Die Geschichten von 16 Menschen

Wer die Lesungen des 44-jährigen kennt, weiß längst, wie vielfältig, tiefgreifend und kurzweilig diese Abende sein können. „Buntland“ ist eine Reise von Mensch zu Mensch. Ein Gegenentwurf zur politischen oder gar populistischen Schwarz-Weiß-Färberei. Es zeigt Deutschland, wie es in großen Teilen schon lange ist: bunt. Zwei Jahre ist der Journalist und Fotograf durch Deutschland gereist. Oliver Lück stellt 16 Menschen und ihre Geschichten vor - und ein Land, das jeder kennt und das doch jedem unbekannt ist. Auf seiner Lesereise durch Deutschland wird Lücke in über 80 Städten aus seinem neuen Buch „Buntland“ vor lesen. Am 23. November um 19 Uhr kommt er nach Freudenstadt in die Arkadenbuchhandlung.

In Ihrem neuen Buch porträtieren Sie 16 Menschen aus 16 Bundesländern. „Buntland“ heißt diese Sammlung. Wie bunt ist denn Deutschland?

Oliver Lück: Bunter als man glauben mag. Vor allem sehr viel bunter als nur Schwarz, Rot und Gold. Zum Glück. Am besten lässt sich das durch Geschichten zeigen. Geschichten aus einem Land, das jeder kennt und das doch jedem unbekannt ist. Erzählungen von Menschen, die nicht in Grenzen denken und echte Geschichten erzählen können. Nichts Exklusives dabei. Schon gar nichts Prominentes. Aber ganz alltäglich sind diese 16 Menschen aus 16 Bundesländer eben auch nicht. Diese Begegnungen haben mir geholfen, das Land sehr viel greifbarer zu machen als Zahlen, Farben oder die Politik.

Welche der Lebensgeschichten hat Sie besonders beeindruckt und warum?

Alle 16. Denn das ist ja meine Auswahl. Ich hatte die Chance, 16 Menschen sehr intensiv kennen zu lernen. Die Recherche zu „Buntland“ hat zwei Jahre gedauert. Ich habe die Geschichten gesucht, bin immer wieder durch das Land gereist. Dann bin ich meist eine Woche oder länger bei den Menschen geblieben. Wie zum Beispiel bei Josef aus Bayern. Ich habe ihn in einer Würzburger Weinstube kennengelernt. Er setzte sich zu mir an den Tisch und erzählte, wie er mal drei fremden Rumänen, die eine Panne auf der Autobahn hatten, sein vollgetanktes Auto lieh. Den Fahrzeugschein gab er ihnen auch gleich mit. Es war kurz vor Weihnachten und Josef wollte helfen. Wie die Geschichte ausgegangen ist, werden die Besucher meiner Lesung in Freudenstadt erfahren.

Sie sind nicht nur Autor, sondern auch Fotograf. Warum haben Sie keinen Bildband gemacht?

Es gibt ja auch Bilder in meinem Buch. Zu jeder der 16 Geschichten mindestens eines. Auch während meiner Lesungen zeige ich immer zahlreiche Bilder, die ich auf meinen Reisen durch Deutschland in den vergangenen Jahren gemacht habe. Einen Bildband wird es dann aber auch noch geben: Im Herbst 2019 wird eine Retrospektive meiner Europa-Reisen der letzten 20 Jahre erscheinen. Mit Hund und VW-Bus durch Europa – erzählt mit vielen Bildern, kürzeren Geschichten und zahlreichen Anekdoten von unterwegs.

Sie sind zurzeit auf Lesereise. Sammeln Sie dabei neue Geschichten?

Ich werde in mehr als 80 Städten aus dem Buch „Buntland“ lesen. Seit nunmehr sechs Jahren bin ich – auch schon mit meinen vorherigen Büchern – intensiv auf Lesereise. Auch weil ich dabei viele Menschen treffe, die mir jedes Mal neue Geschichten erzählen. Oft brauche ich dafür gar nicht viel zu tun. Es passiert einfach. Man sitzt irgendwo, kommt ins Gespräch und dann ist die Geschichte da. Jeder von uns kann Interessantes erzählen – man muss nur zuhören können. Und niemand kennt das eigene Land in- und auswendig. Deutschland ist so unglaublich vielfältig, da würden wohl drei Leben nicht langen. „Buntland“ ist daher auch eine Möglichkeit, 16 Menschen sehr nahe zu begegnen und einzutauchen in 16 Leben. Und jeder dieser Menschen macht Deutschland aus – auch Sie und ich.