Interview mit Kinobetreiberin Julia Eppler: „Wir sind eine Lokomotive“

Kinos in der Pandemie: Wie es weitergeht, ist unklar

Julia Eppler ist Kinobetreiberin in der vierten Generation und Botschafterin des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF Kino) in Baden-Württemberg.

21.08.2021

Von Jana Zahner

Julia Eppler ist Botschafterin für den Verband HDF Kino. Foto: Privat

Julia Eppler ist Botschafterin für den Verband HDF Kino. Foto: Privat

Stuttgart. Julia Epplers Familie gehören das Kino Universum in Backnang und das Olympia in Winnenden bei Stuttgart. Ersteres hat seit dem 1. Juli wieder geöffnet. Das zweite, kleinere Haus ist geschlossen, wie es weitergeht, ist unklar. Trotzdem ist die 28-Jährige zuversichtlich.

Wie sind die ersten Wochen im Kino Universum gelaufen?

Julia Eppler: Wir waren den Umständen entsprechend sehr zufrieden, die Leute waren glücklich, wieder ins Kino zu können. Uns ist klar, dass wir im Sommer keine großen Sprünge machen – das tun wir nie. Um unsere finanzielle Lage einschätzen zu können, müssen wir den Herbst und den Winter abwarten.

Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht seit Montag in Baden-Württemberg einen Corona-Test für Veranstaltungen in Innenräumen.

Wir haben bereits seit dem 1. Juli die 3G-Pflicht bei einer erlaubten Auslastung bis 60 Prozent und sind darauf eingestellt. Dass 3G nun für alle gilt, ist ein Vorteil – die Leute wundern sich nicht mehr, warum sie für das Kino einen Test brauchen, aber für die Gastronomie nebenan nicht. Ich verstehe aber auch Kollegen, die nun sehr unter Druck stehen. Wenn viel los ist, brauchen wir einen Mitarbeiter, der allein für die Einlasskontrolle zuständig ist. Das kostet Geld, das wir nie wiedersehen. Uns hilft aber, dass wir mit der neuen Corona-Verordnung wieder mit voller Auslastung spielen können.

Wie blicken Sie auf den Herbst?

Ich blicke skeptisch auf den Oktober, wenn die Corona-Tests kostenpflichtig werden. Dann werden uns Zuschauer fehlen und das wird wehtun.

Stehen wir vor einem Kinosterben?

Kinos wurden schon oft totgesagt. Natürlich schließen immer wieder Kinos, aber ein breites Sterben, wie es vorausgesagt wurde, sehe ich nicht.

Was kann die Politik tun?

Ein Verständnis füreinander ist der erste Schritt. Und: Die Auswertungsfenster dürfen nicht verkürzt werden. Ein Film muss mindestens 90 Tage exklusiv im Kino laufen, damit wir überleben. Wir sind Lokomotiven: Je besser ein Film im Kino läuft, desto besser läuft er später im Streaming.

Wie optimistisch sind Sie?

Wir planen bereits weitere Umbauten. Das würden wir nicht tun, wenn wir nicht an eine Zukunft des Kinos glauben würden.

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Erstellt:
21.08.2021, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 21.08.2021, 06:00 Uhr

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