Tiger Isaiah Philmore vor dem Heimspiel am Sonntag

Basketball-Bundesliga: „Energie, die man nicht trainieren kann“

Isaiah Philmore könnte bei den Walter Tigers die Entdeckung der Saison werden. Am Samstag kommt Würzburg nach Tübingen.

14.10.2016

Von Hansjörg Lösel

Tigers-Basketballer Isaiah Philmore: „Jetzt ist Business, im Sommer kann ich wieder Spaß haben.“ Bild: Ulmer

Tigers-Basketballer Isaiah Philmore: „Jetzt ist Business, im Sommer kann ich wieder Spaß haben.“ Bild: Ulmer

Klar, auf die Frage nach der Brille hatte Isaiah Philmore gewartet. „Ich merke es gar nicht mehr, es ist jetzt mein sechstes Jahr mit Brille“, sagt der 27-Jährige. Auf Kontaktlinsen reagiert Philmore allergisch, am US-College in Towson spielte er erstmals mit einer Sonderanfertigung und stürzt sich seitdem mit Sichtschutz ins Getümmel unter den Körben. Dort fliegen auch mal die Ellbogen, Probleme hatte Philmore aber noch nie: Nur gegen Ludwigsburg ging die Brille mal zu Bruch, „aber sie stört mich überhaupt nicht“, versichert der 2,03 Meter große und 104 Kilogramm schwere Athlet.

Ja, Brillenträger Philmore hat bisher den Durchblick: Mit 13,0 Punkten pro Partie ist er aktuell der Topscorer der Tigers – dabei sitzt er beim Hochball noch auf der Bank, steht im Schnitt nur 20 Minuten pro Spiel auf dem Parkett. Tigers-Trainer Tyron McCoy baut darauf, dass Philmore dem Team einen Schub von der Bank gibt: „Er hat eine Energie, die man nicht trainieren kann“, sagt McCoy. Der Coach war für Philmore der entscheidende Faktor für seinen Wechsel. „Nach seinem ersten Anruf war es für mich klar“, sagt der Deutsch-Amerikaner, „er sagte mir direkt am Telefon, was er will.“

Konkret: McCoy will von Philmore Führungsqualitäten sehen, Tübingen ist immerhin dessen dritte Station als Profi. Ulm 2014/2015 verbucht er als Lehrjahr („von Per Günther und Tim Ohlbrecht habe ich viel gelernt“), anschließend in Bonn warf ihn eine Knieverletzung zurück. „Sonst wäre es ein gutes Jahr gewesen“, sagt Philmore – deshalb wurmt ihn die Niederlage vom Sonntag an alter Wirkungsstätte so sehr. „Mann, dieses Spiel wollte ich unbedingt gewinnen...“, sagt der Ex-Bonner. Ein fünfminütiges Tief Ende des dritten, Anfang des vierten Viertels war für McCoy schuld an der Niederlage. „Das ist unser größtes Problem, dass bisher jedes Team gegen uns eine Phase hatte mit 16:0 oder 12:0, das geht einfach nicht“, sagt Philmore.

Zweite Baustelle der Tigers: Die Kommunikation. „Wir müssen eben noch zusammenfinden, das ist eine Folge der vielen Ausfälle in der Vorbereitung“, sagt Philmore. Im Training holen die Tigers derzeit Versäumtes nach, von der Stadt hat der Neu-Tübinger deshalb noch nicht viel gesehen. Aber auch das vermisst er nicht: „Jetzt ist Business, im Sommer kann ich wieder Spaß haben“, sagt Philmore. Wobei er acht Wochen vor Dienstantritt in Tübingen mit dem Individualtraining begann, an sechs von sieben Tagen die Woche besonders am Wurf feilte. Nach seinem Wechsel an die Xavier University wurde dem Big Man erstmal verboten, zu dribbeln und zu werfen – bei den Tigers entdeckt Philmore seinen Drei-Punkte-Wurf wieder ganz neu. „Ich brauche das Selbstvertrauen“, sagt der 27-Jährige. Dann kann es klappen mit den großen Zielen: Platz sieben oder acht sei realistisch, sagt Philmore. Wer ihn so hört, versteht McCoy, wenn er sagt: „Isaiah kann bei uns den Unterschied machen.“

Ex-Tiger Vladimir Mihailovic mit Würzburg unter Druck

Vier Niederlagen in Serie –überraschend ziert Würzburg das Tabellenende der Basketball Bundesliga. Das Auftaktprogramm war knüppelhart: Ludwigsburg, Bayreuth, Bayern und Bamberg hießen die Gegner. Welches Potenzial in der Mannschaft von Trainer Doug Spradley steckt, hat zuletzt Bamberg erfahren: Der Meister lag in Würzburg mit 2:13 und 10:20 hinten, drehte die Partie aber mit einem 20:0-Lauf in nur vier Minuten und siegte noch klar mit 88:62. Schon gut eingefunden in Würzburg hat sich der Ex-Tiger Vladimir Mihailovic. Mit 13,0 Punkten ist der 26-Jährige Topscorer. Bester Vorlagengeber ist der frühere Bayreuther Jake Odum, unterm Korb dominiert Krešimir Loncar, der von Alba Berlin in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Die verletzten Sebastian Betz und Marshawn Powell fehlen weiterhin, Nachverpflichtung James Southerland hat gute Erinnerungen an Tübingen: Mit dem MBC gewann er im Vorjahr 76:75 und stellte dabei mit fünf erfolgreichen Dreiern einen persönlichen Rekord auf.

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Erstellt:
14.10.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.10.2016, 01:00 Uhr

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