Trashig eingewickeltes Manifest der Modernisierungsverweigerung.

Die Quereinsteigerinnen

Trashig eingewickeltes Manifest der Modernisierungsverweigerung.

24.11.2015

Von che

Die Quereinsteigerinnen

Nicht genug, dass die Deutsche Telekom mit Servicedesastern und Stellenabbau in den Negativ-Schlagzeilen steht. Jetzt hebt dieser Film schon den nächsten Skandal auf den Schild: jene hässlichen, an unmöglichen Stellen platzierten, selten funktionstüchtigen so genannten Telefonsäulen. Drei überzeugte Handyverweigerer wollen das nicht länger hinnehmen und kidnappen den Konzernchef, um die Wiedereinführung der gelben Münzfernsprech-Zellen zu erpressen.

Wer da eher eine Trash-Komödie als einen Terroristen-Thriller wittert, liegt ziemlich richtig. Allerdings ist es den Machern schon auch ein bisschen Ernst, wenn sie das Entführer-Hauptquartier mit viel Liebe zum Ausstattungs-Detail als Technik-nostalgisches Paradies mit mechanischer Schreibmachine, Casioorgel, Wähl- und Vinylscheibe herrichten. Lagerfeuer und Eierlikör tun ein Übriges, dass sich alsbald auch der Telekomchef von der unkomplizierten Leichtigkeit des prädigitalen Lifestyles anstecken lässt.

Zuweilen irrlichtert dieser Low-budget-Heimwerkerfilm unentschlossen zwischen halblebiger Moderne-Zeiten-Satire und naivem Revoluzzer-Märchen. Oft atmet er aber auch den Charme semiprofessioneller Kino-Leidenschaft, wie man ihn aus der Frühzeit des Jungen Deutschen Films, etwa bei Rudolf Thome („Rote Sonne?) oder Klaus Lemke („48 Stunden bis Acapulco?) kennt. Letzterer legt passend dazu einen schaurigschönen Gastauftritt hin.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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