Horb. Die Abendsonne warf ihre flach einfallenden Strahlen auf das reichlich erschienene Volk auf dem Flößerwasen, als Edelmann Peter Rosenberger am Abend die 20. Maximilian Ritterspiele mit einem Fassanstich eröffnete. Der Ritterverein habe ihm dieses Kostüm überlassen, verriet der Oberbürgermeister. König Maximilian gab sich mit Gattin und Landsknechten die Ehre diesem historischen Augenblick beizuwohnen. Das Fernsehen hatte sich zu einer Live-Übertragung angekündigt, weshalb der traditionell zur siebten Nachmittagsstunde stattfindende Anstich um eine viertel Stunde vorverlegt werden musste. Viereinhalb Minuten sendete der Südwestdeutsche Rundfunk aus Horb, erzählte Bürgermeister Jan Zeitler.

Maximilian Ritterspiele Horb 2016

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Da passte ein zweites historisches Ereignis nicht mehr hinein: Der Anschnitt einer mit Marzipan umhüllten Cremetorte, die Konditor Gerhard Kipp in Form einer mittelalterlichen Festung mit Burgfried kreiert hatte. Das niedere Volk – mittelalterlich gewandet oder nicht – durfte sich daran laben. Für drei Tage gilt nun das von Thomberg von der Heide verkündete Marktrecht. Das weibliche Volk hat sich gesittet zu kleiden. Sollte es „einem Gewerbe liegend nachgehen“, hat es eine gelbe Armbinde zu tragen. Sollte ein Händler beim Wiegen betrügen, wird er mit an seinem Gemächt hängenden Gewichten bestraft. Ganz so streng ging es auf dem Fest dann nicht zu. Vielmehr verteilte sich das Volk auf die Bänke zum Speisen und Trinken und an die zahlreichen Marktstände zum Schauen und Kaufen. Spielleute sorgten am Abend für festliche Stimmung.

Am Nachmittag hatten die Akteure für das Ritterturnier geprobt, das in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ein Riesenspektakel wird. Der Riese Kolossus greift, ausstaffiert mit Plattenrüstung und gehörntem Helm, ins Geschehen ein und steht der Schattenfürstin zur Seite. Sie zieht mit ihrer dunklen Macht alle in ihren Bann. So fordert der einflussreiche Prinz Azur in seinem Wahn die eigene Familie heraus.

Einer der Höhepunkte:
das Lager
der Landsknechte

Prinzessin Annabell verkörpert die gute Seite. Zum Showdown zwischen Gut und Böse kommt es in einem turbulenten Turnier, in dem dieses Jahr neben der altbewährten Reiterstunt-Gruppe „Heraldos“ um Horst Bulheller, auch die Czech Stunt Fighters auftreten.

Ein weiterer Höhepunkt der Ritterspiele ist das Lager der oberschwäbischen Landsknechte auf dem Festplatz. Der Weg dorthin neckarabwärts ist gesäumt mit allerlei Unterhaltsamem: Gewinne winken beim Mäuseroulette. Beim Lichtermacher können Kerzen selbst gezogen werden. Eine Schießbude mit Katapult wartet auf zielsichere Kunden. Starke Nerven benötigen die Besucher der Scharfrichterey und Folterey. Meister Bramdal vom Buchenhayn lässt in seinen Führungen keine Widerwertigkeiten aus.

Wer die 750 Schritte vom Markt in das Landknechtslager zurückgelegt hat, den erwartet Mittelalter-Gefühl pur. In originalgetreuen Zelten kann dem Leben vor rund 500 Jahren nachgespürt werden. Über offenen Feuern gart das Essen in eisernen Töpfen. Getafelt wird an langen Tischen aus Keramikgeschirr. In einigen Lagern sind gleich drei Generationen von den Großeltern bis zum Enkel vertreten. Am Neckarufer stehen mächtige Kanonen, aus denen hin und wieder auch geschossen wird.

Dinge des täglichen, mittelalterlichen Bedarfs bietet ein feiner Markt. In der Hexenküche gibt es feurige Gewürze und süße Aufstriche. Sinnsprüche auf Muscheln und handgemachte historische Brettspiele hat Calliopeia, alias Anke Wiedemann, dabei. Neues Schuhwerk gibt es bei Franz Wimmer. Das „Café el Orient“ lädt zum Verweilen im heimeligen Zelt bei „Speys und Trank“ ein.