Die Blüte des Einklangs

Die Blüte des Einklangs

Juliette Binoche reist als Frau mit Vergangenheit nach Japan, um eine geheimnisvolle, seltene Pflanze zu finden.

11.02.2019

Von Dorothee Hermann

Die Blüte des Einklangs
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Suchende, die nicht wissen, wohin es mit ihnen geht, haben es der japanischen Regisseurin Naomi Kawase schon immer angetan. In ihrem wunderbaren Film „Kirschblüten und rote Bohnen“ möchte eine alte Frau weit jenseits der Rentenschwelle (Kirin Kiki als Tokue) einen Job beim abweisenden Imbissbetreiber Sentaro (Masatoshi Nagase), den sie aber schließlich mit ihrer Rote-Bohnen-Paste überzeugt.

Auch diesmal verkörpert Nagase einen Einzelgänger, den Endvierziger Tomo, der sich in die Bergwälder der Provinz Nara zurückgezogen hat: aus Erschöpfung, so die brandaktuelle Diagnose. Seine einzige Kontaktperson scheint Aki (Mari Natsuki) zu sein, eine zierliche ältere Frau mit einem wächsernen Gesicht, als müsste sie sich von einer schweren Krankheit erholen.

In diese Abgeschiedenheit kommt die französische Reisejournalistin Jeanne (Juliette Binoche). Sie ist auf der Suche nach einer geheimnisvollen Pflanze, die nur alle 997 Jahre blüht und die Kraft besitzen soll, den „den menschlichen Schmerz“ zu vertreiben. Warum Jeanne sich so stark nach einem solchen Heilmittel sehnt, deutet sich erst allmählich in undeutlichen Erinnerungen an.

Die Besucherin von außen nimmt Tomo zunächst als Einheimischen wahr und übersieht, dass er sich in die zerklüfteten Bergwälder geflüchtet hat. Möglicherweise ist nur Aki, die sich so gut mit Kräutern auskennt, schon länger im Reich der Bäume zuhause.

Die grünen Riesen und der Wind wirken viel beständiger als die Behausungen, die Absichten und Tätigkeiten der Menschen. Auch die angestammten Bewohner, als Randfiguren eingeblendet, sind Entwurzelte. Sie wurden umgesiedelt, als ein Tunnel durch das Gebiet gezogen wurde. Von ihrem einstigen Dorf sind nur moosüberwucherte Mauerreste geblieben.

Leider lässt die Regisseurin nicht einfach die großartigen Aufnahmen und die eher sparsame Interaktion wirken, sondern gibt Jeanne Raum, reichlich esoterisch über Endzeitszenarios und die Wunderpflanze zu schwadronieren. Interessant bleibt aber, dass die Figuren nicht in Zusammenhängen wie Arbeit oder Liebe vorkommen, sondern als Vereinzelte.

Sanftes Endzeitdrama, das statt wuchtiger Actionszenen auf Atmosphäre und eine allzu starke Prise Esoterik setzt.


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Erstellt:
11.02.2019, 19:09 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 11.02.2019, 19:09 Uhr

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