Sexismus
Auch Worte sind Belästigungen
Der Landkreis Freudenstadt weist auf den bundesweiten Aktionstag gegen Catcalling am 9. Juni hin und möchte Betroffene zu Wort kommen lassen.

Mit Kreide soll erlebtes „Catcalling“ – wie hier in Bad Honnef – nächstes Jahr auch in Freudenstadt an Ort und Stelle dokumentiert werden. Bild: Laura Hoffmeister
Anzüglichkeiten sind keine Komplimente
„Catcalling“ auf der Straße ist als berührungslose Belästigung nicht strafbar, könne aber gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen haben: Manche berichten von körperlichen Symptomen und Angst, beispielsweise vor Vergewaltigung, oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können. Das kann laut Finkbeiner dazu führen, dass Frauen und Mädchen beginnen, bestimmte Bereiche im öffentlichen Raum zu meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen.
Diesen möchten die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten nun eine Stimme geben und mit der Aktion „#keinKompliment“ am zweiten Freitag im Juni auf solche Vergehen aufmerksam machen. „Catcalling ist sexuelle Belästigung und somit #keinKompliment, denn es reduziert Betroffene auf ihre angebliche sexuelle ‚Verfügbarkeit‘. Dagegen Stellung zu beziehen und ein Zeichen zu setzen, ist wichtig und notwendig“, sagt Finkbeiner. Der bundesweite Aktionstag soll nicht nur die Sensibilität für das Thema erhöhen, sondern auch Betroffene und Zuschauende in ihrer Zivilcourage stärken.
Angstorte identifizieren
„Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen und Mädchen sich nicht unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können, ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein“, sagt Simone Semmler, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter und Initiatorin dieser bundesweiten Aktion.
Das geplante „Ankreiden“ (siehe unten) soll das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung verankern sowie kommunale Entscheidungsträgerinnen und -träger darauf aufmerksam machen, welche Stellen in ihrer Gemeinde sogenannte „Angsträume“ sind – Orte mit erhöhtem Bedrohungspotenzial für Frauen.
Lesung
Am Samstag, 9. Juni, um 18 Uhr liest Hannah Klümper aus ihrem Buch „Catcalling – auch Worte sind Belästigung“. Die Stadt Salzgitter überträgt die Lesung live in ihrem Youtube-Kanal.

Sexistische Anmachen sind keine Komplimente – darauf weist der Hashtag #keinkompliment in Kreideschrift und in sozialen Medien hin. Bild: Simone-Jeanine Semmler
Vorbereitung auf den Aktionstag 2014
Von Catcalling betroffene Personen in der Region sind von Juni 2023 bis Ende Mai 2024 aufgerufen, diese Vorfälle über die regionale Mailadresse keinkompliment@kreis-fds.de oder den Instagram-Account anonymisiert zu melden. Dabei sollten der Wortlaut des Catcalls sowie der Ort möglichst konkret genannt werden. Wie lange das Erlebnis zurückliegt, spielt keine Rolle. Obwohl „Catcalling“ ursprünglich nur verbale Belästigung bezeichnet, dürfen auch körperliche Übergriffe gemeldet werden. Die Meldungen werden gesammelt, und am dritten bundesweiten Aktionstag, dem 14. Juni 2024, wollen regional organisierte Aktionsgruppen diese Übergriffe „ankreiden“ – sie nämlich mit Kreide dort sichtbar machen, wo sie stattgefunden haben. Ansprechpartnerin im Kreis Freudenstadt ist Silke Finkbeiner, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises; Mitveranstalter ist der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt.