Tierschutz

Zwei Luchse aus misslicher Lage befreit

Die beiden „Pinselohren“ sind jetzt im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald untergebracht.

20.07.2017

Von NC

Im Schwarzwald angekommen, machen die „Pinselohren“ erste Schritte in eine natürliche Umgebung. Jetzt haben sie ein 500 Quadratmeter großes Rückzugsgebiet. Bilder: Stiftung für Bären

Im Schwarzwald angekommen, machen die „Pinselohren“ erste Schritte in eine natürliche Umgebung. Jetzt haben sie ein 500 Quadratmeter großes Rückzugsgebiet. Bilder: Stiftung für Bären

Am Dienstagmorgen um 4.30 Uhr bricht das Rettungsteam der Stiftung für Bären nach Frankreich auf, um die zwei Luchse aus einer misslichen Lage zu befreien. Ziel: Der „Parc de l’Orangerie“ mitten in Straßburg. Knapp eine Stunde dauert die Fahrt, gegen halb sechs erreichen sie Straßburg.

Die lang andauernden Vorverhandlungen zur Übernahme der Tiere fanden vor einem Monat ein Ende. Seitdem bereiten das Stiftungsteam und die Parkbetreiber eigens entwickelte Transportkisten, als Katzenfallen, vor.

In weniger als zehn Minuten konnten die beiden Eurasischen Luchse in die Transportboxen gelockt werden. Eine für die Tiere belastende Immobilisation konnte dadurch vermieden werden. Auf Grund der zu erwartenden Temperaturen machte sich das Team der Stiftung für Bären unverzüglich auf den Weg in den Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald nach Bad Rippoldsau-Schapbach.

Dort konnte das Luchs-Geschwisterpaar Charlie und Catrina bereits um 8.30 Uhr in die naturbelassene Freianlage entlassen werden. Vorsichtig setzten die beiden Pinselohren ihre Pfoten auf ungewohnten Untergrund und inspizierten, noch leicht verängstigt, ihre neue verhaltensgerechte Heimat mitten im Wolftal. Nach einer kurzen Ehrenrunde verzogen sich die Geschwister im Brombeerdickicht, um erst mal zur Ruhe zu kommen.

Nach einer von den Tieren selbst gewählten Eingewöhnungszeit im 500 Quadratmeter großen Luchsrückzugsgebiet, ist eine Gemeinschaftshaltung mit Braunbären auf 1,3 Hektar vorgesehen. Hier beschreitet die Stiftung für Bären wieder Neuland. Eine solche
Haltung ist bisher in Deutschland einzigartig. Bär und Luchs werden durch die gegenseitige Interaktion mit den Artgenossen ihre natürlichen Instinkte abrufen und schärfen.

Die beiden Luchse lebten zwölf Jahre lang in der „l’Orangerie“ auf etwa 60 Quadratmeter Steinboden und konnten dort keine natürlichen Verhaltensweisen entwickeln. Die Betreiber, die Associations des Amis du Zoo de l’Orangerie, erkannten diesen Zustand ebenfalls und baten die Stiftung für Bären um Hilfe. Auf Initiative von Catherine Rutz, einer ehrenamtlichen Helferin des Bärenparks Schwarzwald, kam die ganze Aktion ins Rollen. Mit viel Herzblut und Geduld unterstützt sie die Übernahme der Luchse seit über 18 Monaten.

„Wir betreten hier wieder Neuland wie bereits vor 25 Jahren, als die ersten Interaktionen zwischen Bär und Wolf durch Tierschützer gewagt wurden. Dieses Erfolgsmodell setzt sich damit fort und stellt neue Herausforderungen an unsere Arbeit“, sagt Rüdiger Schmiedel, Geschäftsführer der Stiftung für Bären.

Bernd Nonnenmacher, Parkleiter im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald, freut sich über den Zuwachs. „Es ist ein fast magischer Moment zu sehen, wie ein solch stolzes Wildtier, das bisher in einem viel zu kleinen Gehege auf einem Steinboden leben musste, die ersten Schritte in eine natürliche Umgebung unternimmt. Wir sind sehr gespannt, wie schnell die beiden Pinselohren ihre Urinstinkte wiederentdecken und mehr und mehr zum Luchs-Sein zurückfinden“, so Nonnenmacher.

Die zwei Luchse lebten im „Parc de l‘Orangerie“ in Straßburg beengt auf Steinboden.

Die zwei Luchse lebten im „Parc de l‘Orangerie“ in Straßburg beengt auf Steinboden.

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Erstellt:
20.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 20.07.2017, 01:00 Uhr

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