Gut gespieltes Behinderten-Roadmovie nach Schema F wie vorhersehbar.

Erbsen auf halb sechs

Gut gespieltes Behinderten-Roadmovie nach Schema F wie vorhersehbar.

24.11.2015

Von che

Erbsen auf halb sechs

Sieben Jahre nach dem Gehörlosen-Drama „Jenseits der Stille? versucht wieder ein deutscher Film, auf dem Behinderten-Ticket die Herzen der Zuschauermassen zu erobern.

Im Mittelpunkt steht der Theaterregisseur Jakob, der bei einem Autounfall nicht nur blind, sondern in der Folge auch verbittert, misanthrop und zynisch geworden ist. Erst als die ebenfalls blinde Therapeutin Lilly sich seiner annimmt, begreift er allmählich, dass das Leben auch ohne Licht und Farben lebenswert sein kann ? natürlich durch die Macht der Liebe. Als Emotions-Katalysator dient eine Reise an den unverbrauchten Kino-Schauplatz Russland, dessen abgewrackter Charme zu den schöneren Seiten des Films zählt.

Im übrigen hat Regisseur Lars Büchel („Jetzt oder nie?) das Genre offenbar genau studiert und zielsicher die Erfolgsrezepte destilliert: Nimm das Thema ernst, aber nicht ernst genug, um dem Publikum die gute Laune zu verderben; lass die Tragik spielen, aber nur, damit die Hoffnung am Ende umso heller strahlt; zeichne den Behinderten als Schalk, der seiner gesunden, aber etwas depperten Umwelt ein Schnippchen schlägt.

Freilich ist dieser Handlungspfad so ausgelatscht, dass man jede Wendung in diesem Film schon von Ferne sieht. Auch Büchels ganz aufs Gefühl-Kalkül konzentrierte Regie kommt ohne Überraschungen aus. Wären nicht Fritzi Haberlandt und der Isländer Hilmir Snær Gudnason, die ein wirklich bezauberndes Liebespaar abgeben ? man müsste sich heillos ärgern über die Aalglätte dieses Films.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 43sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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M. 10.03.200412:00 Uhr

sieht sich an, wie das (prüfungs)werk eines absolventen einer filmschule: alles gelernte drin, dadurch völlig überfrachtet. trotzdem - oder gerade deshalb - igendwie fade, den ablauf kann man sich immer selbst vorerzählen (der sprung vom hochhaus: einfach nur lächerlich!). tausch fritzi haberland aus, dann wär's nur noch ein langweiler...

08.03.200412:00 Uhr

Schöne Bilder aber zu schön. Da hat sich Büchel ausgetobt, ein wenig zu sehr (vor allem am Anfang!). Alles zu platt, zu offensichtlich, zu einfach. Holzhammersymbolik ästhetisch verpackt. Es nervt ganz schön, wie beknackt sich Jakob benimmt und ständig gegen alle möglichen Sachen rennt. Was auch nervt ist, dass es ständig regnet. Manches ist ja schon ganz lustig, aber nicht wirklich überzeugend. Die Schauspieler, vor allem Fritzi Haberland, haben eine bessere Story verdient.

07.03.200412:00 Uhr

schöne Bilder, bewegende Momente, glaubhafte Figuren und Situationskomik
wirkt durch die unwirkliche Handlung ein wenig wie ein neuzeitliche Märchen

der Ralf 05.03.200412:00 Uhr

Zwischen Brisant/Exlosiv und Wiegert/Droste würde der Film nicht auffallen am TV-Abend´. Warum löst sich eine Frau innerhalb eines Tages aus einer intakten Beziehung? Wieso scheitert ein Selbstmordversuch nach Kaurismäki immer noch mit dem Ziel, einen Lacher zu produzieren? Wieso können blinde mit einem solchen Affenzahn durch's Kornfeld jagen? Wieso lacht im Kino niemand darüber? Warum spricht ein russischer Busfahrer deutsch? Wieso wird eine an sich gute Story-Idee derart meisterhaft vergeigt? Tränendrüsen kann jeder Hollywood-Hilfsregisseur drücken. Bildung: Nashörner. Up-to-date: Sterbehilfe-Debatte. Erfreulich: Co-Produzent Till Schweiger spielt keine Hauptrolle.

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