Marriage Story

Sie haben sich geliebt. Sie seine geduldige Art. Er ihr Talent. Sie seinen Blick. Er ihre Leidenschaft fürs Spielen. Nicole und Charlie waren ein Traumpaar in der New Yorker Theaterszene. Sie Schauspielerin. Er Regisseur. Zusammen haben sie ein Ensemble und eine Familie gegründet. Nun wollen sie sich als Ehepaar trennen und damit zwangsläufig auch das, was sie gemeinsam aufgebaut haben.

Nicole will New York verlassen. Sie geht zurück in ihre Heimatstadt Los Angeles und dreht dort einen Pilotfilm für eine Serie. Den achtjährigen, gemeinsamen Sohn Henry nimmt sie mit. Und Charlie nimmt ein Jetset-Leben in Kauf, um seinen Sohn dennoch regelmäßig zu sehen.

Überhaupt sind sich die beiden Noch-Eheleute einig, die Scheidung so undramatisch und einvernehmlich wie möglich über die Bühne zu bringen. Für die letzten zu klärenden juristischen Details der Scheidung engagiert Nicole eine Anwältin. Damit setzt sich eine Maschinerie in Gang, in der es vor allem darum geht, wo Sohn Henry zukünftig leben soll. Ein Rosenkrieg unverhofften Ausmaßes nimmt seinen Lauf, auf den die Eheleute offenbar kaum noch Einfluss nehmen können.

Die Anwälte benutzen alltägliche Kleinigkeiten als Argument vor Gericht, Vertrauen zerbröckelt, alte Verletzungen ebenso wie unausgesprochene Emotionen brechen sich Bahn. Wer hat wen groß rausgebracht am Theater? Hat sie sich für seine Karriere geopfert? Denkt er nur an sich? War das ganze gemeinsame Leben ein Irrtum?

Scarlett Johansson und Adam Driver geben mit ihrem eindringlichen Spiel ein überzeugendes Paar – sowohl in ihrer Liebe als auch in ihrem Hass. Eine tolle Performance liefert auch Laura Dern als gefürchtete Anwältin – und das nicht nur, wenn sie in einem Monolog die unterschiedlichen Erwartungen an Mütter und Väter bis zur jungfräulichen Gottesmutter Maria zurückverfolgt. Noah Baumbachs Scheidungsdrama „Marriage Story“ fragt mehr als es Antworten liefert – und das durch geduldige Beobachtung. Wie kann eine Trennung gelingen? Was bleibt übrig von einem gemeinsamen Leben? Von einer Liebe? Die Netflix-Produktion wird als ein Oscar-Kandidat gehandelt.

Großartig gespielt. Beobachtet geduldig und anteilnehmend einen langsam

eskalierenden Scheidungsprozess.