Horb · Verkehr

Daten „nicht verwertbar“

Messgeräte wie die Blitzer in Horb beanstandet das Verwaltungsgericht im Saarland. Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar.

12.07.2019

Von Dagmar Stepper

Daten aus Messgeräten dieses Blitzer-Typs wie in der StuttgarterStraße in Horb hält das Verfassungsgericht des Saarlands für nicht verwertbar. Bild: Frank Wewoda

Daten aus Messgeräten dieses Blitzer-Typs wie in der Stuttgarter Straße in Horb hält das Verfassungsgericht des Saarlands für nicht verwertbar. Bild: Frank Wewoda

Dumm gelaufen für die Stadt: Vor vier Jahren beschloss der Gemeinderat den Lärmaktionsplan für die Stadt mit Tempo-30-Zonen und Blitzern, um den Geschwindigkeitsdrang der Autofahrer auch drosseln zu können. Die Umsetzung zog sich hin, vor allem das Aufstellen der stationären Säulen. Seit zwei Jahren stehen diese nun an der Stuttgarter Straße und in Ihlingen bereit – und sorgen seither für etliche Diskussionen und Unmut in der Stadt.

Der Ärger könnte nun neu entfachen: Denn die Stadt hat sich bei den Messgeräten ausgerechnet für die Modelle Traffistar S350 der Firma Jenoptik entschieden – und diese Säulen wurden am Dienstag vom Verfassungsgericht im Saarland nun beanstandet. Ein geblitzter Autofahrer hatte gegen diese Messanlagen des Typs Traffistar S350 geklagt, da sie nicht alle Messdaten speichern. Die Verfassungsrichter gaben dem Autofahrer recht: Die Grundrechte des Autofahrers auf ein faires Verfahren sei verletzt, die Messgeräte seinen „nicht verwertbar“.

On nun eine Klagewelle auf das Land Saarland hereinbricht, ist ungewiss – genauso die Auswirkungen in der Neckarstadt Horb. Hier gibt man sich auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE noch gelassen, da das Urteil des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes derzeit nur unmittelbare Geltung für das Saarland hat und die Zulassung für das betroffene Modell durch das Urteil nicht aufgehoben wurde. „Aber die Stadtverwaltung hat das Urteil sehr wohl zur Kenntnis genommen“, schreibt Stadtsprecher Christian Volk. Man befinde sich derzeit in enger Abstimmung mit der Firma Jenoptik. „Nach Aussage des Herstellers soll in Kürze ein Software-Update erfolgen, so dass die Messdaten komplett gespeichert werden“, teilt Volk weiter mit. Auch das Landesverkehrsministerium in Stuttgart sei in eine entsprechende Prüfung eingestiegen. Aber der Stadtspitze ist auch eins klar: „Die Stadtverwaltung prüft aktuell, welche rechtlichen Auswirkungen sich gegebenenfalls auch für Horb ergeben könnten“, betont Volk.

Die beiden Messgeräte befinden sich noch im Besitz der Firma Jenoptik und sind von der Stadt nur angemietet. Der Gemeinderat hat im Frühjahr allerdings beschlossen, die Blitzer zu kaufen und in Eigenregie zu führen. Auf wen eventuelle Regressforderungen von Temposündern zukommen könnte, bleibt daher eine offene Frage.

Die Firma Jenoptik wehrt sich inzwischen gegen das Urteil: „Wir halten das Urteil für nicht richtig. Es setzt ein schlechtes Zeichen für die Verkehrssicherheit in Deutschland“, schreibt der Hersteller in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage. Die Messtechnik funktioniere zuverlässig und korrekt, das Messgerät TraffiStar S350 erfülle alle bestehenden gesetzlichen Regelungen für eichpflichtige Messgeräte nach dem Mess- und Eichgesetz sowie der Mess- und Eichverordnung. Noch im Juli will Jenoptik eine entsprechende Software-Änderung vorlegen.

Die Messdaten

Rund 750 Blitzer des Typs Traffistar S350 sind bundesweit im Einsatz – darunter 2 in Horb, Das Jenoptik-Gerät misst die Geschwindigkeit auf der Grundlage von Laserimpuls-Laufzeitmessungen. Die Rohmessdaten werden dabei nicht gespeichert, sodass das Messergebnis im Nachhinein nicht mehr nachvollzogen und überprüft werden kann. Jenoptik sieht das anders: „Die Positionsdaten des Fahrzeuges, wie Beginn, Ende, Fotopunkt und Abstand zum Fahrbahnrand, werden nach der Messung im Foto mitgegeben. Somit ist das Fahrzeug eindeutig auf der Fahrbahn zugeordnet und der Messablauf kann dadurch zu einem späteren Zeitpunkt nachgestellt werden“, schreibt die Firma in einer Stellungnahme.

Zum Artikel

Erstellt:
12.07.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 12.07.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!