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Hoch hinaus

Warum fliegt ein Flugzeug – wo es doch kaum zu heben ist

Vor langer Zeit gab es im Fernsehen spät nachts auf 3SAT eine Sendung, in der ein sehr beleibter Wiener mit dem Künstlernamen Hermes Phettberg Gastgeber war. Auf einer Bühne empfing der Moderator Leute aus dem Showbusiness, aber auch Menschen mit interessanten Berufen, vom Wissenschaftler bis zu Fährmann zum Gespräch. Besonders gern stellte er dabei immer wieder eine ganz bestimmte Frage:

16.03.2016

Von PR

Warum fliegt ein Flugzeug? Und wenn der betreffende Gast gerade mit seiner Erklärung anfing, warf Phettberg ein, dass ein Flugzeug doch tausendmal schwerer sei als zum Beispiel er. Zudem sei es auch noch aus Eisen und Metall. Da sei es doch ein Unding, dass so ein Ungetüm fliegen könne, er selbst aber nicht (wobei er damals beachtliche 167 kg wog). Und je länger man über diesen Gedankengang nachdenkt, desto mehr kommt man ins Grübeln. Sicher, man weiß ganz genau, dass es etwas mit Geschwindigkeit und Masse und Aerodynamik zu tun hat, dass ein Flugzeug trotz eines Gewichts von ein paarhundert Tonnen fliegt.

Der Mensch als Flugzeug

Aber müsste nicht auch ein Mensch fliegen können, wenn er nur schnell genug läuft und mit seinen (angeschnallten) Flügeln schlägt? Schließlich wiegt der menschliche Körper wesentlich weniger und müsste infolgedessen auch weitaus weniger schnell laufen als ein Flugzeug fährt. Der Grund, warum er nicht fliegt, könnte also sein, dass der Mensch nicht aussieht wie ein Flugzeug oder auch ein Vogel – neben der Aerodynamik wäre die Optik schuld. Wobei man da durchaus mehr ins Detail gehen könnte: Der menschliche Körper besitzt zu viel Masse und zu wenig Oberfläche. Vögel besitzen hingegen verhältnismäßig mehr Oberfläche sowie mehrere entscheidende Vorteile. So ist ihre Muskulatur im Rücken-Flügelbereich ist perfekt geeignet fürs Fliegen und die Knochen eines Vogels sind – im Unterschied zu den Knochen des Homo sapiens sapiens – hohl. Die Gewichtsersparnis, die sich daraus ergibt, ist exorbitant.

Trösten Sie sich: Dass Sie vom Affen und nicht vom Vogel abstammen, bringt auch einige Vorteile mit sich. Wären Sie ein Vogel, würden Sie den Text auf dem Bildschirm vor sich nicht einmal als Text erkennen. Sie würden Würmer statt Schnitzel essen und könnten andere essentielle Dinge wie Autofahren, Fußballspielen oder Nasebohren gleich mal vergessen. Oder haben Sie schon einmal einen Vogel gesehen, der einen Flügeln in die Nase gesteckt hat? Welche Nase überhaupt?! Sehen Sie!

Wie Daniel Bernoulli den Flugzeugbau beeinflusst hat

Wenn Sie aber schon nicht fliegen können – wie übrigens die meisten Säugetiere, abgesehen von Fledermäusen und Flughunden – wie schafft es dann ein Flugzeug? Nehmen wir uns eine konkrete Fragestellung vor: Wie schafft es ein Flugzeug von einer Fluggesellschaft wie z. B. SunExpress, vom Flughafen Köln/Bonn nach Antalya zu fliegen?

Schon Leonardo da Vinci ahnte, dass die Flügelform entscheidend ist. Im 18. Jahrhundert dann entwickelte Daniel Bernoulli die ganz unbescheiden nach ihm selbst benannte „Bernoullische Energiegleichung“. Zusammengefasst in zwei Sätzen besagt diese: Strömende Gase üben einen geringeren Druck auf die Umgebung aus als ruhende. Je höher die Geschwindigkeit, desto kleiner der Druck.

Darum fliegt ein Flugzeug! Die Bauweise moderner Jets Schauen Sie sich jetzt die Tragflächen einer Boeing 737 an. Die Unterseite ist beinahe gerade, die Oberseite ist gewölbt – der Flügel ist asymmetrisch. Tritt der Pilot nun kräftig aufs Gaspedal und stellt die Tragflächen leicht an, so ist der Druck über dem Flügel geringer als unter ihm. Es entsteht Auftrieb und die Maschine erhebt sich in die Lüfte. Mit Hilfe dieses Sog-Prinzips bleibt das Flugzeug bei der Beibehaltung einer Mindestgeschwindigkeit bis zur Zieldestination auch in der Luft. Um dort dann auch zu landen, müssen die schon oben genannten zwei entscheidenden Faktoren verändert werden: der Auftrieb und der Speed. Der Landeanflug wird eingeleitet und die Landeklappen werden ausgefahren, der Anstellwinkel verändert sich. Der Auftrieb erhöht sich, die Landegeschwindigkeit sinkt und das Flugzeug setzt mit knapp 300 km/h auf. Klingt doch eigentlich alles ganz einfach – und so ähnlich sahen auch die Erklärungsversuche diverser Experten in der Sendung des österreichischen Showmasters aus. Dieser blieb allerdings skeptisch und gab später offen zu, dass „ich nicht in der Lage bin zu begreifen, warum Flugzeuge fliegen, wo die doch so schwer sind, dass sie kaum zu heben sind.“

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Erstellt:
16.03.2016, 09:51 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 16.03.2016, 09:51 Uhr

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