Überraschend, wortwitzig und stimmgewaltig

„Wild Voices“ begeistern zum Start ihrer Konzertreihe ihr Publikum in der ausverkauften Weitinger Sp

Drei begeisternde Sternstunden A-cappella-Gesang mit großartigen Liedern, besinnlichen Momenten und viel Wortwitz haben die Besucher am Samstagabend in der restlos ausverkauften Weitinger Sporthalle erlebt, die für das Konzert der „Wild Voices“ in einen heimeligen Konzertsaal umgestaltet wurde. Dazu gestandene junge und „deCHORative“ Mannsbilder, die der Konzertreihe alle Ehre machten.

31.05.2016

Von HERMANN NESCH

Ein „deCHORativer“ A-cappella-Chor: Die Weitinger „Wild Voices“ lieferten einen begeisternden Start in die neue Konzertreihe vor ausverkauftem Haus ab. Bilder: hn

Ein „deCHORativer“ A-cappella-Chor: Die Weitinger „Wild Voices“ lieferten einen begeisternden Start in die neue Konzertreihe vor ausverkauftem Haus ab. Bilder: hn

Weitingen. Vor 25 Jahren als Burschenchor gegründet und über die „Jungen Wilden“ zu den „Wild Voices“ mutiert (wir berichteten), wurde der Chor wieder in jeder Hinsicht seinem ausgezeichneten Ruf gerecht. Eine Truppe, mit der sich Weitingen weit über seine Grenzen hinaus schmücken kann.

Nicht der Gesang allein ist es, der die Konzerte so attraktiv macht, sondern auch die dazugehörigen Showelemente mit „special Gags“ sowie die geistreich blödelnde Moderation und Überleitungen mit nachdenklich-hintersinnigen und verblüffenden Anspielungen durch Marcus „Feez“ Fischer und Rolf Brezing, wobei vor allem beim Ersteren selbst die Sänger vor spontanen Einfällen und Überraschungen nicht sicher sind.

Ein musikalisches Kabarett also, das aber auch durchsetzt war mit feinfühligen und besinnlichen Liedern. Doch die satirischen, ironischen Songs und Persiflagen überwogen wiederum, vor allem im zweiten Programmteil. Diese Mischung ist von Anfang an Garant des Erfolgs der „Wild Voices“.

Das „bissle Lampenfieber“

verfliegt schnell

„Dahoam isch dahoam“, meinte Rolf Brezing bei seiner Begrüßung, und die Anspannung im „Heimathafen“ sei wohl besonders groß. Doch das „bissle Lampenfieber“ war schnell verflogen. Und Einigkeit macht stark. Diese wurde, ähnlich wie im Spielerkreis beim Sport, und im „Prolog“ unmissverständlich und hoch konzentriert demonstriert. Schnell kehrte Leichtigkeit ein. So waren Publikum und Sänger wirklich „guat druff“.

Mit „Wer hat eigentlich gesagt“ wurde vieles ironisch auf den Prüfstand und die Schippe genommen. Als Pendant zur bekannten „Shopping Queen“ wurde im Lied vom „Baumarkt“ der „Baumarkt-King“ gegenübergestellt, der immer wieder samstags auf der Suche nach dem nutzlosesten „Deng“ sei.

Im „Autolied“ wurde die besonders aufgewühlte Liebe des Mannes zu seinem „Heilig’s Blechle“, die über Frau und Kindern steht, witzig karikiert, nachdem Marcus Fischer zuvor vorsichtshalber ein hohes Loblied auf die Qualitäten der Frauen gesungen hatte, die vieles im Haushalt einfach besser könnten. Der Dreck weiche beim leidenschaftlichen Waschen mit Galseife von alleine freiwillig aus den Klamotten und die Knitterfalten würden sich beim Bügeln schnell ergeben. Da sollten die Männer, von denen die meisten mehr als nur neun Monate einen gebärfähigen Körper mit sich herumschleppen, lieber beim Bier trinken, Fußball spielen oder Auto fahren bleiben.

Kontrast pur dann in der Traurigkeit des Liedes von Andreas Gabalier, der in seinem „Amoi seg‘ ma sich wieder“ den Suizid seines Vaters und seiner jüngeren Schwester verarbeitet hat. Und dann immer wieder das Thema Liebe in allen Facetten, ob „Meine heiße Liebe“, gemeint war die schwarze Tasse Kaffee am frühen Morgen, oder das einfühlsame und wunderschöne schwyzerdütsche Lied von der „Ewigi Liäbi“ (Solist: Marcus Fischer).

Es folgte mit der „Post im Walde“ eines der beliebtesten und bekanntesten Charakterstücke für Chor und Trompete („Poschtle“: Bernd Kiefer). „So wia früher, isch’s mit d’r Leichtigkeit des Hermes heut au nemme“, meinte der „Feez“, wenn der Götterbote nicht einmal die 350 Kilogramm schwere Werkbank rechtzeitig oder gar nicht liefern könne. In die Pause ging es dann mit „Basket Case“ und „Wir wollten doch nur Freunde sein“, in dem es die gar nicht so blöde Blondine (Marcus Fischer) nur auf das Geld ihres Verehrers (Marcus Schweizer) abgesehen hatte.

Andreas Raible glänzt

bei „Der Reng wud teuer“

Fetzig und schwungvoll startete der Chor in den zweiten Block mit „Rock mi“ und „Schwarz oder weiß“, dem eine Ode an die „Comedian Harmonists“ folgte. Andreas Raible besang danach mit seiner kräftigen Baritonstimme auf die Melodie „The Ring of Fire“ das Leid eines Bräutigams: „Der Reng wud teuer“. Später begeisterte er noch mit „I schwätz schwäbisch“. Dazwischen hieß es frei nach Wolle Kriwanek „Reggae i di uff?“.

Bezeichnend für den ganzen Abend und den Chor insgesamt dann der Song „Altes Fieber“ der „Toten Hosen“, in dem die Kameradschaft und der Zusammenhalt ausdrucksstark und voller Überzeugung besungen wurden. Man konnte das harmonische Miteinander über die ganzen drei Stunden spüren, hören und sehen. Kameradschaft ist halt nicht nur, „wenn ma zuagucka ka, wia d’r Kamerad schafft“.

Schluss sollte mit dem „Ohrwurm“ der „Wise Guys“ sein. Doch so einfach durften die gefeierten zwölf Sänger nach frenetischen Zugabe-Rufen und Beifallsstürmen nicht ohne Zugaben von der Bühne, als da waren: „Auf Wiedersehen in Garmisch-Partenkirchen“, „Suleimann“ und „Fürstenfeld“. Doch sie versprachen: „Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!“ Als nächstes ist das am 24. September in Nordstetten.

Das wohl markanteste Gesicht und eine ebensolche Stimme gehört Andreas Raible.

Das wohl markanteste Gesicht und eine ebensolche Stimme gehört Andreas Raible.

Marcus Fischer als gar nicht so blöde Blondine mit Verehrer Marcus Schweizer.

Marcus Fischer als gar nicht so blöde Blondine mit Verehrer Marcus Schweizer.

Marcus „Feez“ Fischer brillierte nicht nur bei seinen Moderationen.

Marcus „Feez“ Fischer brillierte nicht nur bei seinen Moderationen.

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Erstellt:
31.05.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 13sec
zuletzt aktualisiert: 31.05.2016, 01:00 Uhr

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