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Das Partyvolk in all seinen Facetten

Wer Tübingen nur bei Tage kennt, würde sich wundern, wenn er morgens um 4 Uhr auf der Neckarbrücke steht. Ein Überblick über die Artenvielfalt des Partyvölkchens.

04.04.2016

Von Lorenzo Zimmer

Das Partyvolk in all seinen Facetten

Die Streithähne: Sie, zwischen 18 und 28, deutlich weniger betrunken als er, und eben er, im selben Alter – kaum noch in der Lage gerade zu laufen – keifen sich lauthals an. Etwa wieso sie so lange mit ihrem Kommilitonen im Raucherbreich geflirtet hat. „Wir haben nicht geflirtet, wir haben über die Uni geredet“, ruft sie und es schallt von der Germanenstaffel bis zum Verkehrsverein.

Die Randalierer: In kleineren Grüppchen, meistens nur Jungs, haben sie kollektiven Testosteronüberschuss. Sie treten gegen Laternen, werfen Baustellenzäune um und schmeißen Fahrräder in den Fluss. Sehr zum Leidwesen aller anderen.

Der Schluckspecht: Zu betrunken, um nach Hause zu finden, wankt er über die Brücke. Er kommt aus dem Schwarzen Schaf, dem Ammerschlag oder Blauen Turm, dem Ribingurumu oder dem Top Ten und hat dort mehr als nur einen über den Durst getrunken. Kaum lebensfähig, streckt er bei jedem vorbei fahrenden Auto den Arm heraus – in der Hoffnung auf ein warmes Plätzchen in einem Taxi, das ihn nach Hause bringt. Vorausgesetzt, er kann seine Adresse noch fehlerfrei aufsagen.

Die Hungrigen: Meist auch in Grüppchen unterwegs. Junge Frauen und Männer, vom Zappeln auf der Tanzfläche nassgeschwitzt und von den Erlebnissen der Nacht hungrig geworden. Ihnen steht der Sinn nach Pizza, Döner oder Burger – entsprechende Läden haben sich längst darauf eingestellt und Öffnungszeiten verlängert.

Die Frischverliebten: Sie trafen sich im Raucherbereich, auf der Tanzfläche oder an der Bar. Er hat etwas Witziges gesagt oder sie einfach nur gefragt, wie sie heißt. Ihr hat gleich sein nettes Lächeln gefallen. Es folgten Tanzen, Pause für einen Longdrink und einen Kurzen, noch innigeres Tanzen – schließlich ein langer Kuss. Jetzt schlendern sie gemeinsam zu ihm (oder ihr?) und der weitere Verlauf der Nacht wird zeigen, ob sie sich auch wiedersehen.

Der Frühaufsteher: Im Herbst, Winter und Frühling meist eingepackt in eine Wetterjacke, im Sommer nur im Shirt, eilt er zu Bus oder Bahn auf dem Weg in seinen Betrieb. Er geht dann zur Arbeit, wenn andere vom Feiern kommen und ignoriert sie alle: Die Streithähne, die Randalierer, die Schluckspechte, die Hungrigen und sogar die Frischverliebten.

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Erstellt:
04.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 04.04.2016, 01:00 Uhr

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