Film Stars Don’t Die in Liverpool

Film Stars Don’t Die in Liverpool

Romanze um den Jungdarsteller Peter Turner, der in eine Beziehung mit der älteren Hollywood-Ikone Gloria Grahame schlittert.

04.04.2018

Von Dorothee Hermann

Film Stars Don't Die in Liverpool
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Sie war schon ein Star, als Hollywood noch in Schwarz-Weiß drehte. Und auch mit über 50 ist Gloria Grahame (umwerfend wandlungsfähig: Annette Bening) eine glamouröse Erscheinung, wie geschaffen fürs Rampenlicht. Als sie gegen Ende ihrer Laufbahn auf englischen Provinzbühnen tourt, schminkt sie sich in ihrer eleganten Garderobe die Lippen knallrot, bevor sie kurz vor ihrem Auftritt in Tennessee Williams‘ „Glasmenagerie“ zusammenbricht.

Bereits todkrank, hat sie sich in den mehr als 30 Jahre jüngeren englischen Schauspieler Peter Turner (Jamie Bell) verliebt. Turners Erinnerungsbuch diente als Vorlage für den britischen Regisseur Paul McGuigan, der die außergewöhnliche Liebesgeschichte mit großem Feingefühl verfilmt hat, ganz weit weg von jedem Loverboy-Klischee.

Vor jedem Promiklatsch- oder Starverehrungs-Verdacht schützt den Film auch Peters pragmatisch-sympathische Familie im Liverpool des Jahres 1981, die (von Bruder Joe abgesehen) Gloria mit Achtung und Zuneigung begegnet, aber auch nichts dagegen hat, ihr eigenes Leben wieder fortzusetzen – ohne die Verantwortung für eine Sterbende. Mutter Bella (Julie Walters) konstatiert trocken: „Filmstars altern nicht wie normale Leute, sie bleiben immer schön.“

Da spielt Gloria schon längst mindestens zwei Rollen: Die gewohnte, strahlende Bezauberungsfähigkeit kann die Erschöpfung einer Schwerkranken nur noch selten durchdringen.

In dieser Situation bleibt auch dem jungenhaft-aufrichtigen Peter nur eine gespaltene Existenz, ein Weiterleben in zwei Sphären: Er gleitet von der Gegenwart, mit dem drohenden Verlust der Geliebten, in die Erinnerung, und wieder zurück. Die erste dieser Rückblenden, die ihn wie ein Traum (oder ein Flashback) überkommt, bringt ihm und dem Zuschauer die Unbeschwertheit zurück, als die beiden sich 1979 als Nachbarn im Londoner Stadtteil Primrose Hill kennenlernten. Auch die Machart des Films orientiert sich an dieser Bewegung der Erinnerung.

Die beiden ungleichen Stars Annette Bening und Jamie Bell legen so viel in ihre Rollen hinein, dass sie den Film weit über ein bloßes Biopic hinausheben. Der englische Titel sollte nicht abschrecken: Ansonsten ist alles auf Deutsch synchronisiert.

Glänzender Auftritt für Annette Bening, die ihre Diva selbstbewusst altern, lieben und abtreten lässt.

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Erstellt:
04.04.2018, 17:21 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 04.04.2018, 17:21 Uhr

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