OB-Wahl

Der Guru hinter den Kulissen

Für seine geplante Wiederwahl überlässt Peter Rosenberger nichts dem Zufall. Seine Kampagne wird von einem der besten seines Faches unterstützt: Klaus Abberger – der Bürgermeister-Macher. Seine Konkurrenten kämpfen lieber allein.

07.07.2017

Von Benjamin Breitmaier

Der Wahlkampf für den Horber Rathaus-Sessel läuft auf Hochtouren. Bild: Kuball

Der Wahlkampf für den Horber Rathaus-Sessel läuft auf Hochtouren. Bild: Kuball

Spiegel Online ist heiß auf ihn. Er war Protagonist einer Reportage der Sendung „37 Grad“, die im Mai auf mehreren öffentlich-rechtlichen Sendern ausgestrahlt wurde. Er ist Buchautor und allgemein anerkannt als wahrer Guru in seinem Fach.

Wenn in Baden-Württemberg ein Mann oder eine Frau den wichtigsten Stuhl einer Gemeinde auf acht oder mehr Jahre in Anspruch nehmen will, hebt er oder sie den Hörer ab und wählt die Nummer eines ehemaligen Nordstetters. Am anderen Ende hebt ein Mann ab, der auf seiner Webseite mit einer 70 Prozent Erfolgsquote wirbt: Klaus Abberger – der Bürgermeister-Macher.

Nach SÜDWEST PRESSE-Informationen betreut der 49-Jährige aktuell auch in Horb einen prominenten Kunden: Peter Rosenberger. Auf Nachfrage geben sich Rosenberger und Abberger aufgrund des laufenden Wahlkampfes noch bedeckt. Abberger bestätigt jedoch: „Ich helfe Peter.“ Allerdings sei er wie bei jeder Wahl um Unsichtbarkeit bemüht: „Es geht nicht um mich. Es geht um den Kandidaten“, erklärt der Experte. Er und Rosenberger kennen sich „seit vielen Jahren“, wie der Amtsinhaber betont. Schon beim ersten Wahlkampf in Horb hatte Abberger ihn unterstützt. In Mannheim war der Berater zwar nicht aktiv, doch auch hier gab es Gespräche im Vorfeld. In einem Spiegel-Online-Interview aus dem Jahr 2013 erklärte Abberger, dass ein Bürgermeister, der gewinnen will, etwa einen Euro pro Einwohner in die Kampagne investieren muss. Er betont jedoch, dass die Faustregel auf Rosenbergers Wahlkampf nicht zutrifft: „Um Gottes willen, da liegt Horb weit darunter.“

Es lässt sich durch das Engagement des Politikberaters trotzdem die Feststellung treffen, dass Rosenberger für den 16. Juli nichts dem Zufall überlassen will. Die Aufgaben des Experten beschränken sich laut Amtsinhaber aber hauptsächlich auf die „Logistik“. Heißt: Flyer erstellen, Webseite betreuen, Fotos machen. Außerdem „sprechen wir verschiedene Dinge miteinander durch“, erklärt Abberger. Gemeint sind beispielsweise bestimmte Formulierungen in Reden. Mit Rosenbergers Wahlprogramm habe er nichts zu tun. Die Inanspruchnahme der Dienste des Politikberaters begründet Rosenberger hauptsächlich mit mangelnder Zeit: „Da ich derzeit keinen Stellvertreter habe und einen Full-Time-Job machen muss, war es klar, dass ich jemanden brauche, der mich im Hintergrund flankiert.“

Für die beiden Herausforderer Hermann Walz und Thomas Bauer könnte es nun noch schwerer werden. Sie sind beide keine Berufspolitiker, beide sind vollzeit-beschäftigt. Die einzige Gelegenheit, um Wahlkampferfahrung zu sammeln, bot sich Hermann Walz bei der Kommunalwahl im Jahr 2014. Thomas Bauer muss sich in einem komplett neuen Metier zurechtfinden. Walz wie Bauer haben außerdem betont, dass sie ihre Kampagnen komplett allein organisieren.

Der Horber Oberbürgermeister-Wahlkampf scheint sich mit dem Engagement eines derart prominenten Beraters noch mehr in Richtung Kampf zweier Davids gegen den Amtsinhaber-Goliath zu bewegen.

Ist das ungerecht? „Nein“, meint Herausforderer Hermann Walz. „Ich komme auch so klar. Wenn er meint, dass er in acht Jahren so schlecht war, dass er einen prominenten Politikberater braucht, dann spricht das auch eine Sprache.“ Er selbst hätte nur ein paar Helfer, die ihm bei einer Postkartenverteilaktion helfen, die nächste Woche beginnen soll. Was seine Chancen am 16. Juli betrifft, bleibt er realistisch: „Wenn Thomas Bauer und ich es schaffen, Rosenberger in einen zweiten Wahlgang zu zwingen, werte ich das als Erfolg.“ Bestätigung bekomme er in diesen Tagen von Bekannten wie Fremden, die ihn dazu beglückwünschen, sich überhaupt aufgestellt zu haben.

Ambitionierte Ziele hat Kandidat Thomas Bauer. Auf einer Tafel bei sich zuhause steht weiterhin die Zahl 51,3 Prozent im ersten Wahlgang. Auch er macht seine Kampagne nahezu im Alleingang, bis hin zum Holzklötzchen sägen für die Plakathänger. Beim Verteilen der 11 000 Flyer erhält aber auch er Unterstützung von Nachbarn und Freunden. Der wichtigste Berater sei für ihn seine Familie. Dass Rosenberger einen Profi engagiert, interessiert ihn nicht: „Wenn er sich richtig sicher in diesem Amt fühlen würde, hätte er keinen Berater nötig“, lautet sein Kommentar.

Er will sich in den kommenden Tagen weiter die Hände schmutzig machen. Gestern Abend war
er beim ASV Nordstetten und
hätte mit den Sportlern Platten
für deren Einfahrt verlegt, um danach mit ihnen in Gespräch zu kommen.

Ob diese Strategie gegen den Amtsinhaber Wirkung zeigt, erfahren die Horber erst am Abend des 16. Juli.

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Erstellt:
07.07.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 07.07.2017, 01:00 Uhr

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