Industrieansiedlung

Der Abbruch hat begonnen, die Mieter sind noch unklar

Das Logistikunternehmen P3 hat Im Horber Industriegebiet Heiligenfeld die Arbeiten für den Neubau begonnen.

09.02.2019

Von Dagmar Stepper

So könnte der zukünftige Logistikbau Ende 2019 aussehen. Grafik: P3

So könnte der zukünftige Logistikbau Ende 2019 aussehen. Grafik: P3

Der Bagger beißt sich ins Gebäude, reißt ein Stück heraus, es fliegt krachend zu Boden. Das frühere Holzäpfel-Gebäude im Industriegebiet Heiligenfeld ist bald Geschichte. Die ehemaligen Mitarbeiter des Schrank- und Trennwandherstellers konnten sich Anfang Januar von dem Gebäude verabschieden, rund 60 sind gekommen. „Das Gebäude war noch tipptop“, sagt einer der Beschäftigten, der sich an unsere Zeitung wandte.

Im September vergangenen Jahres kaufte der P3-Investor das 65 000 Quadratmeter große Gelände, P3 ist auf Logistikimmobilien spezialisiert. Für die Firma mit Hauptsitz in Prag war es ein Glücksfall, die größte verfügbare Fläche im Großraum Stuttgart erwerben zu können. Holzäpfel siedelte sich 1976 im Heiligenfeld an, wurde später zum Büromöbelhersteller König + Neurath. Doch Ende 2004 schloss das Unternehmen damals überraschend, begründet wurde der Schritt mit der anhaltend schwierigen Situation auf dem Büroeinrichtungsmarkt. Horb hatte eine Industriebrache mehr. Doch dann schlug P3 zu, der das Gelände von König + Neurath direkt gekauft hatte.

Der Antrag auf Abbruch des Gebäudes und die Baugenehmigung für die neue Halle liegen schon seit 2018 vor. Das alte Firmengebäude erfülle die Standards nicht mehr, sagt P3. Ein Neubau könne die knappen Flächen und Ressourcen besser nutzen, sei ökologisch und ökonomisch für die Kunden besser geeignet. Am 21. Januar begann der Abriss, er soll bis 13. Mai andauern. Auf dem Gelände will der Investor einen Logistikpark mit knapp 34 000 Quadratmetern errichten.

Die Strategie von P3 ist, Grundstücke zu erwerben, dort Gebäude zu errichten und diese anschließend zu vermieten. „Durch die Nähe zum Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen und ein Umfeld mit zahlreichen mittelständischen Unternehmen ist der Standort besonders attraktiv für Kontraktlogistiker im industriellen Bereich. Die geplante Halle eignet sich durch ihre Lage in einem Umfeld mit hoher Kaufkraft ebenso gut für Handel und E-Commerce“, schrieb P3 in einer Pressemitteilung im vergangenen Jahr.

Der Kauf erregte die Gemüter, vor allem die Gegner des geplanten Gewerbegebiets in Ahldorf wollten es nicht glauben, dass sich ausgerecht ein Logistikunternehmen ansiedelt, wenn doch Gewerbefläche in Horb so knapp ist. Doch die Stadt verwies im September auf unsere Anfrage hin auf den Eigentümer König & Neurath bzw. Holzäpfel, an den die Fläche in den 1970-Jahren verkauft wurde. Außerdem wäre das Gelände in der Vergangenheit schon von einem Logistikunternehmen genutzt worden. Und auch bei erneuter Anfrage der SÜDWEST PRESSE betont Stadtsprecher Christian Volk, dass das Gelände in einem Industriegebiet liegt und die Anbindung an das örtliche und überörtliche Straßennetz gegeben ist, und mit dem Bau der Horber Hochbrücke sogar noch verbessert wird.

Was und wer sich nun genau in dem Logistikpark ansiedeln wird, das steht immer noch in den Sternen. „Laut Investor soll der Neubau vor allem an Produktions-, Logistik- und Montageunternehmen vermietet werden“, sagt Stadtsprecher Volk.

P3 äußerst durch sich durch die Pressesprecherin Gisela Blaas dazu äußerst knapp: Auf die Frage: „Gibt es inzwischen Mieter, wenn ja welche und aus welchen Branchen?“, kommt lediglich als Antwort: „Nein.“ Auch zum erwarteten Verkehrsaufkommen an Schwerlastverkehr ist P3 zugeknöpft. „P3 ist Vermieter und kann zu den Geschäften der Kunden keine Auskunft geben“, schreibt Blaas.

Wird die Stadt sich einschalten, wenn sich durch reine Logistiker sich die Lastwagen verstärkt durch Horb gen Autobahn quälen? Dazu Stadtsprecher Volk: „Sollte sich ein verkehrsträchtiges Unternehmen ansiedeln, ist es selbstverständlich so, dass die Stadtverwaltung vorab in weitere Gespräche einsteigt, um über entsprechende Zufahrtskonzeptionen zu sprechen, wie dies in der Vergangenheit beispielsweise auch bei Bosch-Rexroth oder beim Steinbruch in Talheim gemacht wurde. Ziel ist es dabei immer, den Verkehr für die Allgemeinheit so erträglich wie möglich zu gestalten.“

Für den ehemaligen Holzäpfel-Mitarbeiter ist das alles ein bisschen zu wenig an Antworten: „Ich vermisse wirklich die Bürgerbeteiligung“, sagt er gegenüber der SÜDWEST PRESSE. „Die Anwohner haben ein Recht darauf zu erfahren, was hier kommt.“ Klar scheint indessen nur eins: Die Bauzeit beträgt etwa sechs Monate, P3 will im vierten Quartal fertig sein.

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Erstellt:
09.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2019, 01:00 Uhr

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