Gäubahn

Flügelzüge statt unterirdischer Verkehr

Der Fahrgastverband Pro Bahn wehrt sich gegen die Wahrnehmung, dass der eine Milliarde Euro teure Gäubahntunnel bereits beschlossene Sache sei, und präsentiert eine nach eigener Darstellung preiswertere und leistungsfähigere Alternative.

14.10.2021

Von NC

Der Gäubahntunnel (blau) ist mit einer Milliarde Euro veranschlagt; der Vorschlag des Fahrgastverbandes Pro Bahn (magenta) sei deutlich billiger und schneller umzusetzen – sagt der Verband. Karte: Pro Bahn

Der Gäubahntunnel (blau) ist mit einer Milliarde Euro veranschlagt; der Vorschlag des Fahrgastverbandes Pro Bahn (magenta) sei deutlich billiger und schneller umzusetzen – sagt der Verband. Karte: Pro Bahn

Der geplante Gäubahntunnel zwischen Sindelfingen und dem neuen Bahnhof Flughafen/Messe Stuttgart (in der Karte blau gestrichelt) ist dem Fahrgastverband Pro Bahn ein Dorn im Auge. Er könne zwar die Probleme des Mischverkehrs von Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr auf der S-Bahn-Trasse bei der bisher verfolgten Planung lösen, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Er koste aber weit über eine Milliarde Euro und unterquere das Stadtgebiet von Leinfelden, was eine längere Planungs- und Bauzeit erwarten lasse.

Der Pro-Bahn-Regionalverband Stuttgart schlägt dager eine Variante vor, die günstiger und schneller sein soll, außerdem zusätzliche Direktverbindungen ermögliche. Die Trasse soll entlang der Autobahn A8 vor, die sich an der Anschlussstelle Möhringen verzweigt (in der Karte magenta eingezeichnet). Ein Ast würde im Tunnel als „Möhringer Kurve“ unter dem Körschtal hindurch bis zum im Bau befindlichen Fildertunnel auf Höhe der Landhauskreuzung führen und den Anschluss an den Tiefbahnhof in Stuttgart herstellen. Ein zweiter Ast könnte weitgehend oberirdisch entlang der Autobahn A8 verlaufen und beim Ausgang des Fildertunnels am Echterdinger Ei auf die Neubaustrecke treffen, die weiter nach Wendlingen und zum neuen Bahnhof Flughafen Messe führt.

Diese Lösung ermögliche sowohl schnelle Verbindungen nach Stuttgart als auch an den Flughafen. Züge aus Richtung Zürich/Singen/Horb könnten in Böblingen geteilt werden: Der erste Teil fährt ohne Halt zum Hauptbahnhof Stuttgart, der zweite wenig später über den Stuttgarter Flughafen nach Ulm oder ins Neckartal („Flügelzug-Konzept“). In der Gegenrichtung sollen die Flügelzüge in Böblingen vereint werden, bevor sie weiter nach Süden fahren.

Preiswerter und einfacher

Als Vorteile dieser Variante gegenüber dem Gäubahntunnel nennt Pro Bahn nur etwa ein Drittel der Kosten und eine schnellere Fertigstellung, da nur ein etwa ein Viertel der Tunnellänge benötigt werde: Der Verband rechnet mit drei Kilometern Tunnel und vier Kilometern oberirdischer Trasse an der Autobahn anstatt 12 Kilometern Tunnel. Auch die Auswirkungen auf Umwelt und Anwohner seien dank der Bündelung mit der Autobahn gering.

Die vorgeschlagene Variante sei wegen der kürzeren Streckenführung zwischen Böblingen und Stuttgart außerdem wesentlich schneller als die Variante mit Gäubahntunnel, so dass die Fahrzeit zwischen diesen beiden Halten nur etwa 11 Minuten betrage. Dies ermögliche sichere Anschlüsse ins Stuttgart und einen Halt in Böblingen.

Zusätzliche Optionen

Die Fahrgastverband sieht die Option einer schnellen Südtangente Böblingen – Flughafen – Wendlingen – Ulm, die den Knoten Stuttgart entlaste, als weiteren Pluspunkt seines Vorschlags. Damit wären Verbindungen von Böblingen nach Ulm in etwa 40 Minuten und Böblingen – Nürtingen in etwa 20 Minuten möglich. Der geplante Gäubahntunnel erlaube dies nicht.

Außerdem sieht der Fahrgastverband hohe Chancen für eine Verlagerung des Verkehrs von den chronisch überlasteten Autobahnabschnitten in diesem Bereich auf die Schiene.

Das Problem der begrenzten Kapazität des Fildertunnels und des Tiefbahnhofs läst die vorgeschlagene Trassenführung allerdings nicht, gesteht Pro Bahn ein. Deshalb müsse die Anbindung der Gäubahn über Stuttgart-Vaihingen und die Panoramabahn an den Hauptbahnhof als zusätzliche Möglichkeit, zum Beispiel für Pendelzüge in die Region, unbedingt bestehen bleiben. Dazu müssen zunächst oberirdische Gleise erhalten werden, die langfristig in einen Ergänzungsbahnhof eingeführt werden können.

Bereits am Freitag, 15. Oktober, möchte die Bahn die Projektpartner von Stuttgart 21 im einer Lenkungskreissitzung über eine Umplanung auf den Fildern informieren, schreibt der Fahrgastverband und unterstellt, hier solle im Handstreich und ohne öffentliche Diskussion eine komplett neue Planung beschlossen werden. Nach Ansicht des Verband seien hingegen auch Alternativen wie die vorgeschlagene zu prüfen.

Details zum Pro-Bahn-Vorschlag unter www.pro-bahn-bw.de.

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Erstellt:
14.10.2021, 14:47 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 14.10.2021, 14:47 Uhr

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