Garden State

Garden State

Seelenbesichtigung in der fremden Heimat: Filmisch perfektes Debüt aus Indie-Hollywood.

24.11.2015

Von che

Garden State

Studenten kennen das. Wie einem der Ort, an dem aufgewachsen, zur Schule gegangen ist, emotional entgleitet. Wie man irgendwann in merkwürdiger Schwebelage ? noch nicht ganz fremd, aber auch nicht mehr richtig dazugehörig ? durch die alte Heimat gespenstert.

So ergeht es auch Andrew Largeman in „Garden State?. Nach Jahren, in denen er in Kalifornien eine bescheidene Karriere als Fernsehschauspieler gemacht hat, kehrt der Mittzwanziger zur Beerdigung der Mutter in seine Heimat-Kleinstadt im „Gartenstaat? New Jersey zurück. Er trifft ziemlich verlegen ein paar alte Kumpel, die Polizist, Totengräber oder steinreicher Privatier geworden sind, vor allem aber das unsicher aufgedrehte Mädchen Sam (Natalie Portman). In wechselnden Gruppen lässt man sich wie in Trance um die Häuser treiben, unterwegs verliebt sich Largeman heftig in Sam, und am Ende stellt sich bohrend die Frage: Bleiben oder Zurückgehen?

Atmosphärisch ist Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff mit seinem Debütfilm ein kleines Meisterstück geglückt. Sanfte Melancholie, lakonischer Humor und der schleppende Stop-and-Go-Rhythmus fügen sich zu einem Stimmungsbild, auf dem sich die introvertierte, fast somnambule Gemütsverfassung des Heimkehrers und das monoton skurrile Leben in der verschlafenen Provinz perfekt überlagern.

Reicht das aber für einen ganzen Film? Nein, mag Braff sich gedacht haben und hat ein veritables Psycho-Trauma hinzu erfunden. Largeman, erfahren wir beiläufig, hat einst den Unfall seiner deswegen gelähmten Mutter verursacht und wurde anschließend von seinem Vater in einen Schuldkomplex hineinmanövriert. So gerät der Besuch in der Heimat unversehens auch zur Besichtigung der eigenen Seelenlage.

Das klingt nicht schlecht, wird von Braff dann aber doch eher küchenpsychologisch und teils sehr lehrhaft aufbereitet ? mit groben Symbolen wie einem bodenlosen Canyon als Zeichen der inneren Zerrissenheit.

Als Drehbuch-Schreiber hat Braff also noch Spielraum nach oben. Als Regisseur darf man ihn schon jetzt zu den größten Talenten des amerikanischen Autorenkinos seit den Debüts von Steven Soderbergh und Richard Linklater rechnen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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S. Till D 28.06.200512:00 Uhr

Die Fabelhafte Welt der Amelie in New Jersey?! Der Film unterhält mit den vielen kleinen Absurditäten mindestens genau so gut wie "die Amelie". Hier und da ist er jedoch auch deutlich zynischer. Mit feinen Gesten, und einer guten Portion Wortwitz wird die Notwendigkeit zur Auseinandersezung mit den das (eigene) Leben bestimmenden Faktoren behandelt. Schade, daß Large am Ende (das in gewisser Weise auch der Anfang eines neuen Lebens ist) auf seine Auszeit verzichtet... Da bleibt die Frage: Heilt die Liebe zwischen Menschen wirklich alles und sofort?!
...ach ja, der Soundtrack ist super!

FJ 24.06.200512:00 Uhr

Schlichtweg genial!

freddie 23.06.200512:00 Uhr

Schwach und ranzig

n.a 20.06.200512:00 Uhr

super!!! - bester film dieses jahres bis jetzt

Eugen E. Eugen 14.06.200512:00 Uhr

Nenn es mittelmäßig, ich nenn es realistisch. Dieser Film will weder abgedreht noch besonders noch bedeutungschwer sein. Im Prinzip will er nur sein wie das Leben. Und genau das macht ihn zu etwas besonderem in der überkommerzialisierten Filmwelt.(Was Enduring Love betrifft...das Beste waren Bill Nighy & Rhys Ifans...das Schlechteste-wie immer-Daniel Craig. Und der hatte leider die Hauptrolle)

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