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Junger Schultes trommelt auf Facebook

Die Außendarstellung der Gemeinde hat sich unter Ferdinand Truffner stark gewandelt. Bei der Neckarwoche entführt Empfingen mit Virtual-Reality-Brille in andere Welten.

01.10.2018

Von Frank Wewoda

Unter Ferdinand Truffner ist Facebook zur Chefsache erklärt: Dort veröffentlicht der Rathauschef oft mehrfach am Tag News der Gemeinde, teilt Nachrichten von Empfingern über zugelaufene Katzen oder freie Mietwohnungen und beantwortet persönlich Fragen von Bürgern. Rechts auf dem Bildschirm ist das neue Logo Empfingens zu sehen.Bild: Wewoda

Unter Ferdinand Truffner ist Facebook zur Chefsache erklärt: Dort veröffentlicht der Rathauschef oft mehrfach am Tag News der Gemeinde, teilt Nachrichten von Empfingern über zugelaufene Katzen oder freie Mietwohnungen und beantwortet persönlich Fragen von Bürgern. Rechts auf dem Bildschirm ist das neue Logo Empfingens zu sehen.Bild: Wewoda

Im frisch renovierten, funktional in Weiß gehaltenen Besprechungszimmer begrüßt er seinen Besucher, führt ihn in sein Büro. Zwischen blütenweißen Wänden tippt Ferdinand Truffner die Webadresse der Gemeinde in seine ergonomisch geformte Tastatur, lässt dann die Facebookseite auf dem zweiten Bildschirm erscheinen, das Iphone liegt vor ihm auf dem Tisch.

Am 1. Januar hat der inzwischen 29-Jährige das Amt von seinem Vorgänger Albert Schindler übernommen. Seither gehören E-Mails und Facebook-Nachrichten, die der Schultes auch von seinem Handy abschickt, zum neuen Stil im Amtszimmer des Rathauschefs. „Die öffentliche Verwaltung gilt meistens als etwas verstaubt und nicht so flexibel, doch wir stehen in vielen Bereichen in Konkurrenz zu anderen Kommunen.“

Diesen Wettbewerb nimmt Truffner ernst: Dass Empfingen als modern und auf Höhe der digitalen Zeit wahrgenommen wird, ist ihm wichtig. „Eine Facebookseite einzurichten dauert doch nur 20 Minuten“, sagte sich Truffner also nach wenigen Wochen im Amt und schritt gleich zur Tat.

Das Ergebnis ist heute auf der Facebook-Präsenz der Gemeinde gut dokumentiert: „Seite wurde am 9. März 2018 erstellt“, ist dort zu lesen, und: „538 Personen gefällt das“, also Empfingen. Seit dem Anlegen der Seite ist das Posten, sprich das Veröffentlichen von Nachrichten, reine Chefsache. So veröffentlicht der Rathauschef oft mehrfach am Tag News der Gemeinde, teilt Nachrichten von Empfingern über zugelaufene Katzen oder freie Mietwohnungen. Vor allem animiert Truffner aber Nutzer mit seinen Beiträgen immer wieder zur Interaktion – und erhält beachtliche Resonanz. „Man kann immer wieder selbst ein Thema setzen“, freut sich der Bürgermeister, lächelt spitzbübisch. So geschehen ist das bei den Tempohemmschwellen, die in der Weillindestraße und Wehrsteiner Straße
installiert wurden, natürlich begleitet von einem Bericht auf Facebook.

Als ein Anwohner in der Weillindestraße diese Gummibarrieren kürzlich erst vor seinem Haus installiert und dann alsbald wieder entfernt haben wollte, deutete Truffner auf Facebook durch die Blume sein Unverständnis an. Damit provozierte er höchstpersönlich die in manchen Pressestellen oder Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit so gefürchteten Negativreaktionen. Der User „Simon Gehtdichnigsan“ stichelte daraufhin: „Und wer zahlt die ganze Aktion? Die Firma lässt sich bestimmt nicht mit Hosenknöpfen bezahlen“. Die trockene Antwort der Gemeinde Empfingen in Person von Truffner lautete: „...na der Steuerzahler zahlt es. Die Gemeinde setzt Ideen von Bürgern um, so flexibel sind wir.“ Krisen-Kommunikation kann der Schultes also auch. Negativ gefärbte Reaktionen wachsen sich im Internet bei weniger gekonnten Antworten im schlimmsten Fall zum „Shitstorm“ aus, also zu einer Flut abfälliger bis beleidigender Äußerungen, die oft nur schwer wieder zu stoppen sind.

Neuster Facebook-Coup von Ferdinand Truffner: Ein Gewinnspiel, bei dem die Werbeunterlagen und -artikel der Gemeinde verlost werden. Darunter ist eine Stofftüte, gefüllt mit Geschenkartikeln wie Gummibärchen und einem Tütchen mit Samen, alles natürlich mit neuem Empfingen-Logo und flottem Spruch. Dazu kommt die gerade in einer Auflage von 3000 Exemplaren neu gedruckte Gemeindebroschüre. Für „Repräsentation der Gemeinde“ sind im Nachtragshaushalt 9000 Euro veranschlagt. Darunter fällt auch der neue Messestand auf der Neckarwoche.

Dort präsentiert sich Empfingen lässig in einer Art Lounge-Atmosphäre auf Europaletten und setzt Besuchern eine Virtual-Reality-Brille auf die Nase. Hinter den Gläsern der wie eine klobige Skibrille aussehenden VR-Technik ist ein Filmchen über die Empfinger Musikveranstaltung Beatparade zu sehen, allerdings nur in 2D.

Dies von einem Dienstleister als 3D-Film umzusetzen, hätte allein 15 000 Euro gekostet – viel zu teuer natürlich. Lieber nimmt Truffner die neuen Medien dann selbst in die Hand: „Für Facebook wird kein Geld eingesetzt, nur die Zeit vom Bürgermeister“, informiert er lächelnd.

Fast hipstermäßige Loungeatmosphäre: Die Beatparade soll imagebildend werden auf der Neckarwoche. Bild: Gemeinde Empfingen

Fast hipstermäßige Loungeatmosphäre: Die Beatparade soll imagebildend werden auf der Neckarwoche. Bild: Gemeinde Empfingen

Neue Empfinger Außendarstellung

Das neue Logo Empfingens zeigt den örtlichen Kirchturm als prägendes Gebäude des Orts hinter einer angedeuteten Silhouette von Hausdächern. Das Logo ist ein zentraler Baustein des „Corporate Design“. Darin drückt sich das Selbstverständnis eines Unternehmens oder einer Institution grafisch aus. Das Selbstverständnis wird wiederum als „Corporate Identity“ (CI) bezeichnet, also wörtlich „Unternehmensidentität“. „Wir haben über 60 Mitarbeiter“, sagt Ferdinand Truffner. Das sei ja die Größe eines mittelständischen Unternehmens, erklärt der Bürgermeister das Selbstverständnis seiner Verwaltung. Für professionelle Außendarstellung investiert Empfingen laut dem Nachtragshaushalt 9000 Euro für Repräsentation, genauer: „Neues Logo, CI und Austellung auf der Neckarwoche“.

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Erstellt:
01.10.2018, 16:42 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2018, 16:42 Uhr

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