Vom Ende einer Geschichte

Vom Ende einer Geschichte

Roman-Verfilmung, in der sich ein Rentner mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss, die er ganz anders in Erinnerung hatte.

12.06.2018

Von Madeleine Wegner

Vom Ende einer Geschichte
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Tony (Oscar-Preisträger Jim Broadbent) ist mit sich im Reinen. Ein älterer Herr, mürrisch gegenüber seiner Umgebung, aber in sich ruhend. Er hat sich eingerichtet, pflegt gelegentlichen Kontakt zu ein paar alten Schulfreunden, bezeichnet sich als „glücklich geschieden“ und genügt sich ansonsten selbst. Bis er die Nachricht von einer Erbschaft erhält, die mit seiner Jugendfreundin
Veronica (Charlotte Rampling)
zu tun hat. Die trägt eine Botschaft aus seiner Vergangenheit
in sich und bringt sein Selbstbild ins Wanken.

„Vom Ende einer Geschichte“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Julian Barnes aus dem Jahr 2011. Gibt es eine objektive Wirklichkeit, wenn Menschen sich begegnen und wieder auseinandergehen, oder ist am Ende alles ein Konstrukt aus Sichtweisen, bewusster und unbewusster Verdrängung und Lügen? Ist unsere Lebensgeschichte nur eine private Sammlung „alternativer Fakten“, mit der wir irgendwie klarzukommen versuchen, auch wenn sie mit der Realität wenig zu tun hat? Und was passiert, wenn dieses
fragile Bauwerk plötzlich erschüttert wird?

Diese großen Fragen übersetzt Regisseur Ritesh Batra in Bilder und Alltagssituationen, die selbst dann unaufgeregt und unterkühlt daherkommen, wenn es um Leben und Tod geht. Der Kontrast, tiefgehende Fragen durch lakonische Dialoge (besonders stark darin Harriet Walter als Tonys Ex-Frau Margaret) und Bilder zu bearbeiten, macht den Film interessant und ist zugleich sein Problem.

Die Protagonisten werden nie wirklich aus der Reserve gelockt, bleiben vielfach blass und eindimensional. Alte Leica-Kameras und Uhren müssen als ziemlich holzschnittartige Symbole herhalten für das, was eigentlich erzählt werden müsste. Und auch die Botschaft des Films, wonach die schmerzliche Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie am Ende den Weg in ein besseres Leben weist, fällt zu platt aus. Dass sich trotzdem viele Bilder und Begegnungen einprägen, ist vor allem den feinfühligen Darstellern zu verdanken.

Bleibt in Andeutungen stecken, wo Stoff und Schauspieler großes Kino bieten könnten.

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Erstellt:
12.06.2018, 23:39 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 12.06.2018, 23:39 Uhr

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