Wissenschaft

Magische Momente

Bei der VHS-Semestereröffnung am Freitagabend in Horb zog Joachim Hecker mit seinen Experimenten die Zuschauen in seinen Bann.

24.09.2018

Von Hans-Michael Greiß

Wissenschaft ist nicht dröge, sondern sehr lustig– vor allem wenn in der Gruppe der Strom von Ohrläppchen zu Ohrläppchen fließt. Bilder: Kuball

Wissenschaft ist nicht dröge, sondern sehr lustig– vor allem wenn in der Gruppe der Strom von Ohrläppchen zu Ohrläppchen fließt. Bilder: Kuball

Ein vorzügliches Bonbon habe er zur Semestereröffnung aufbieten können, freute sich VHS-Direktor Dr. Sascha Falk, und das schmeckte besonders den zahlreichen Kindern, die am Freitagabend zum Vortrag von Joachim Hecker in die Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule gekommen waren.

Der Wissenschaftsjournalist beim WDR bekannte „ich mag keine Wissenschaft. Ich liebe sie“, was seine Besucher bei jedem seiner Experimente verspürten. Im nächsten Monat stehen Termine in Russland und den USA in Heckers Kalender. Im Auftrag des Goethe-Instituts dienen seine Experimente dort, um mit der deutschen Sprache die Wissenschaft zu erschließen. Angesichts der vielen Vorschulkinder war Hecker auf deren Reaktionen gespannt, doch bis zur letzten Sekunde hielt er nicht nur seine Experimente, sondern auch alle Besucher fest im Griff.

Allzu naseweise Kinder konnten es kaum erwarten und umringten Hecker, der aus seinem Buch Flammen schlagen ließ, die beim Zuklappen wieder erloschen. Den hinteren Buchdeckel hatte der Magier mit zwei Pads präpariert, da kam ein wenig Stimmung von Auerbachs Keller aus Goethes Faust in der nüchternen Aula der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule auf.

Reinhard Geiser, Erster Landesbeamter des Landkreises Freudenstadt, war von dem Gewusel vor der Bühne überrascht, so viele verantwortungsvolle Eltern hatten ihren Nachwuchs zur Wissenschaft bewegt, denn er fand, „heute wird mal richtig was geboten“. Der Science-Entertainer Hecker werde auch bei den Schlaufuchstagen am 7. und 8. November in Freudenstadt spielerisch jede Angst vor der Wissenschaft nehmen.

Zu einem „echten Tierversuch“ packte Hecker einen Frosch aus Styropor und Wasser in einen Dampfkochtopf und ließ raten, was wohl passieren könne. Staunend kommentierte er die meist gut begründeten Thesen. Darauf schickte er die kleine Lisa zusammen mit dem Hausherrn, Schulleiter Jochen Lindner, in einen Nebenraum, um kräftig einzuheizen. Nach einer halben Stunde war unter Hitze und Druck alle Luft entwichen und ein kleiner steinharter Frosch kam zutage.

Wie die eigene Stimme klingt, führte Hecker mit einem Stethoskop und angeschlossenem Mikrofon vor. Während sich die Kinder lebhaft zu den Experimenten drängten, hielten sich Erwachsenen vornehm zurück. Doch Hecker bezog auch sie ein, innere Kaugeräusche für alle hörbar zu machen. Da klang eine Haselnussschnitte nach Gewitter oder ein Zwieback wie ein Erdbeben. Die Lebensmittelindustrie mache sich diesen Effekt im „Food-Acustic-Design“ zunutze, Snacks knusprig klingen zu lassen.

Elektrischer Strom sei gefährlich, warnte Hecker, er durchfließe den menschlichen Körper, sogar bei sicherer Batteriespannung. Da piepste das Messgerät, als sich 26 Kinder an den Händen oder am Ohrläppchen fassten, denn sie hatten so einen Stromkreis geschlossen.

Feuer und Flamme waren alle Besucher, als Joachim Hecker einen Bleistiftspitzer aus Magnesium in Essig auflöste und den sprudelnden Wasserstoff in einem Ballon auffing. Eine kleine Flamme genügte, diesen mit einem lauten Knall in einer Stichflamme platzen zu lassen.

Überraschungseier durch ein Abflussrohr als Geschosse durch den Raum zu schießen schaffte Hecker allein mit Vakuum, wie bereits Otto von Guericke vor 350 Jahren bewiesen hatte. Das Gleichgewicht zu halten, weil der Bauchnabel den Schwerpunkt bildet, erfuhren die Kinder in Selbsterfahrung.

Die extreme Wasserbindung von Windeln erreicht ein „Superabsorber“ und diese nützlichen Hilfen halten nicht nur Babys trocken, sondern auch „echte Kerle“, wie Weltraumfahrer, Chirurgen oder Rennfahrer bei lange dauernden Einsätzen. Auch zur Dämpfung in Sportschuhen, ja selbst in den Verkaufsschalen der Schnitzel im Supermarkt, finde sich dieser Wunderstoff, erklärte Hecker.

Zum Schluss seines Vortrages verwandelte Hecker Wasser in Kunstschnee, ein Löffel Pulver darin eingerührt genügte, bis Weihnachten dauerhafte Winterstimmung zu schaffen, denn alle durften ein Tütchen zur Erinnerung mitnehmen.

Auch wenn in seiner Schule der Unterricht nicht immer so spannend präsentiert werde, sei doch sein Ziel, den Lernenden Spaß an Wissenschaftsfächern zu vermitteln, bekannte Schulleiter Jochen Lindner. Noch mehr als die unterhaltsame Wissensvermittlung habe ihn die ungehemmt natürliche Neugierde der Kinder begeistert. Zutiefst gerührt zeigte sich Hecker, als die fünfjährige Amira sich bei ihm für den Vortrag bedankte.

Magie 3: Joachim Hecker lässt aus seinem Buch Flammen schlagen, die beim Zuklappen wieder erlöschen.

Magie 3: Joachim Hecker lässt aus seinem Buch Flammen schlagen, die beim Zuklappen wieder erlöschen.

Magie 2: Feuer lässt den Luftballon nicht platzen, wenn er mit Wasser gefüllt ist.

Magie 2: Feuer lässt den Luftballon nicht platzen, wenn er mit Wasser gefüllt ist.

Magie 1: Strom durchfließt den menschlichen Körper und auch zwischen den Menschen funkt es.

Magie 1: Strom durchfließt den menschlichen Körper und auch zwischen den Menschen funkt es.

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Erstellt:
24.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 24.09.2018, 01:00 Uhr

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