Horb · Entwicklungshilfe

Das Burundi-Feuer entfacht

Zehn Jahre Krankenhaus in Songa: Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, auf die Dr. Rainer Schach und der Rotary Club Horb/Oberer Neckar zurückblicken.

16.05.2019

Von Rita Ott

Dr. Rainer Schach (links) und Wolfgang Kronenbitter vom Rotary Club Horb/Oberer Neckar haben allen Grund zur Freude: Vor zehn Jahren begann das Projekt Krankenhaus Songa/Burundi. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Entwicklungshilfe nachhaltig funktionieren kann – als Hilfe zur Selbsthilfe. Bild: Rita Ott

Dr. Rainer Schach (links) und Wolfgang Kronenbitter vom Rotary Club Horb/Oberer Neckar haben allen Grund zur Freude: Vor zehn Jahren begann das Projekt Krankenhaus Songa/Burundi. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Entwicklungshilfe nachhaltig funktionieren kann – als Hilfe zur Selbsthilfe. Bild: Rita Ott

Die Geschichte begann vor ziemlich genau zehn Jahren, im Frühjahr 2009, als der Altheimer Arzt im Rahmen einer Delegationsreise der Landesregierung Baden-Württemberg im afrikanischen Songa eine Krankenstation besuchte. Diese wird seit 1977 von den Bene-Therese-Schwestern, einem einheimischen Nonnenorden, betrieben. Was Dr. Rainer Schach dort sah, ließ in ihm den Wunsch reifen, dort ein Krankenhaus einzurichten. Für diese Idee gewann er auch seine Freunde vom Rotary Club Horb/Oberer Neckar, die das Projekt bis heute unterstützen. Bei einem Pressegespräch erinnerten Initiator Dr. Schach und Wolfgang Kronenbitter, Vorsitzender des Rotary-Hilfe-Vereins, an die Anfänge und die Entwicklung und sie informierten über den aktuellen Stand und das weitere Engagement in Burundi.

Vor zehn Jahren wurden zunächst medizinische Geräte, Medikamente, Verbandsmaterial und anderes, was für ein Krankenhaus wichtig ist, gesammelt, zum Beispiel Betten. Doch damit war es nicht getan. Das Gebäude der Krankenstation war zwar äußerlich in einem guten Zustand, doch im Inneren herrschten desolate Zustände vor, vor allem in hygienischer Sicht. Es galt daher, erst einmal das Gebäudeinnere zu sanieren. 22 Krankenzimmer wurden baulich saniert und mit 50 Krankenhausbetten ausgestattet. Zudem wurden ein Kreißsaal, ein septischer (steriler) und ein aseptischer Operationsraum mit Elektrochirurgie, ein Intensivzimmer, ein Vorratsraum für den Operationsraum, ein Zimmer für Endoskopie, das Labor, ein Raum für drei Ultraschallgeräte, zwei Ambulanzzimmer und zwei Apotheken (Krankenhaus- und Vorratsapotheke) eingerichtet.

Die Kosten für die bauliche Sanierung in Höhe von 110000 Euro hat der Rotary Club Horb/Oberer Neckar finanziert. Möglich wurde dies durch Spenden von mehr als 270 Leuten, Vereinen, Organisationen, Schulgruppen, Unternehmen und Institutionen im Jahr 2009. Unterstützung kam auch von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ). Einen wesentlichen Teil zur Finanzierung des Projekts trug dann die Benefiz-Gala des Rotary Clubs im November 2009 bei. Danach konnten die Bauarbeiten beginnen.

Krankenhaus mit 250 Betten

Die imposante Entwicklung des Krankenhauses mit einer starken „Fallzahlen-Steigerung“ machte eine Erweiterung erforderlich. Zudem forderte der Staat Burundi, der die Personalkosten des Krankenhauses teilweise trägt, einen zweiten Operationsbereich. „Die Rotarier waren bereit, das Krankenhaus mit weiteren 90000 Euro zu unterstützen“, erinnerte Kronenbitter an das weitere Engagement des Clubs. Dies war 2014 Bestandteil der Vereinbarung mit dem Bene-Therese-Orden, der das Krankenhaus betreibt. Darin verpflichtet sich der Orden seinerseits, das Krankenhaus durch einen OP-Bereich, einen Krankenzimmerkomplex und ein Pharmaziegebäude zu erweitern. Diese Erweiterung wurde 2015 abgeschlossen. Damit besitzt das Krankenhaus in Songa nun einen zweiten OP-Bereich – und die beachtliche Zahl von 250 Betten. Zum Vergleich: Für das künftige Krankenhaus in Freudenstadt sind 315 Betten geplant.

Der Horber Rotary Club hat bisher mehr als 250000 Euro für das Krankenhaus in Burundi aufgebracht. Das war im Wesentlichen möglich durch die Benefiz-Gala im Jahr 2009 und die Verlosung eines Oldtimers Mercedes Benz 450SL im Jahr 2011.

Bei Aktionen des Rotary Clubs wurden bisher sechs Container beladen und nach Burundi gebracht. In einem davon war ein Krankenwagen, der wertvolle Dienste leistet und durch den schon viele Menschenleben gerettet werden konnten. Drei Container bleiben in Songa; sie dienen neben dem Krankenhaus als Werkstatt und Abstellräume.

Heute ist das Krankenhaus in Songa mit allen für eine Klinik notwendigen medizinischen Geräten ausgestattet. „Überraschend für uns: Alles funktioniert noch“, freut sich Kronenbitter. Wobei den Ultraschallgeräten die ständig wechselnde Stromspannung zusetzt. Es werden 250 stationäre Patienten behandelt, dazu kommen 100 bis 150 ambulante Patienten täglich. Sie kommen aus dem ganzen Land Burundi bis zu einer Entfernung von 400 Kilometern. Nicht wenige nehmen auch Fußmärsche von 40 Kilometern auf sich. Medizinisch versorgt werden nach Anleitung von Dr. Schach die Menschen inzwischen von fünf einheimischen Ärzten.

Der Albert Schweitzer von Burundi

„Mit der Einrichtung eines voll funktionsfähigen Krankenhauses, der Erweiterung dieses Krankenhauses und der nun möglichen medizinischen Versorgung seit dem Jahr 2009 wurde Unglaubliches geleistet“, betont der Vorsitzende des Rotary-Hilfe-Vereins, Wolfgang Kronenbitter. „Das Ziel ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ wurde erreicht.“ Er würdigt Schach als „unheimlich engagierten Arzt“, der das „Burundi-Feuer“ in der ganzen Region entfacht hat und „enorme medizinische Hilfe in einem der ärmsten Länder der Welt leistet“. Bei der Benefizgala 2009 hat Kronenbitter Dr. Rainer Schach als „den Albert Schweizer des Rotary-Clubs Horb/Oberer Neckar“ bezeichnet. Innerhalb weniger Monate sei Schach zum „Albert Schweitzer des Landes Burundi“ geworden. „Es ist unglaublich, mit welch selbstlosem Engagement, Idealismus und mit welcher Energie sich Dr. Rainer Schach für dieses Krankenhaus in Burundi einsetzt“, so Kronenbitter.

Die Arbeit ist nicht nur erfolgreich, sondern vor allem auch nachhaltig. Gewährleistet wird diese Nachhaltigkeit dadurch, dass einheimische Ärzte wie ein Chirurg, eine Kinderärztin, die auch das Krankenhaus leitet und weitere junge Ärzte im Krankenhaus in Songa tätig sind, und dass sich das Krankenhaus inzwischen selbst trägt. Zwei junge Ärzte aus dem Raum Freudenstadt gehen zum Hospitieren nach Songa. „Wir hoffen, dass auch aus Burundi junge Ärzte zur Hospitation nach Freudenstadt kommen“, erklärt Schach. Doch das sei schwierig – vor allem wegen bürokratischer Hürden.

Weiteres Projekt

Der Bene-Therese-Orden, der in ganz Burundi vertreten ist, hat sich nun erneut an Dr. Schach gewandt und um Unterstützung gebeten für ein anderes Projekt: Die Schwestern wollen im Centre de Santé (Gesundheitszentrum) in Nordburundi die Krankenstation um einen Operationssaal erweitern. Darin sollen im wesentlichen Kaiserschnitt-Entbindungen vorgenommen werden. So könnten lange Transporte zum nächsten, weit entfernt gelegenen Krankenhaus und gesundheitliche Probleme von schwangeren Frauen und ihren ungeborenen Kindern vermieden werden. Der Rotary Club möchte dieses Projekt mit 10000 Euro unterstützen und hofft auf Spenden.
Ein Container mit medizinischem Gerät und anderen Hilfsmitteln wird in Burundi entladen (2010). Insgesamt wurden vom Rotary Club sechs Container auf die Reise geschickt. Archivbilder

Ein Container mit medizinischem Gerät und anderen Hilfsmitteln wird in Burundi entladen (2010). Insgesamt wurden vom Rotary Club sechs Container auf die Reise geschickt. Archivbilder

Nach den 110000 Euro für die Innensanierung unterstütze der Rotary Club die Erweiterung des Krankenhauses in Songa mit weiteren 90000 Euro. Die Erweiterung wurde 2015 abgeschlossen.

Nach den 110000 Euro für die Innensanierung unterstütze der Rotary Club die Erweiterung des Krankenhauses in Songa mit weiteren 90000 Euro. Die Erweiterung wurde 2015 abgeschlossen.

Zum Artikel

Erstellt:
16.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 50sec
zuletzt aktualisiert: 16.05.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!