Landwirtschaft

Agroforst-Projekt im Naturpark

Um sich auf Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten, geht man im Nordschwarzwald neue Wege.

18.12.2023

Von NC

Agroforstsysteme auf dem Hof Sonnenwald in Seewald. Bild: Olef Koch

Agroforstsysteme auf dem Hof Sonnenwald in Seewald. Bild: Olef Koch

Agroforstsysteme schützen den Boden vor Erosion, können viel Wasser speichern, CO2 binden und erhöhen die Artenvielfalt. Damit sind sie resilienter gegenüber Auswirkungen des Klimawandels wie längeren Trockenperioden und Starkregen-Ereignissen. Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord hat ein Agroforst-Projekt entwickelt, um diesen Ansatz in der Landwirtschaft im nördlichen und mittleren Schwarzwald zu etablieren.

Den Auftakt machte eine symbolische Baumpflanzung in der vergangenen Woche auf dem Hof Sonnenwald in Seewald. „Mit unserem Modellprojekt unterstützen wir bis zu zehn landwirtschaftliche Betriebe, Agroforstsysteme anzulegen. Den Prozess begleiten wir mit individuell zugeschnittenen Bildungsangeboten“, erläuterte Yvonne Flesch, stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord.

Landrat Dr. Klaus Michael, ehemaliger Vorsitzender des Naturparks ergänzt: „In den vergangenen Jahren hat der Naturpark Projekte zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in seinem Portfolio etabliert. Deshalb freue ich mich nun ganz besonders, dass wir heute in meinem Landkreis das Agroforst-Projekt starten.“ Dem Team des Hofs Sonnenwald zolllte er „großen Respekt dafür, wie Sie als Gemeinschaft die Landwirtschaft leben.“ Seewald Bürgermeister Dominic Damrath betont: „Moderne Landwirtschaft ist auch Klimaschutz. Denn eine gesunde Landwirtschaft sorgt für eine gesunde Zukunft.“

Dass sich Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen muss, unterstreicht Markus Stollsteimer vom Landesbauernverband Baden-Württemberg. „Landwirtschaft funktioniert nicht mehr, wenn wir so weitermachen wie bisher. Wir müssen neue Systeme speziell für unsere Region entwickeln, die wirtschaftlich sind und in die Fläche gebracht werden“.

Bei der Auftaktveranstaltung gab Paul Hofmann, Humus-Projektmanager beim Naturpark und Landwirt auf dem Hof Sonnenwald, eine Führung über die Streuobstwiese – ein seit Jahrhunderten in Deutschland etabliertes Agroforstsystem. Anschließend ging es auf die Ackerfläche einige Meter weiter, auf der ein modernes Agroforstsystem mit Acker- und Grünlandwirtschaft, Bäumen und Sträuchern sowie Beweidung angelegt wurde. Der Hof Sonnenwald hat in den vergangenen Jahren die größten und komplexesten Agroforst-Systeme Süddeutschlands angelegt: Auf 16 Hektar haben die Landwirte mehr als 30000 Gehölze in unterschiedlichen Systemen auf Acker- und Grünlandflächen gepflanzt.

Was leistet ein Agroforstsystem?

Agroforstsystemen sind bewirtschaftete Flächen, auf denen Acker- und Gehölzstrukturen gemeinsam angebaut werden. Dabei gehören die Bäume oder Sträucher zur landwirtschaftlichen Nutzfläche. Oft sind sie in einem Streifen angeordnet, damit sie auch mit größeren landwirtschaftlichen Maschinen gut umfahren werden können. Gehölze mindern die Windgeschwindigkeit und reduzieren bei Starkregen die Wassermenge, schützen so den Boden vor Erosion. Stehen Gehölze am Wasser, fangen sie Nähr- und Schadstoffe ab und tragen zum Erhalt der Wasserqualität bei. Da die Gehölzflächen nicht gedüngt werden, gelangen zudem weniger Stoffe wie etwa Nitrat ins Grundwasser und es entstehen weniger Treibhausgase. Die Gehölze binden viel mehr CO2.

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Erstellt:
18.12.2023, 19:43 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 18.12.2023, 19:43 Uhr

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