Reutlingen

Das Duell der Giganten: SSV-Keeper gegen Elefant

Peter Strigl über einen tierischen Elfmeterschützen.

04.01.2019

Von Peter Strigl

Dickhäuterin Kimba (zweite von rechts, groß und grau) zieht ab. Die 30-jährige Elefantendame tritt derzeit im Reutlinger Weihnachtszirkus Relaxx von Michael Sperlich (ganz links)an der Kreuzeiche auf, wo sie gemeinsam mit Akrobat René Cassilly jr. (mit Handy) Kunststücke vollführt. Cassillys Vater, der Dompteur René Cassilly sen. (rechts) brachte das Tier gestern beim Elfmeterschießen vor jedem Schuss in Position, dennoch erzielte die Elefantendame gegen Torhüter Milan Jurkovic vom SSV Reutlingen nur einen Treffer. Das Hütchen flog dafür einmal auch noch ins Tor. Bild: Horst Haas

Dickhäuterin Kimba (zweite von rechts, groß und grau) zieht ab. Die 30-jährige Elefantendame tritt derzeit im Reutlinger Weihnachtszirkus Relaxx von Michael Sperlich (ganz links)an der Kreuzeiche auf, wo sie gemeinsam mit Akrobat René Cassilly jr. (mit Handy) Kunststücke vollführt. Cassillys Vater, der Dompteur René Cassilly sen. (rechts) brachte das Tier gestern beim Elfmeterschießen vor jedem Schuss in Position, dennoch erzielte die Elefantendame gegen Torhüter Milan Jurkovic vom SSV Reutlingen nur einen Treffer. Das Hütchen flog dafür einmal auch noch ins Tor. Bild: Horst Haas

Milan Jurkovic hat seine Spätschicht vorsichtshalber abgesagt. „Vielleicht muss ich ja heute noch ins Krankenhaus“, sagt der Keeper des SSV Reutlingen. Der 35-Jährige hat zwar bereits gegen so manches Schwergewicht gespielt, „gegen so eins aber noch nie“. Der Grund: Sein Gegenspieler am heutigen Tag verzehrt täglich 150 bis 200 Kilogramm Nahrung und hat es so in 30 Jahren auf mehrere Tonnen Eigengewicht gebracht.

Kimba ist eine afrikanische Elefantendame. Gemeinsam mit vier weiteren Elefanten wurde sie vom Circus Relaxx für die Weihnachtsshow engagiert. Heute aber tritt sie im Elfmeterschießen an. „Sowas machen die schon öfter in der Manege“, erklärt Zirkusbesitzer Michael Sperlich. „Dann aber mit einem größeren Ball.“

Mit erhobenem Rüssel, in der asiatischen Kultur ein Zeichen für Glück, läuft Kimba an. Ihren ersten Schuss versemmelt sie trotzdem, der zweite sitzt dann aber: tosender Applaus der Fans.

Kimba ist die beste Fußballerin im Stall von René Casselly. „Es gibt auch noch eine Basketballerin“, erklärt sein 22-jähriger Sohn, der ebenfalls den Vornamen René trägt. Er hat der Elefantendame 3-Punktewürfe beigebracht. Ansonsten würden die Elefanten aber keine großen Kunststücke aufführen. „Dafür bin eher ich zuständig“, sagt Casselly jr., der in den Shows mit den Tieren auftritt und beispielsweise Salti auf ihnen vollführt.

Tierschützer kritisieren Haltung und Umgang mit den Dickhäutern und fordern ein Verbot, wie es bereits in vielen anderen europäischen Ländern gilt. Casselly jr. ist im Familienbetrieb bereits die siebte Generation, die mit Elefanten arbeitet. Dass die Tiere mit ihrem Dasein unzufrieden sind, glaubt er nicht. Zumindest nicht bei ihnen: „Sie sind wie Familie für mich.“ Deswegen befürwortet er auch strenge Gesetze, „weil’s den Tieren dann besser geht“.

Ein Problem für den Familienbetrieb ist allerdings das Handelsverbot. Bisher kamen alle Elefanten in jungen Jahren aus Zoos, das sei nicht mehr erlaubt. „Es kann sein, dass wir in 20 bis 30 Jahren keine Elefanten mehr haben“, befürchtet Casselly jr. Die einzige Hoffnung ist die eigene Zucht. Bis jetzt hat der einzige Bulle der Truppe aber noch keinen Nachkommen gezeugt.

Das Elfmeterschießen endet für Jurkovic schlussendlich nicht im Krankenhaus. Die meisten Schüsse hat er pariert. Am Ende darf er sogar noch eine Runde auf Kimba reiten, die trotz ihres einzigen Treffers der Star der Vorführung ist. Mit dem Rüssel erweist sie sich zudem als deutlich geschickter als mit dem dicken Elefantenfuß.

„Das war auch was Besonderes für sie“, sagt Casselly jr. hinterher. Dann geht die Elefantendame aber wieder ins Zelt, da die Temperaturen draußen etwas frisch für die Savannenbewohnerin sind. Noch dieses Wochenende sind Kimba und ihre Artgenossen in Reutlingen. Dann fährt sie nach Hause. Nicht nach Afrika, sondern nach Ungarn. Dort hat die Akrobaten- und Elefantenfamilie ihre Basis.

Zum Artikel

Erstellt:
04.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 04.01.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!