Sulz · Liegenschaften

Bertrams gründen Kunststiftung

Die Stadt hält an den Plänen fest, im Gebäude Untere Hauptstraße 5 unter dem Bauernfeind-Museum Sozialwohnungen unterzubringen, aber mit separatem Eingang. Volker Bertram hätte sich ein Stadtmuseum am Marktplatz gewünscht.

18.09.2020

Von Cristina Priotto

Um das Bauernfeind-Museum in Sulz zu besichtigen, werden Kunstinteressierte auch künftig die Treppen bis in den zweiten Stock im Gebäude Untere Hauptstraße 5 hochsteigen müssen. Die Stadt hat das Objekt vom Land gekauft, auch um im ersten Geschoss Sozialwohnungen unterzubringen. Bild: Cristina Priotto

Um das Bauernfeind-Museum in Sulz zu besichtigen, werden Kunstinteressierte auch künftig die Treppen bis in den zweiten Stock im Gebäude Untere Hauptstraße 5 hochsteigen müssen. Die Stadt hat das Objekt vom Land gekauft, auch um im ersten Geschoss Sozialwohnungen unterzubringen. Bild: Cristina Priotto

Volker Bertram hatte gehofft, Bürgermeister Gerd Hieber bei einem nicht-öffentlichen Gespräch von einem Umzug des Bauernfeind-Museums vom bisherigen Standort in der Unteren Hauptstraße 5 ins ehemalige Forstamt am Marktplatz überzeugen zu können. Doch nach dem mehr als zweistündigen Austausch vom Dienstag, an dem auch Hauptamtsleiter Hartmut Walter, Stadtkämmerer Markus Staubitz und Museumsleiter Cajetan Schaub teilnahmen, ist der Unternehmer und Mäzen des Museums ernüchtert: „Die Herren gingen von der Idee, in dem Gebäude, in dem jetzt das Bauernfeind-Museum im zweiten Stock ist, kein Stück zurück. Das Museum bleibt da, wo es ist“, berichtet Bertram auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE enttäuscht.

Bertram-Töchter im Dialog

Die Stadt hatte im Juni 2019 mitgeteilt, das sanierungsbedürftige und nicht barrierefreie Doppel-Anwesen Untere Hauptstraße 5/ Brucktorstraße 4 nach mehrheitlichem Gemeinderatsbeschluss vom Land Baden-Württemberg für 610000 Euro zu kaufen. Hintergedanke war, dadurch den Standort des Bauernfeind-Museums im zweiten Obergeschoss und den Polizeiposten im Erdgeschoss zu erhalten und im ersten Stock die ehemaligen Notariatsräume in eine Ein- und eine Vier-Zimmer-Wohnung als Sozialwohnungen umzubauen.

Die Idee, Obdachlose und Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe der wertvollen Sammlung mit etwa 70 Originalwerken des Sulzer Orientmalers Gustav Bauernfeind in Sozialwohnungen unterzubringen, war bei den damaligen Museumsleitern Peter Vosseler und Richard Weinzierl sowie bei etlichen Kunstfreunden indes auf erhebliche Bedenken und großen Widerstand gestoßen. Vosseler war auch deshalb Ende September 2019 nach 15 Jahren als Museumsleiter zurückgetreten.

Wie Mäzen Bertram unserer Zeitung aus dem Gespräch mit der Stadtverwaltung berichtet, ist nun aber immerhin ein separater Eingang zu den Sozialwohnungen im Gebäude vorgesehen.

An dem Gespräch mit der Stadt nahmen auf eigenen Wunsch auch Carina und Gitta Bertram teil – aus wichtigem Grund: Bertrams Töchter haben die Absicht, mit einem namhaften Betrag, dessen Höhe noch geheim ist, eine Stiftung zu gründen, und zwar nicht nur für ein Bauernfeind-Museum, sondern zur Förderung der Kunst in Sulz allgemein. Der Sulzer Bürgermeister war davon vorab in einem Brief informiert worden.

Das Schreiben liegt der SÜDWEST PRESSE vor. Darin wiederholte Volker Bertram schriftlich und im Gespräch gegenüber Gerd Hieber die bereits am 15. August in unserer Zeitung geäußerte Forderung, das Bauernfeind Museum – wie bereits 2001 von Hugo Schmid vorgeschlagen – ins ehemalige Oberamt/Forstamt zu verlagern. „Die Gelegenheit dafür ist ja günstig, da die Sozialstation ausziehen wird“, argumentierte Bertram und bezeichnete das Gebäude am Marktplatz als „besten und schönsten Platz für ein Museum“, das man repräsentativ gestalten und zu einem Besuchermagneten machen könnte. „Bauernfeind wäre natürlich das Zugpferd, man könnte aber auch Ausstellungen über andere Sulzer Persönlichkeiten wie Joseph Gottlieb Kölreuter, Lina Hähnle, Jacob Georg Schäffer oder Richard Böklen machen“, schlägt Volker Bertram vor. Zudem sollte in einem Stadtmuseum an die Salzgewinnung, die Flößerei und die Geschichte von den Kelten und Römern erinnert werden. „Das jetzige Bauernfeind-Museum ist jedoch niemals der geeignete Platz“, betonte der Unternehmer, der sich ein „Sulzer Museum“ oder „Haus der Geschichte“ wünschen würde.

Die Stadtverwaltung habe in dem Gespräch aber daran festgehalten, das Bauernfeind-Museum am jetzigen Standort zu belassen. „Für mich ist das unverständlich“, äußerte Bertram gegenüber der SÜDWEST PRESSE. Die Umnutzung des ehemaligen Oberamts wäre aus Sicht des Kunstmäzens „eine einmalige Gelegenheit, hier etwas Schönes und Außergewöhnliches zu schaffen, das uns von vielen Städten abheben wird“.

Für versöhnliche Töne sorgten Gitta und Carina Bertram, die mit der Ankündigung, sich mit einer Stiftung und Spenden zu beteiligen, die Wogen glätteten.

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Erstellt:
18.09.2020, 21:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2020, 21:30 Uhr

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