Kriminalität

Schnelles Handeln erforderlich

Zweieinhalb Wochen nach dem Familiendrama in Aistaig befinden sich die beiden Überlebenden in Reha. Zwei Mitarbeiterinnen des „Weißen Rings“ Freudenstadt erklären, wie es mit den Traumatisierten nun weitergehen sollte.

23.03.2017

Von Fabian Schäfer

Es geht aufwärts. Nachdem die Frau und der Sohn eines Dettinger Unternehmers, der Anfang März in seinem Wohnhaus in Aistaig tot aufgefunden wurde, lange Zeit schwerverletzt im Krankenhaus lagen, konnten beide die Klinik nun verlassen. Sowohl der 13-Jährige, der noch deutlich längere Zeit in Lebensgefahr geschwebt hatte als seine Mutter, als auch die 49-Jährige befinden sich mittlerweile in Reha in einer anderen Klinik. Das bestätigte Polizei-Pressesprecher Dieter Popp. Der Sohn habe sich zudem erstmals wieder ein wenig artikulieren können und „einige Worte gesagt“, so Popp.

Der Mutter geht es deutlich besser, auch wenn sie sich bei ersten Vernehmungen durch die Polizei nicht an die Vorfälle vor knapp drei Wochen erinnern konnte. „Wir müssen abwarten, wie sie alles verarbeitet. Wenn sich ihr Zustand weiter bessert, wird es noch weitere Befragungen geben“, berichtet Dieter Popp. Was genau an jenem Sonntagmorgen in Aistaig passiert ist, bleibt weiterhin unklar. Die Ermittlungen dauern an.

Erster Termin am wichtigsten

Die eigenständige Hilfsorganisation „Weißer Ring“ kümmert sich in mehreren Ländern um Kriminalitätsopfer und deren Familien. Sieglinde Schwarz und Birgit Bihler arbeiten für die Außenstelle des „Weißen Rings“ in Freudenstadt und sind über die Situation der Betroffenen von Aistaig grob informiert. „Der Junge und die Mutter müssen dringend betreut werden, da beide mit Sicherheit hoch-traumatisiert sind“, sagt Schwarz. Normalerweise schaltet die Polizei die Hilfsorganisation ein, man kooperiere zudem mit dem Innenministerium. „Man muss ganz schnell reagieren. Ein erster zeitnaher Termin ist wichtig, um eine Einschätzung zu erhalten“, erklärt Bihler. Die weitere Therapie könne dann oft noch warten.

Auf den konkreten Fall von Aistaig sei der „Weiße Ring“ Freudenstadt noch nicht angesprochen worden. Neben den Opfern berücksichtigt die Organisation auch weitere Angehörige. „Bei den Traumatisierten muss man sehen, was geht. Wir bieten Beratungen an, vermitteln aber auch Erholungsaufenthalte“, berichtet Schwarz. Bis zu drei Wochen würden Opfer in Deutschland untergebracht. „Es ist wichtig, dass die Betroffenen schnell vom Tatort weg und wo anders hin kommen. Wir unterstützen sie auch bei einem möglichen Umzug“, erklärt Birgit Bihler. Denn vielleicht könnten Mutter und Sohn auch nach der Reha und einer Übergangs-Unterbringung nicht mehr in das Haus zurück, in dem sich das Drama am 5. März ereignet hat. Wenn man nicht reagiere, könne sich das schlimm auswirken.

Der „Weiße Ring“ könne auch für eine längerfristige Betreuung sorgen, so Schwarz, mit einem Termin sei es meist nicht getan. „Wir können uns Zeit nehmen und die Opfer so lange begleiten, bis sie sicher untergebracht sind“, erklärt Bihler.

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Erstellt:
23.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2017, 01:00 Uhr

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