Keine Zustellungen: Wenn der Postmann nicht mehr klingelt

Beschwerden über die Post häufen sich im Steinlachtal · Kein Anspruch auf tägliche Zustellung

In Ofterdingen gab es Probleme, jüngst in Talheim, gerade ist es in Nehren besonders schlimm. Viele unserer Leser beschweren sich, dass sie über Tage keine Post bekommen.

19.05.2018

Von Mario Beißwenger

Symbolbild: ©Otto Durst - stock.adobe.com

Symbolbild: ©Otto Durst - stock.adobe.com

„Bei uns wurde seit gut anderthalb Wochen keine Post durch die Deutsche Post zugestellt“, schreibt eine Leserin. Da wird auf die Maxi-Briefe einer Ebay-Bestellung seit Tagen gewartet, „aber der Sendestatus ändert sich nicht“, teilt uns etwa Toni Lannert mit.

Der Mössinger hat als Frührentner Zeit und ist sich ziemlich sicher, dass seit drei Wochen bei ihm nur einmal die Woche Post ausgetragen wird. Letzte Woche sei es nur am Freitag gewesen. „Die altbekannten Briefträger sind verschwunden“, klagt er.

Die Standardantwort bei der Post ist: Kollegen aus Nachbarbezirken springen zwar bei Ausfällen ein, können dann aber nicht alles am gleichen Tag zustellen, schaffen das aber am nächsten Tag auf. „So wird ausgeschlossen, dass Kunden an mehreren aufeinander folgenden Tagen keine Post bekommen“, heißt es von der Post-Pressestelle.

Ein Nehrener aus der Gartenstraße hält das für glatt gelogen. „Ich habe vor dem Mittwoch dieser Woche zehn Tage keine Post bekommen.“ So fehlt ihm nicht nur die Wochenzeitung „Tina“ (die auch schon mal an die Gartenstraße in Öschingen geliefert wurde), eine Rechnung kam jetzt so knapp, dass er sich nicht sicher ist, ob er Mahngebühren zahlen muss. Sein Resümee: „Man kann sich auf die Post nicht verlassen.“

Eine Leserin schrieb an uns per Mail die wichtigen Fragen im Zusammenhang mit einer verzögerten Zustellung: Wer haftet für die durch Verzögerung entstandenen Schäden? Wer ersetzt das verlorengegangene Skonto? Was ist mit verpassten Einspruchsfristen? Können Selbstständige wegen entgangenen Aufträgen klagen?

Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sagt, dass es da „fast eine gesetzliche Lücke gibt. Im Prinzip ist es so, dass der Empfänger der Dumme ist.“ In Postdeutsch heißt das: „Bei gewöhnlichen Briefen schuldet die Deutsche Post keine bestimmte Lieferfrist.“

Buttler hat ein paar Tipps, wie man selber die Zustellung sicherer machen kann. Einschreiben, am besten Einwurfeinschreiben, würden bevorzugt behandelt. Aber richtig sicher sei nur die ziemlich teure Terminpost, bei der Tag und Stunde zugesichert sind. Wer etwa seinen Vertrag mit dem Fitness-Studio kündigen will, schreibt am besten, schickt ein Fax und noch eine E-Mail. „Oder sie bringen so ein Schreiben – mit Zeugen – persönlich vorbei.“

Kommt ein erwarteter wichtiger Brief nicht an, etwa ein Arbeitsvertrag, dann auf jeden Fall beim Absender nachfragen, empfiehlt Buttler. Wenn mal was nicht klappt, sei Beschweren langfristig hilfreich (siehe Info-Box).

Die Leserin hätte aber gern schneller eine Besserung der Lage. Sie fragt sich, warum die Post so wenige Mitarbeiter und Ersatzkräfte hat. Ob das an den schlechten Arbeitsbedingungen und Löhnen liege? Zumindest in den aktuellen Leserbriefen ans TAGBLATT ist davon die Rede.

Die Post schreibt von „gestiegenen Herausforderungen in der Personalrekrutierung“. Die Personaldecke sei deshalb an einzelnen Zustellstützpunkten dünn, leider auch in Mössingen. Pressesprecher Hugo Gimber nutzt die Anfrage gleich, um auf die 12,22 Euro brutto die Stunde für neu eingestellte Kräfte hinzuweisen und die Chance auf einen unbefristeten Job.

Er hat auch positive Zahlen parat. Von den täglich bundesweit 59 Millionen Briefen kommen nach Postangaben 94 Prozent am nächsten Tag an. Den Mössinger Toni Lannert überzeugt die Statistik nicht. Er sagt: „Dann muss man auf die Privaten umstellen.“

Ärger abladen – direkt und indirekt

Unter www.post-aerger.de sammelt die Verbraucherzentrale bundesweit Beschwerden. „Eklatante Verstöße gegen geltendes Recht werden wir abmahnen und falls nötig auf dem Klageweg verfolgen“, versprechen die Verbraucherschützer, die bei dem Portal mit dem Bundesjustizministerium zusammenarbeitet. Langfristig sollen sich so Verbesserungen in der Zustellung ergeben.

Kunden der gelben Post können sich auch direkt beschweren. Die Post empfiehlt die Kundenhotline 0228/4333112. Die Beschwerden gehen direkt an den Vorgesetzten des Zustellers. Eine Rückmeldung an die Kunden erfolgt bei einer ersten Beschwerde aber nicht, schreibt die Postpressestelle.

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Erstellt:
19.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 19.05.2018, 01:00 Uhr

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