Globalisierung im Weinglas könnte brisant für Attac-Anhänger wie für Wengerter sein.

Mondovino

Globalisierung im Weinglas könnte brisant für Attac-Anhänger wie für Wengerter sein.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Mondovino

Es gibt Globalisierungs-Opfer, mit denen man nicht rechnet. Aber das Weingeschäft ist zu lukrativ, um es den Zwei- bis Acht-Hektar-Winzern zu überlassen. 140 Dollar pro Flasche erzielt ein Rotwein eines milliardenschweren kalifornischen Weinunternehmens. Wen schert es da, dass die riesigen Rebflächen im Vergleich mit den jahrhundertealten Weinbaugebieten Frankreichs und Italiens ziemlich steril wirken? Schließlich garantiert die Firma ein gleichbleibendes Aroma ihres Markenprodukts. Eine individuelle Note, der Geschmack des einzelnen Rebgartens, spielt keine Rolle mehr.

„Der Wein ist tot ? wie der Käse und die Früchte?, lautet die düstere Diagnose eines alten Weinbauern aus dem Languedoc. Standardisiert für den Weltmarkt. Der Dokumentarfilm „Mondovino? inszeniert das Verhältnis zwischen kleinen Winzern und dem US-amerikanischen Marktführer streckenweise wie ein Asterix-Remake. Bloß ist gut und böse nicht mehr so genau zu trennen wie bei Galliern und Römern. Denn der französische Großvertrieb arbeitet auch nicht viel anders als der noch größere amerikanische.

Es beschleicht einen das traurige Gefühl, dass die Zeit der großen Weine bald unwiderruflich vorbei sein könnte. Jener Weine, deren Aroma den Ort wiederspiegelte, von dem die Reben stammten. Unverwechselbar wie die Besitzer der kleinen Güter, deren Weine ausgerechnet einen Weinhändler mitten in New York begeistern.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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