Tennis

Das Duell der Generationen

Körpergröße und Erfahrung sind nicht alles im weißen Sport. Diese Erfahrung hat gestern der Talheimer Günter Knobloch gemacht. Der 61-Jährige musste gegen den 12-jährigen Rexinger Lukas Raible ran und war im Duell der Generationen chancenlos – 0:6 und 1:6.

04.09.2018

Von Sascha Eggebrecht

Ein bisschen sieht man es, dass die Talheimerin Anja Köthe vom Hockey kommt. Ihre Rückhand zieht sie nicht ganz durch. Dennoch gewann die Spielerin ihr Einzel klar. Bild: Ulmer

Ein bisschen sieht man es, dass die Talheimerin Anja Köthe vom Hockey kommt. Ihre Rückhand zieht sie nicht ganz durch. Dennoch gewann die Spielerin ihr Einzel klar. Bild: Ulmer

Günter Knobloch könnte auch locker als der Opa von Lukas Raible durchgehen. Als der Talheimer im jetzigen Alter von Lukas Raible war, betrat Neil Armstrong den Mond. Zwei Jahre zuvor – im Jahr 1967 – startete das Farbfernsehen in Deutschland. Tennis wurde noch mit Holzschlägern gespielt. Sicherlich wird der Talheimer auch mal so mit dem Tennissport begonnen haben. Doch seine ganze Erfahrung nützte ihm gestern herzlich wenig. Der Oldie war schlichtweg chancenlos gegen das Talent aus Rexingen – 0:6, 1:6.

Trotz der derben Schlappe zeigte sich der 61-Jährige keineswegs niedergeschlagen. „Ich bin echt zufrieden. Im zweiten Satz gingen die meisten Spiele auch über Einstand“, sagt ein sichtlich erschöpfter Knobloch. Zuvor wurde er auch von Lukas Raible reichlich über den Platz gescheucht. „Ich habe wirklich alles versucht, aber der Junge hat einfach ruhig die Bälle zurückgespielt“, lobt der Talheimer, der das Talent auf dem richtigen Weg sieht. „Wenn Lukas so weitermacht, wird er in vier Jahren so manchen etablierten Spieler hier ärgern.“ Ähnlich sieht es auch Vater Andreas Raible. „Lukas wird bald 13 Jahre alt. Er ist in diesem Alter weiter als sein Bruder Jannik damals. Lukas ist im Kopf vor allem schon sehr stabil.“ Genau wie sein älterer Bruder spielt Lukas Raible nun beim TC Tübingen. Seit dem Frühjahr setzt er sich zweimal in der Woche in den Zug und fährt alleine nach Tübingen zum Training. „Das macht mir überhaupt nichts aus“, sagt der 12-Jährige. Zudem hat er auch noch Bezirkstraining und nimmt eine Stunde beim Trainer Daniel Wüstholz.

Den ganzen Aufwand betreibt das Talent nicht ohne Grund. „Ich will wie jeder Junge in meinem Alter Profi werden“, sagt Lukas Raible, wohlwissend, dass es ein steiniger Weg ist. Im Bezirk ist er in seinem Alter, aber wenigstens schon mal die Nummer 1. In den nächsten Spielen wird sich nun aber zeigen, ob der Nachwuchsspieler auch gegen etwas jüngere Herren schon bestehen kann.

Gestern zeigte das Rexinger Team, an Nummer vier gesetzt, schon mal eine gute Leistung und zog gegen Talheim nach einem weiteren Sieg von Jannik Raible und dem Doppelerfolg mit seinem Vater Andreas locker ins Viertelfinale ein.

In der Runde der letzten Acht Teams stand das Damen Team des TC Talheim gestern schon. Das Duo Anja Köthe und Ulrike Lutz verpassten auf der Anlage des TC Horb aber den Sprung ins Halbfinale. Das Paar verlor gegen Bildechingen III mit 1:2. Lutz hatte im zweiten Einzel gegen Lisa Braun keine Chance – 1:6 und 0:6. Für den Ausgleich sorgte zunächst Anja Köthe gegen Lisa Dettling.

Vor dem 6:4, 6:2-Sieg war die 51-Jährige aber verunsichert – aus zweierlei Gründen: Zum einen steckten ihr noch die Spiele des Offiflock-Cups vom Sonntag – den sie gewann – in den Knochen. Und zum anderen war es ihre Premiere bei der Stadtmeisterschaft. Der erste Auftritt mit über 50 Jahren, wie ist das denn eigentlich möglich? Ganz einfach: Anja Köthe hat erst vor zwei Jahren mit dem Tennisspielen angefangen. Zuvor war sie eine erfolgreiche Hockeyspielerin. „Ich stamme aus Braunschweig und habe dort immer in der Oberliga gespielt. Mit Anfang 20 habe ich dann den Sprung in die Bundesliga gewagt und bin nach Leverkusen gegangen. Dort musste ich mich erst wieder behaupten.“ Dies gelang.

Kurz vor den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona wurde sie vom damaligen Bundestrainer Rüdiger Hänel gefragt, ob sie zum Kader dazugehören möchte? Sie lehnte jedoch ab. „Ich habe damals meinen Mann kennengelernt. Da hatte ich andere Prioritäten.“ So kam die Verteidigerin „nur“ auf zehn Länderspiele. Mit ihrem Verein Leverkusen gewann sie aber mehrere DM-Titel und auch den Europapokal.

2016 zog sie mit der Familie aus Bayern nach Talheim. Schnell trat sie mit ihrer Tochter Sophie in Tübingen in den Hockey-Verein ein. Dort spielte sie bis zum jetzigen Sommer in der Verbandsliga. „Doch das Kapitel haben meine Tochter und ich nun beendet.“ Fortan gehört ihre Sportliebe nur noch dem Tennis. Vor zwei Jahren schloss sie sich dem TC Talheim an und ist überglücklich. „Alle sind super nett dort und ich bin voll integriert im Klub“, sagt Anja Köthe, die auch gleich einen Posten im Vorstand übernommen hat. Sie ist Veranstaltungswartin und will mit Events das Clubheim wieder zu einem Treffpunkt für Jung und Alt machen.

Parallel will sich die 51-Jährige auch noch auf dem Platz verbessern. „Ich muss schon noch an meiner Technik feilen. Ich schwinge bei meinen Schlägen nämlich nicht ganz aus, sondern mache es so wie beim Hockey.“ Daher sagte sie gestern vor ihrem Erfolg: „Ich werde gleich sehen, ob ich einen Hockey-Tag habe und die Bälle nur ins Netz schiebe.“

Obwohl sie einen „Tennis-Tag“ hatte, reichte es am Ende nicht zum Einzug ins Halbfinale, da das Doppel gegen Braun/Sandra Teufel mit 1:6 und 3:6 verloren ging.

Günter Knobloch (61) und Lukas Raible (12) standen sich gestern gegenüber. Das Talent bezwang den Oldie.

Günter Knobloch (61) und Lukas Raible (12) standen sich gestern gegenüber. Das Talent bezwang den Oldie.

Haben das erste Mixed-Doppel bei der Horber Stadtmeisterschaft gespielt: Werner und Christine Oswald gegen Beate Hössler und Jan Lorek (alle TC Nordstetten). Bilder: Eggebrecht

Haben das erste Mixed-Doppel bei der Horber Stadtmeisterschaft gespielt: Werner und Christine Oswald gegen Beate Hössler und Jan Lorek (alle TC Nordstetten). Bilder: Eggebrecht

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Erstellt:
04.09.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 04.09.2018, 01:00 Uhr

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