Tierwohl

Morgens Katze, abends Alligator

Der Horber Tierschutzverein leistet vieles im Hintergrund zum Wohl der Tiere. Was genau, darüber berichtete die Vorsitzende im Ausschuss. Und gut, dass es bald einen Raum in der Kaserne gibt.

20.10.2017

Von Dagmar Stepper

Nicht jeder Katze geht es so gut wie dieser in Bittelbronn. Um die anderen kümmert sich der Horber Tierschutzverein. Bild: Kuball

Nicht jeder Katze geht es so gut wie dieser in Bittelbronn. Um die anderen kümmert sich der Horber Tierschutzverein. Bild: Kuball

Der Horber Tierschutzverein hat ein kleines Bekanntheitsproblem. Das liegt nicht am großen Engagement, sondern dass er in Horb kein eigenes Tierheim hat. Seit er im Jahr 1984 gegründet wurde, kümmert er sich um das Wohl der Tiere von Horb, Eutingen und Empfingen. „Aber dass wir kein eigenes Tierheim haben, erschwert unsere Arbeit“, erläuterte Beatrice Buchmann, die Vorsitzende des Horber Tierschutzvereins, den Mitgliedern des Kultur- und Sozialausschusses am Dienstagabend.

Es gibt ein Tierheim in Freudenstadt und das privat geführte in Talheim. Doch was der Horber Verein macht, ist vielen nicht bekannt. Denn auch ein eigener Raum, wo er zu Veranstaltungen, Treffen oder zum Stammtisch laden können, gibt es nicht. Das erschwere auch die Jugendarbeit, so Buchmann. Doch hier hatte Oberbürgermeister Peter Rosenberger eine Lösung parat und bot einen Raum in der Kaserne an. Was die Vorsitzende natürlich freute.

Kontrolle bei Missständen

Sie skizzierte die Hauptaufgaben. Eine wichtige sei die Kastration von verwilderten Hauskatzen, von denen etliche im Industriegebiet Heiligenfeld leben. Doch die Arbeit der vergangenen Jahre zeige so langsam Früchte. Sie werden weniger. Schwierig sei aber, sie zu vermitteln. „Das ist nur auf Bauernhöfen möglich“, berichtete Buchmann.

Der Tierschutzverein kümmert sich auch, wenn Missstände gemeldet werden. Oft rufen Nachbarn an, manchmal sogar die Besitzer selbst. Die Tierschützer kontrollieren in Zusammenarbeit mit Veterinäramt und Polizei. Häufig geht es um verwahrloste Tiere. Buchmann berichtet von einem Dobermann, der von Küchenabfällen ernährt wurde und fast keine Muskulatur mehr hatte. Oder von elf Hasen mit schlechten Zähnen, die übersät mit Parasiten waren. „Oft gehen die Fälle gut aus und die Besitzer sind einsichtig“, sagte sie. Doch manchmal wird dem Tierschutzverein auch der Zutritt verwehrt. In diesen Fällen drängt das Veterinäramt die Besitzer, ihr Tier in andere Hände zu geben.

Die Horber Tierschützer fragen dann in Freudenstadt oder Talheim an, ob es freie Plätze gibt. „Oft kommt aber die Antwort: Ihr könnt erst nächste Woche kommen“, berichtet Buchmann. Die Tierheime in Deutschland seien allgemein recht voll. Außerdem seien sie für sehr kranke und pflegebedürftige Tiere nicht immer geeignet. Daher hat der Horber Tierschutzverein vier Pflegeplätze, wo Tiere von Mitgliedern ehrenamtlich aufgepäppelt werden. „Aber da kommen wir sehr schnell an unsere Grenzen.“ Dasselbe gilt fürs Geld. Der Verein finanziert sich über Mitgliederbeiträge, Spenden und Erstattungen von der Stadt Horb, die als Kommune für herrenlose Tiere zuständig ist.

Eine Besonderheit hat der Horber Tierschutzverein aber: „Wir kümmern uns um Wildtiere und haben entsprechende Nachweise und Stellen zur Pflege.“ So werden in Dommelsberg nicht nur Schwäne, Feldhasen oder Eichhörnchen aufgezogen, sondern auch so manche Exoten. „Die Haltung von exotischen Tieren nimmt zu“, berichtete Buchmann, „aber in Horb nehmen sie nicht Überhand.“

Alligator in der Badewanne

Der Alligator in der Badewanne, der dann doch zu groß wird, sei eine Ausnahme. Probleme gebe es eher bei invasiven Arten, wie beispielsweise Waschbären oder Schmuckschildkröten. Da sie die heimische Tierwelt verdrängen könnten, müssen sie ausbruchssicher gehalten werden. Buchmann berichtet von einer Schmuckschildkröte, für die ein Mitglied einen See auf seinem Grundstück gebuddelt hat. Doch als der Winter sich ankündigte, brachte sie der Verein nach München in die Reptilienauffangstation.

Hunde oder Katzen als Urlaubsmitbringsel aus südlichen Ländern kämen ebenfalls vor. Doch Buchmann warnte ein wenig davor: „Viele sind mit den Tieren überfordert, denn die Tiere ticken oft ganz anders. Die Hunde sind oft verschüchtert und brauchen viel länger, um sich einzugliedern.“

OB Rosenberger lobte die Arbeit des Tierschutzvereins. Denn in den vergangenen Jahren habe sich vieles verändert. „Der gesellschaftliche Wandel zeigt auch, wie man sich ein Tier zulegt oder auch entledigt.“ FDP-Stadträtin Silke Wüstholz bedankte sich nicht nur mit einem großen Sack Hundefutter, sondern auch mit Worten: „Ich bekomme es ja oft beim Kleintierzuchtverein mit, wenn ein Überraschungspakt vor der Tür steht. Sie kümmern sich darum und das mit Liebe.“

Der Tierschutzverein

Seit 33 Jahren gibt es den Horber Tierschutzverein. Derzeit zählt er 124 Mitglieder, 15 davon aktive. Der Verein kümmert sich um das Wohl der Tiere von Horb, Empfingen und Eutingen. Jeden ersten Montag im Monat trifft sich der Tierschutzverein zum Stammtisch im „Schiff“. Kontakt über vorstand@tierschutzverein-horb.de oder Telefon 0 74 51/76 47 (der AB wird regelmäßig abgehört).

Zum Artikel

Erstellt:
20.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 20.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!