sich schnell wieder zu einer unverzichtbaren Einrichtung für viele kirchlichen Veranstaltungen etabliert.

Als nach dem Krieg nach und nach auch andere Chöre der Umgebung wiederbelebt wurden spielte Gottlob Stein sozusagen „Entwicklungshelfer“ bei den Posaunenchören aus Vöhringen und Oberndorf. Mit dem Schlepper ist er dorthin gefahren um das Einmaleins der Musik beizubringen „Die meisten haben ja nichts gekonnt“, erinnert sich Stein.

Gottlob Stein, der in späteren Jahren auch die Leitung des Chors übernahm, hat vor allem die jährlichen Landesposaunentage in Ulm in bester Erinnerung. Er kann sich nur an einen Posaunentag erinnern, an dem er gefehlt hat. „Wegen einer Hochzeit. Das ärgert mich heute noch“, sagt Stein.

Austritt wegen volkstümlichem Liedgut

Posaunenchor und volkstümliche Lieder – verträgt sich das? Willi Siegel, einer der Gründungsmitglieder des Mühlheimer Posaunenchores, sagte dazu ganz klar „Nein“. 1947, ein Jahr nach der Gründung ist Siegel wieder aus dem Posaunenchor ausgetreten. „Weil es sich für Christen nicht geziemt, weltliche Lieder in einem Posaunenchor zu spielen“ wird Siegel im Protokoll des Jahres 1947 zitiert.

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Erstellt:
30.06.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 30.06.2016, 01:00 Uhr

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