Kiss Me Kosher

Kiss Me Kosher

In der quirligen Culture Clash- und Liebeskomödie will die jüdische Großmutter Berta unbedingt verhindern, dass ihre Enkelin eine Deutsche heiratet.

09.09.2020

Von Dorothee Hermann

Kiss Me Kosher

Eines muss man Regisseurin Shirel Peleg lassen: Sie versucht, dem Genre der romantischen Komödie nochmal gehörig einzuheizen: Denn die bekannte Konstellation von zwei verliebten Yuppies – karriere- und beziehungsmäßig wäre alles paletti, und doch stellen sich einer Heirat Hindernisse in den Weg – läuft ganz anders, wenn die Liebenden politisch-kulturellen Zündstoff in sich tragen.

In diesem Fall sind es die israelische Barbetreiberin Shira (Moran Rosenblatt) und die deutsche Biologin Maria (Luise Wolfram). Und das ist ein Horror für Shiras Großmutter Berta (Rivka Michaeli), eine Holocaust-Überlebende. Sie kann es kaum fassen, dass sich ihre Lieblingsenkelin ausgerechnet in eine Nachfahrin der Nazis verliebt hat. Ansonsten könnten die beiden als lesbisches Traumpaar durchgehen. Doch die reflektierte Maria findet nichts dabei, fast nichts über ihre Großeltern zu wissen und auch gar nichts über deren Haltung zum Nationalsozialismus. Das ist in Shiras Familie anders: „Wir reden über nichts anderes, und sonst essen wir.“ Das relaviert bereits im Moment des Redens, ist schnell vorbei und steht auf einer Ebene mit Shiras genüsslich polygamen Vorleben (Running Gag) oder ihrem vierschrötigen Vater, der überzeugter Siedler ist.

Die Mutter hingegen ist die personifizierte Toleranz und Offenheit. Seit einem Schüleraustausch in der Bundesrepublik hat sie nichts mehr gegen Deutsche. Shiras jüngere Schwester ist gerade beim Militär. Der jüngere Bruder filmt das lesbische Paar für ein Schulprojekt.

Als während der Hochzeitsvorbereitungen Marias Eltern aus Süddeutschland anreisen, gibt es noch einen peinlichen Moment: Beim Besuch einer Gedenkstätte reagiert auch Marias Mutter mit lastendem Schweigen, als Shiras Mutter sie nach ihren Eltern fragt. Doch schon drehen die Liebesverwicklungen sich weiter, als würden Politik und Geschichte nur zum Aufpeppen der Story benötigt.

Israelische Hipsterin liebt deutsche Biologin: lesbisches Traumpaar zwischen Nazi-Beschweigen und Nahostkonflikt.

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Erstellt:
09.09.2020, 13:06 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 09.09.2020, 13:06 Uhr

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