Kraft und Eigenständigkeit

Bilder aus dem Kunstunterricht der Lindenschule bis Mai im Rathausfoyer

„Einblicke in unsere Welt“ gibt eine Ausstellung mit ausdrucksstarken Bildern aus dem Kunstunterricht der Lindenschule, die am Montagabend im Rathausfoyer eröffnet wurde. Sie spiegelt die Interessen und Lebenswelten von Schüler(inne)n, die von der Öffentlichkeit selten wahrgenommen werden.

13.04.2016

Von Ulrich Eisele

Rektor Engelbert Bauer (links) und Baubürgermeister Thomas Weigel (rechts) eröffneten am Montag mit Felix, Patrick, Timo, Andreas, Kunstlehrer Gernot Schinkmann und halb verdeckt von ihm Marion (von links nach rechts) die Ausstellung „Einblicke in unsere Welt“ im Foyer des Rathauses. Bilder: Eisele

Rektor Engelbert Bauer (links) und Baubürgermeister Thomas Weigel (rechts) eröffneten am Montag mit Felix, Patrick, Timo, Andreas, Kunstlehrer Gernot Schinkmann und halb verdeckt von ihm Marion (von links nach rechts) die Ausstellung „Einblicke in unsere Welt“ im Foyer des Rathauses. Bilder: Eisele

Rottenburg. „Ich heiße Patrick“, stellt sich einer der Künstler vor. „Ich bin 17 Jahre alt und gehe in die Berufsschule. Meine Lieblingsfarbe ist blau.“, Patricks Bild, eine Gouache, zeigt „einen grauen Tag auf der Interstate 80“. Blaue Lastwagen mit mehreren Anhängern und ein Kranwagen kriechen über den grauen Highway, der langsam von dicken, blauen Regentropfen eingefärbt wird.

„Im Fach Kunst können die Schüler/innen eigene Wege und Lösungen entwickeln“, erläutert dazu Gernot Schinkmann, der an der Lindenschule vier Stunden in der Woche Bildende Kunst unterrichtet. Seine Hauptaufgabe ist eigentlich die Ausbildung von Sonderschullehrern in Stuttgart. Die Bilder, die ohne inhaltliche Vorgaben entstanden sind, spiegeln nach seinen Eindrücken die „besondere Kraft“ und Eigenständigkeit der jungen Künstler/innen. Ausdrucksstark ist beispielsweise das „Monster auf der Straße“, das Timo mit Gouachefarben auf Packpapier gemalt hat. Auf vier zahnstocherartigen Beinen läuft es „nach Los Angeles und New York“, wie der 17-Jährige dazu geschrieben hat. „Das Monster hat einen Bus umgeschmissen“, erzählt er, aber das Monster hört auch Musik. Es ist also nicht nur böse, sondern hat auch etwas Gutes, was sich leicht an zwei unterschiedlichen Augen ablesen lässt – einem lachenden und einem bedrohlich weit aufgerissenen.

Felix bevorzug große Formate. Geduldig setzt er einen Pinselstrich neben den anderen – bis die Leinwand voll ist. „Ich male gerne mit Rot, Pink und Lila“, sagt er von sich und posiert stolz vor seinem Bild. Felix lässt sich gerne fotografieren. Marion hingegen versteckt sich lieber. In ihrem Bild komponierte sie ein lila Haus mit einem blauen Himmel, in dem orangene Vögel fliegen, dazu ein rosa Feld, ein Baum, Kinder, Tiere, überspannt von einem Regenbogen wie in einen Garten Eden. „In dem lila Haus wohnen drei Familien“, schrieb sie dazu, und „die Katzen heißen Lilly und Mia“. Die Bilder hingen erst im Vorzimmer des Oberbürgermeisters, berichtete Engelbert Bauer, der Rektor der Lindenschule, doch sie seien es wert, von weitaus mehr Menschen gesehen zu werden, als dort verkehrten. Im Foyer des Rathauses, vor dem Bürgerbüro, würden sie höchstmögliche Aufmerksamkeit genießen, meinte Baubürgermeister Thomas Weigel, der als Hausherr die Ausstellung mit eröffnete. Zwei Dutzend Schüler/innen und Lehrerinnen der Lindenschule heizten dem Publikum zuvor mit Perkussionsinstrumenten mächtig ein. Hinterher stürzten sich alle aufs ebenfalls von Lindenschüler(inne)n vorbereitete, leckere kalte Buffet.

Info Die Ausstellung kann bis 12. Mai während der Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

Felix posiert vor seinem Bild im Rathausfoyer.

Felix posiert vor seinem Bild im Rathausfoyer.

Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum

Die Lindenschule ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie kümmert sich um die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern, die aufgrund verschiedener Ursachen große Probleme haben, im „normalen“ Leben zurechtzukommen und die zum großen Teil während ihres ganzen Lebens in irgendeiner Form auf Hilfe angewiesen sein werden. Durch individuell abgestimmte Lerninhalte, Methoden, Hilfsmittel und Organisationsformen geht die Lindenschule auf die besonderen Lernvoraussetzungen und -bedürfnisse der einzelnen Schüler ein. Ziel ist es, dieses auf eine möglichst selbstständige Lebensbewältigung in sozialer Intergration vorzubereiten.

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Erstellt:
13.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 13.04.2016, 01:00 Uhr

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