Transit

Transit

Drama nach einem Roman von Anna Seghers, in dem ein deutscher Flüchtling in Frankreich den Nazis zu entkommen versucht.

04.04.2018

Von Madeleine Wegner

Transit
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In Zeiten wie diesen braucht jeder etwas, woran er sich klammern kann: eine Hand, einen Menschen, eine Liebe – und vor allem eine Hoffnung. In der gleißenden Sonne Südfrankreichs kreuzen sich die Wege der Suchenden und Wartenden. Sie, Marie, sucht ihren Mann, den sie verlassen hat und nun zurückhaben will. Er, Georg, flieht vor den Nazis und wartet wie so viele andere auf die Papiere, die ihm eine Ausreise ermöglichen.

Wir sehen französische Städte von heute, doch es ist von den Nazis die Rede, die nach Frankreich einmarschieren, immer weiter vorrücken. Georg (der frühere Tübinger und Shootingstar der diesjährigen Berlinale Franz Rogowski), der als politischer Häftling aus einem Arbeitslager ausgebrochen ist, kommt in Paris durch einen Zufall an die Unterlagen und den Reisepass des bekannten Schriftstellers Weidel. Georg flieht weiter nach Marseille und nimmt dort die Identität Weidels an. Und er trifft Weidels Frau, die nichts vom Tod ihres Mannes weiß und rastlos auf der Suche nach ihm ist. Suchender Blick, im Hinausgehen ein Schulterblick, weitereilen, das Klackern der Absätze auf dem Asphalt: Paula Beer ist eine Erscheinung, die jedoch enttäuschend leer wirkt.

Mehrmals, auch vom mexikanischen Konsul (Alex Brendemühl), fällt dieser Schlüssel-Satz, der eben damals wie heute gilt: „Die haben Angst, dass ihr bleibt.“ Die Behörden in Frankreich und in den USA haben Angst. Alle wollen sie eine Sicherheit, dass die Flüchtlinge, die Fremden weiterreisen. So bleibt alles in der Schwebe, es gibt kein Bleiben, kein Zuhause in der Fremde, nur eine ungewisse Zukunft. Es verwundert auch nicht, dass sich Menschen wie dieser Dirigent, der in Caracas eine Stelle antreten will, an seine zwölf Passbilder klammert, mit denen die Unterlagen zu seiner Ausreise nach vielen Amtsgängen endlich vollständig sind – hofft er zumindest.

Alles ist Transit. Die Figuren hängen in der Luft, manche verlieren den Halt und die Hoffnung. Die Wartesäle der Ämter sind voll von Wartenden und vibrieren von all den unerzählten und immer wieder erzählten Geschichten. Und diese Geschichte, Christian Petzolds achter Kinofilm, ist eine Geschichte, die zeigt, wie sich Geschichten manchmal wiederholen.

Lässt in Exilgeschichten gelungen die Zeit des Zweiten Weltkriegs mit der Gegenwart verschwimmen.

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Erstellt:
04.04.2018, 17:28 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 04.04.2018, 17:28 Uhr

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