Coronavirus

Abschlussprüfungen erst Ende Mai

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ändert ihre Meinung und setzt neue Termine an. Eine Lehrergewerkschaft spendet ungewöhnliches Lob für ihr Krisenmanagement.

21.03.2020

Von JENS SCHMITZ

Abschied vom Klassenzimmer: Die geschlossenen Schulen haben Auswirkungen auf die Prüfungen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Abschied vom Klassenzimmer: Die geschlossenen Schulen haben Auswirkungen auf die Prüfungen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Jetzt also doch: Als Reaktion auf die Corona-Krise verschiebt Baden-Württemberg alle schulischen Abschlussprüfungen. Sie sollen nun nicht vor dem 18. Mai beginnen. Das hat das Kultusministerium am Freitag bekanntgegeben. Der Lernbetrieb bei geschlossenen Schulen läuft nach Meinung der Lehrergewerkschaft VBE bislang gut. Sie rechnet aber mit einer längeren Dauer des Notzustands.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Schulschließungen ohne eine Verschiebung der anberaumten Prüfungstermine nicht über die nötigen Voraussetzungen für die Prüfung verfügen“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Der neue Terminplan solle genügend Zeit zur Vorbereitung gewährleisten.

Seit Dienstag sind die Schulen im Land wegen der Infektionsgefahr geschlossen. Das soll bis zum Ende der Osterferien am 19.?April so bleiben.

Am Dienstag hatte Eisenmann Verschiebungen noch abgelehnt. Jetzt sagte die Ministerin: „Unser grundlegendes Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler faire Bedingungen für ihre Abschlussprüfungen bekommen.“

Konkrete neue Termine gibt es für die zentralen Abschlussprüfungen an allgemeinbildenden Gymnasien, Realschulen, Werkrealschulen und Hauptschulen. Sie liegen im Zeitraum vom 18.?Mai bis 29. Mai. Nachtermine solle es im Juni und Juli geben, mögliche Sondertermine von Mitte September an.

Die Planung für die beruflichen Schulen ist noch nicht mit den Kammern abgestimmt; sämtliche zentralen Prüfungen sollen hier aber ebenfalls erst vom 18. Mai an stattfinden. Das gilt auch für berufliche Gymnasien und Berufsoberschulen.

Eisenmann betonte, man habe auch die Fristen der zulassungsbeschränkten Studiengänge und der beruflichen Ausbildung im Blick. Die Kultusministerkonferenz habe sich darauf verständigt, dass mit dem neuen Zeitplan eine termingerechte Bewerbung für bundesweit oder örtlich zulassungsbeschränkte Studiengänge möglich bleibe. Das gelte auch für den Zugang zur beruflichen Ausbildung.

„Ich weiß, dass die Verschiebung der Prüfungen noch offene Fragen aufwirft“, sagte Eisenmann. „So müssen wir den Detailplan der Prüfungen in den einzelnen Fächern noch konkret ausarbeiten und Lösungen für eine pragmatische Regelung der anstehenden Korrekturverfahren finden.“ Zu all diesen Fragen werde das Kultusministerium zeitnah gesondert informieren.

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg hat nach der ersten Woche ein positives Zwischenfazit vom Lernbetrieb unter Notbedingungen gezogen. „Als Verbandsvertreter lobt man den Arbeitgeber eher selten, heute dafür aber ausdrücklich“, sagte der Vorsitzende Gerhard Brand in einer Presse-Telefonkonferenz. „Von den Schulen wird uns zurückgespielt, dass das Krisenmanagement des Kultusministeriums sehr gut ist.“

Gemessen an der Situation sei die Stimmung gut. „Landauf, landab und auch unabhängig von den Schularten ist die Resonanz von befragten Eltern und befragten Lehrern überaus positiv“, sagte Brand. Die meisten fühlten sich gut informiert; es gebe erstaunlich wenige Rückfragen. Dass Einzelmaßnahmen noch nicht richtig griffen, sei in der Lage normal.

„Sekundarstufen-Schulen nutzen digitale Lernumgebungen in dieser Phase jetzt sehr deutlich“, berichtete Brand. Die Anfangsschwierigkeiten mit der digitalen Lernplattform „Moodle“ seien überwunden. Schüler und Lehrer können über die Software miteinander kommunizieren, Aufgaben austauschen, Erklärvideos nutzen oder Aussprache korrigieren.

Am Montag war die Plattform unter dem Ansturm in die Knie gegangen. Inzwischen werde die Technik dem Bedarf aber gerecht, sagte Brand. Der Server stehe in Deutschland, so dass auch der Datenschutz gewährleistet sei.

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Erstellt:
21.03.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 21.03.2020, 06:00 Uhr

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