Holzhausen · Fußball

Der Dribbelkönig geht

Dominik Bentele verlässt den FC Holzhausen. Aufwand in der Verbandsliga für den 29-Jährigen zu hoch.

02.06.2020

Von Jürgen A. Klemenz

DominikBentele

Dominik Bentele

Eigentlich wollte Dominik Bentele, mittlerweile 29 Jahre alt, seine Karriere in Holzhausen beenden. Drei erfolgreiche Jahre hat der Dribbelkünstler, der zuvor schon seit seiner A-Juniorenzeit in sieben Vereinen kickte, darunter in der 3. Liga, der Regional- und der Oberliga, in Holzhausen hinter sich, so lange hat er es noch in keinem Verein ausgehalten. Bentele schien nach den Wanderjahren in Holzhausen heimisch geworden zu sein. „Ich wollte eigentlich nicht mehr weg“, sagt er. Ausgerechnet der Aufstieg in die Verbandsliga des FC – vorausgesetzt die Delegierten des außerordentlichen Verbandstages stellen sich am 20. Juni hinter den WFV-Vorstandsbeschluss – ist mit ein Grund dafür, dass Bentele den Holzhausern in der vergangenen Woche doch abgesagt hat. Seiner Aussage zufolge will er weiter Landesliga spielen, seinen neuen Verein hat er schon, will diesen aber erst Ende dieser Woche bekanntgegeben. „So lange haben wir Stillschweigen vereinbart.“

Zwei Gründe nennt Bentele für seinen doch etwas überraschenden Abschied von Holzhausen. Zum einen glaubt er nicht daran, dass der FC sich eine verbandsligataugliche Mannschaft zusammenstellen wird. „Nur mit jungen Spielern, selbst wenn sie eine hohe Qualität haben, wird man gegen die ausgebufften Spieler, die es in der Verbandsliga gibt, nicht bestehen können. Und ich habe keine Lust, den höheren Aufwand zu betreiben, zum Teil 200 Kilometer stundenlang mit dem Bus zu fahren, um dann jede zweite Woche mit einer Klatsche nach Hause zu kommen.“ Zum anderen sind die Gespräche mit dem FC nicht so verlaufen, wie sich das Bentele vorgestellt hat. „Nach dem ersten Gespräch war ich sehr enttäuscht. Da war für mich ausschlaggebend, dass ich nicht mehr die Wertschätzung bekommen habe wie in den letzten Jahren.“ Daran hat dann auch ein zweites Gespräch nicht mehr viel geändert. Obwohl Bentele danach sagte, dass man sich ein Stück weit nähergekommen sei, war sein Entschluss bereits gefallen. Nach Patrick Detta, Riccardo Spataro, Patrick Seil, Adrian Jungebloed und Keeper Allan Jasiak ist Bentele jetzt der fünfte Feldspieler, der den FC verlässt. Wobei allerdings nur Spataro und Bentele Stammspieler waren, Detta hat in dieser Saison keine drei Spiele über 90 Minuten gemacht.

In Bentele verliert der FC „den besten Außenspieler der Liga“, wie ihn unlängst Gärtringes Trainer Hanjo Kemmler bezeichnet hat. Seine Spezialität, mit denen er die Abwehrspieler verwirrt hat. Doppelte oder dreifache Übersteiger und Flanken, mit dem rechte Fuß hinter dem linken Standbein geschlagen.

In Rosenfeld aufgewachsen, spielte Bentele zunächst bei der TSG Balingen, dann in der U 17 und U19 beim SC Freiburg, wobei er in der U 17 sogar zum zweimaligen Nationalspieler reifte. Weiter ging es dann in die U 19 des SSV Reutlingen, dann in die Regionalliga-Mannschaft des SSV. Nach der Insolvenz der Reutlinger wechselte Bentele zum Drittligisten VfR Aalen. Allerdings steckte der im Abstiegskampf und Trainer Rainer Scharinger hatte für den jungen Offensivspieler keine Verwendung. Nur ein in Einsatz über 45 Minuten steht in der halbjährigen Zeit in der 3. Liga zu Buche. Ähnlich erging es Bentele dann bei der SG Sonnenhof Großaspach, allerdings aus anderen Gründen: Die wollten unbedingt in die dritte Liga aufsteigen und rüsteten auf, so dass nach eineinhalb Jahren, in denen Bentele zudem eine langwierige Adduktorenverletzung zurückwarf, Schluss in Großaspach war. Es folgten eineinhalb relativ erfolgreiche Jahre beim SC Pfullendorf in der Regionalliga, dann ein Jahr beim SV Berg in der Verbandsliga, ein Jahr beim FC Ravensburg in der Oberliga, noch einmal ein Jahr in Berg (Verbandsliga), ehe Bentele, der in Rosenfeld wohnt, zu Beginn der Saison 2017/18 im 17 Kilometer entfernten Holzhausen anheuerte.

Holzhausens Sportlicher Leiter Emanuele Ingrao war nach der Absage Benteles sichtlich enttäuscht: „Bentele zu verlieren, ist natürlich ein Verlust für uns. Ich weiß auch nicht, was er mit seiner Aussage der mangelnden Wertschätzung gemeint hat. Dass ihm der Aufwand in der Verbandsliga zu groß ist, muss man akzeptieren. Ich vermute aber, dass seine Entscheidung schon länger feststand.“ Ingrao hält zudem nichts davon, den Spielern nachzutrauern, die den Verein verlassen. „Wir richten unser Augenmarkt auf die, die da sind und die, die zu uns kommen. Und die haben eine hohe Qualität.“ Vier Neuzugänge hat der FC bisher präsentiert: Max Brendle (19) vom TuS Ergenzingen, Max Caljkusic (19) vom FC 08 Villingen, Luca Pantel (21) vom FC Pfaffenweiler und Kevin Müller (22) vom SV Zimmern: Heute kommen noch ein 25-jähriger Innenverteidiger aus der Verbandsliga und ein Torwart, der vergangenen Mittwoch 21 Jahre alt wurde, aus der Bezirksliga Schwarzwald dazu.

Benteles Noch-Mannschaftskollege und Torjäger Janik Michel sieht die Situation für die kommenden Runde in der Verbandsliga nicht ganz so pessimistisch. „Natürlich ist das bitter für uns, wenn Bentele geht. Aber wir haben nach wie vor erfahrene Spieler in unseren Reihen. Und die Neuen sind allesamt ausgezeichnete Spieler. Kevin Müller zum Beispiel kann Bentele auf der Außenbahn sicher ersetzen. Und in Manuel Zug, der nach eineinhalbjähriger Verletzungspause wieder im Training ist, hat der FC quasi einen weiteren erfahrenen Neuzugang. Trainer Martin Kiefer zum Beispiel hat Zug angesichts dessen langer Verletzungspause noch nie spielen sehen.

Zum Artikel

Erstellt:
02.06.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 41sec
zuletzt aktualisiert: 02.06.2020, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!