Liebe auf Umwegen im klassenstarren 19. Jahrhundert. Breitwand-Telenovela mit einer niedlichen Keira Knightley.

Stolz und Vorurteil

Liebe auf Umwegen im klassenstarren 19. Jahrhundert. Breitwand-Telenovela mit einer niedlichen Keira Knightley.

24.11.2015

Von Wolfgang Hübner, AP

Stolz und Vorurteil

Wer sich noch gerne an Ang Lees meisterliche Literaturverfilmung "Sinn und Sinnlichkeit" aus dem Jahr 1996 erinnert, darf sich freuen: Heute kommt nämlich ein anderer berühmter Roman der englischen Schriftstellerin Jane Austen aus der Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts auf die Leinwand. Mit seinem Film "Stolz und Vorurteil" gibt Joe Wright, der bislang mit kritischen TV-Dramen auf sich aufmerksam machte, ein gelungenes Kinodebüt.

Erzählt wird die Geschichte der Familie Bennet, die auf dem Land lebt und vor der damals nicht ganz einfachen Aufgabe steht, alle fünf Töchter wohlversorgt unter die Haube zu bringen. Die besten Aussichten bestehen für die älteste Tochter Jane, eine sanfte Schönheit, und für die nicht weniger hübsche, aber ungleich aufgewecktere Lizzie. Schlechter schaut es dagegen für die rebellische Lydia sowie Mary und Kitty aus. Denn woher die passenden Männer nehmen in dieser abgelegenen Gegend Englands?

Umso willkommener ist daher der Besuch des jungen, wohlhabenden Charles Bingley im benachbarten Herrenhaus. Bingley ist ein netter Bursche, der schnell ins Visier von Mutter Bennet und Tochter Jane gerät. Lizzie hingegen interessiert sich für Bingleys Freund, den gut aussehenden, aber äußerst arroganten Fitzwilliam Darcy.

Der hingegen ist offenbar überhaupt nicht auf einen Flirt mit eventuell lebenslangen Folgen aus und zeigt das Lizzie in fast verletzender Weise. Die bleibt ihm allerdings nichts schuldig; es kommt während eines Balls sogar zum Streit zwischen beiden.

Doch diese Auseinandersetzung beweist nur, dass es bei Lizzie wie bei Darby gefunkt hat. Eingestehen wollen sie sich das allerdings noch nicht: Der Mann aus verletzter Eitelkeit und Standesdünkel, die Frau der Selbstbehauptung und ihres Stolzes wegen. Bis die beiden dann doch noch zueinander finden, vergehen mehr als zwei unterhaltsame Stunden in prachtvollen historischen Kulissen und Kostümen auf der Leinwand.

Das muss man den Briten lassen: Sie lieben und pflegen ihre Klassiker wie kaum ein anderes Volk in Europa. Die Deutschen, gewiss nicht mit weniger literarischen Schätzen der Vergangenheit im Gepäck, bringen einfach keine historischen Kinofilme von der Klasse und Frische wie "Stolz und Vorurteil" auf die Leinwände. Das liegt bestimmt nicht an den Schauspielern, denn die gibt es hier zu Lande mehr als ausreichend in hoher Qualität.

Mit solchen ist auch der britische Film bestens versorgt. Das stellt in besonderem Maße die ebenso begabte wie reizende Keira Knightley als Lizzie unter Beweis. Sie erinnert stark an die junge Audrey Hepburn, die ebenso mädchenhaft und doch auch selbstbewusst agierte.

Mit Brenda Blethyn und Donald Sutherland als altem Ehepaar Bennet sowie Judi Dench als arroganter Lady sind auch die Senioren-Rollen herausragend besetzt. Der in Deutschland noch fast unbekannte Matthew Macfayden spielt sensibel den Schnösel mit Herz. Die übrigen vier Bennet-Töchter bekommen von ihren Darstellerinnen durchaus eigene Kontur. Die Musik von Dario Marianelli, einem Filmkomponisten mit Zukunft, ist eingängig, aber nicht aufdringlich.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Jane 22.10.200512:00 Uhr

Schlechteste Jane Austen-Verfilmung seit langem!
Für diejenigen, die das Buch gelesen und die BBC-Produktion gesehen haben, sind die 127 Minuten die reinste Qual!
Keira Knightley ist die absolute Fehlbesetzung für Lizzy! Schlecht gespielt, nichts als einen dümmlichen Blick drauf und ihr ewiges Quadratgrinsen und albernes Gekicher nervt schon nach wenigen Minuten!
Wie kann man eine so schöne Geschichte dermaßen verhauen???

Boris Dollinger 17.10.200512:00 Uhr

Wrights Adaption von Austens Pride and Prejudice ist sicherlich nicht die gelungenste Adaption dieses Werkes, diese Ehre gebührt nach wie vor der grandiosen BBC-Verfilmung aus dem Jahre 1995. Trotz starker Kürzungen und einer, zumindest zu Beginn des Films zu sehr auf ihr Aussehen und zu wenig auf schauspielerische Leistungen setztenden Keira Knightley, schafft es diese Adpation jedoch, nicht zuletzt dank der grandiosen Vorstellungen von Donald Sutherland, Brenda Blethyn und vor allem Matthew MacFadyen der sogar Colin Firth den Rang als bis dato bester Mr.Darcy abläuft, den Zuschauer trefflich zu unterhalten. Sehr knapp an der 1 vorbei.

Martin Riesner 12.10.200512:00 Uhr

ein film den ich ohne sneak preview nie gesehn hätte

Astrid 28.09.200512:00 Uhr

Hab den Film in englisch gesehen und das Buch gelesen. Absoluter Wahnsinn. Ein Mr Darcy zum schmelzen. Platz eins meiner Lieblingsfilmliste.

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