Zivilgesellschaft

Den Rechtsextremen in Horb die Stirn bieten

Frercks Hartwig und Helmut Loschko laden zur Gründung eines „Horber Netzwerks gegen Rechtsextremismus“ für den 7. Dezember ein.

30.11.2023

Von Hans-Michael Greiß

Frercks Hartwig (links) und Helmut Loschko rufen ein neues Netzwerk gegen Rechtsextremismus ins Leben. Bild: Hans-Michael Greiß

Frercks Hartwig (links) und Helmut Loschko rufen ein neues Netzwerk gegen Rechtsextremismus ins Leben. Bild: Hans-Michael Greiß

In gesellschaftlichen Diskussionen, Nachrichten und sozialen Netzwerken sei ein fortschreitender Rechtsruck zu beobachten, den aufrechte Demokraten nicht einfach hinnehmen sollten, sind Frercks Hartwig und Helmut Loschko überzeugt. Mit dem neuen „Horber Netzwerk gegen Rechtsextremismus“ wollen sie klar Position beziehen und ein Forum zur Diskussion schaffen.

Die Beiden laden daher alle Einzelpersonen und Initiativen ein, am Donnerstag, 7. Dezember, um 20 Uhr Kulturhaus Kloster über die zu behandelnden Themen nachzudenken und mit der Gründung eines Netzwerks eine freie tolerante Gesellschaft zu verteidigen.

Seit den Ausschreitungen gegen Ausländer im Jahr 1991 in Rostock-Lichtenhagen sei die Horber Initiative für den Frieden für Toleranz eingetreten
und habe mit einer überzeugend großen Gruppe an Unterstützerinnen und Unterstützern bekannt, keine Neonazis in Horb dulden zu wollen. Doch nun besetze eine neue Rechte die gesellschaftlich relevanten Themen mit umgedeuteten Interpretationen, die zum Rechtsextremismus neigten.

Das Abstimmungsverhalten der vergangenen Wahlen lasse befürchten, rechte Themen hoffähig zu machen. Um so bedeutsamer sei der Aufruf zum 9. November, „Nie wieder ist jetzt!“ Überlegungen seien dringend nötig, was die Zivilgesellschaft unternehmen müsse, den aufkommenden Rechtsruck aufzuzeigen und Initiativen dagegen zu ergreifen.

Die Nachkriegsgeneration habe mit dem Konflikt gelebt, gegen das Verdrängen zu kämpfen und den Eltern unbequeme Fragen zu stellen, wie es zu Menschenverachtung, Terror und Krieg gekommen sei. Noch sei die Zeit, Fragen vermeiden zu können, warum man sich nicht aktiver gegen eine aufkommende ähnliche Entwicklung gewehrt habe. Die Stadt Horb sei bereits mehrmals in Zusammenhang rechter Aktivitäten benannt worden, gar als Brennpunkt rechtsextremer Aktivitäten. Verhaftungen vor Ort hätten aufgedeckt, dass Mitbürger Bestandteil der Terrorgruppe „Reichsbürger“ seien und viele rechte Kräfte hier die Fäden zögen.

Vor den nächsten Kommunalwahlen sei Aufmerksamkeit geboten. Nach einer bereits erkannten Unterwanderung der Betriebsräte setzten demokratiefeindliche Kräfte zum „Marsch durch die Institutionen“ an.
Mit klaren Strategien und populistischen Parolen drängten sie, in Kommunal- und Landesparlamenten Einfluss zu gewinnen und unter demokratischen Strukturen die Demokratie zu verändern, beschädigen und am Ende gar zerstören.

Noch erkenne er in Deutschland eine breite, jedoch weitgehend schweigende Mehrheit, die sich für die Verteidigung
der Demokratie einsetze und offen Antisemitismus verdamme, erklärte Hartwig. Mit verstärkter Bildungsarbeit und demonstrativem öffentlichen Bekenntnis wolle er Menschen gewinnen und alle ansprechen, die Bedenken trügen gegen Hass und Gewalt.

Bewusst wähle er keine Partei für diesen Anspruch, verdeutlichte Loschko. Über Jahrzehnte in Friedensinitiativen engagiert, nehme er ein starkes Gefühl in der Bevölkerung wahr, die Politik hätte die brennenden Probleme nicht mehr im Griff und verunsichere mehr, als dass sie Orientierung vermittelte.

Dies sei in der Migrationsproblematik erkennbar, die plötzlich von riesiger Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur in schroffe Ablehnung umgeschlagen sei. Lange schwelender Antisemitismus habe sich in kurzer Zeit zu Geschichtsverdrehung gewandelt. Unvorstellbar große Finanzhilfen seien in Coronazeiten ausgeschüttet worden, bei ersten Einsparmahnungen stehe als Erstes der Sozialbereich im Fokus. Ein starker Staat müsse aber für die gerechte Verteilung des Geldes sorgen.

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Erstellt:
30.11.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 30.11.2023, 01:00 Uhr

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